Tutzing:Das "Traubinger Loch" wird noch lange in der Friedhofsmauer klaffen

Traubing: eingestürzte Friedhofsmauer

Die Plane und Sandsäcke schützen die eingestürzte Mauer in Traubing.

(Foto: Nila Thiel)

Mit Steinen und Sand befüllte Industriesäcke stützen derzeit die marode Friedhofsmauer, damit die Gräber nicht unterspült werden.

Von Christian Deussing

Nie wieder soll die denkmalgeschützte Friedhofsmauer in Traubing einstürzen. Doch die Sanierung des etwa 300 Jahre alten Gemäuers an der Kirche Mariä Geburt erweist sich weiterhin als kompliziert. Derzeit stützen 35 mit Steinen und Kiessand befüllte Industriesäcke, sogenannte "Big Packs", die 35 Meter lange Mauer ab. Gräber oder weiteres Erdreich könnten nicht abrutschen, versichert Traubings Pfarrer Leander Mikschl. Die fünf Meter breite Bruchstelle ist mit einer Plane geschützt, damit das Fundament der angrenzenden Grabstätten nicht unterspült wird. Der Pfarrer hofft, dass das Sanierungskonzept in einigen Monaten fertig ist und im kommenden Frühjahr die Arbeiten beginnen, um die Mauer in möglichst alter Form wieder herzustellen.

Der Geistliche geht davon aus, dass deshalb bis zum August 2018 die Weilheimer Straße vor dem Friedhof nur einspurig befahrbar ist. Somit wird das "Traubinger Loch" endgültig zu einem Geduldsspiel. Nach einem Gewitterregen war am 15. Juli die Friedhofmauer eingestürzt, das Geröll ergoss sich teilweise auf die Straße. Mit Kies, Säcken und Natursteinen verhinderten die Feuerwehr, der Bauhof und Dorfbewohner, dass die Mauer weiter abrutscht. Statiker, Archäologen, Denkmalpfleger und das Bischöfliche Ordinariat in Augsburg basteln an einem Konzept, das funktionieren muss. Es wurde dafür gebohrt, geschürft und ein Bodengutachten erstellt. Die Experten messen zudem den Druck, der auf dem Gestein lastet. Sie hatten auch entdeckt, dass früher vor die alte Mauer eine zweite gesetzt worden war. Bereits die Notsicherungen, Probebohrungen und das Plankonzept kosten laut Pfarramt etwa 40 000 Euro. Insgesamt dürfte das Bauprojekt einige hunderttausend Euro verschlingen, befürchtet Pfarrer Mikschl.

Es sei nun "wirklich sinnvoll, eine nachhaltige und dauerhafte Lösung anzustreben", sagt Traubings Feuerwehrkommandant Franz Matheis. Er prüft stets die Mauer und ihr großes klaffendes Loch. Schon ein Jahr vor dem Einsturz habe er das Bistum in Augsburg vor der offenbar instabilen Mauer und deren Auswölbung gewarnt. Schließlich war das Bauwerk vor 20 Jahren schon einmal eingebrochen.

Auch Thomas Kazmaier, Techniker in einem Ingenieurbüro im Dorf, sieht täglich die gestapelten Stützsäcke vor dem Sanierungsfall. Für ihn und viele Traubinger ist der erneute Einsturz keine Überraschung. Er wundert sich daher, dass es erst soweit kommen musste und zuvor "Hohlstellen nur notdürftig geflickt" worden seien. "Das hätten sich private Grundeigentümer nicht erlauben dürfen", ärgert sich der Mann. In der Nähe der Friedhofsmauer unterhalten sich zwei Frauen, und sie frotzeln: "Die Säcke davor sind doch eine tolle Werbung für die Baustofffirma."

Wegen der dauerhaften Engstelle können die Patienten der Praxis "Spürbar" gegenüber der Mauer nicht mehr parken. "Schön ist auch der Anblick nicht", sagt die betroffene Physiotherapeutin, die das Gerumpel des herausbrechenden Gesteins am 15. Juli erlebt hat. In der Nähe wohnt Landwirtin Anna Kögel, die inständig hofft, dass die Mauer an den Gräbern nun richtig repariert wird und ewig hält. "Sonst hauen dort die Toten ab", mahnt die Bäuerin.

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