Tutzing:Sektfrühstück und Fensterputzer

Lesezeit: 2 min

Die Tutzinger Christusgemeinde plant für ihr Sommerfest eine ganz besondere Versteigerung. Der Erlös soll der Renovierung der Kirche zugute kommen.

Von Alexandra Krug

Die evangelische Pfarrerin Ulrike Wilhelm vor ihrer renovierungsbedürftigen Tutzinger Kirche. Foto: Fuchs (Foto: STA Franz X. Fuchs)

An Kreativität mangelt es den Mitgliedern der evangelischen Pfarrgemeinde Tutzing mit Sicherheit nicht. Das beweist vor allem der im Juli 2012 gegründete Verein "Bausteine Christuskirche", der sich bereits zahlreiche Aktionen ausdachte, um Spenden für die anstehende Sanierung der evangelischen Kirche in Tutzing zu sammeln - und die Aktionen kamen bei den Bürgern auch gut an. So konnten beispielsweise auf einer Auktionsplattform mehr als 100 Objekte, Dienstleistungen oder Unternehmungen ersteigert werden, sei es ein Sektfrühstück mit dem Direktor der Evangelischen Akademie Udo Hahn und dessen Frau, ein Goldschmiede-Workshop oder ein Gutschein für eine Fensterreinigung.

"Die Auktion war ein großer Erfolg, die Leute hatten sehr viel Spaß an der Sache", freut sich Pfarrerin Ulrike Wilhelm. Die Tutzinger hatten sogar so viel Spaß daran, dass die Kirche bei der finalen Auktion ganze 10 000 Euro für die Sanierung zurücklegen konnte. Geld, das auch dringend benötigt wird, denn die Kosten für die Renovierung liegen bei 650 000 Euro. Doch trotz der pfiffigen Ideen des Fördervereins "fehlt noch etwa die Hälfte des Geldes", erklärt Wilhelm. Das ist auch der Grund dafür, dass die Renovierung verschoben werden musste. Ursprünglich sollte sie in diesem Jahr stattfindet. Nun hofft Pfarrerin Wilhelm, dass im kommenden Jahr mit den Arbeiten begonnen werden kann.

Problematisch ist, dass die Kirchengemeinde jedes Jahr etwa 50 Mitglieder verliert, weiß Wilhelm. Das Finanzbudget, das die Landeskirche der Gemeindekirche zur Verfügung stellt, wird jedoch nach der Anzahl der Gemeindemitglieder bemessen und schrumpft folglich immer mehr.

Doch welche Maßnahmen sind überhaupt erforderlich, um die inzwischen fast 84 Jahre alte Kirche zu sanieren? "Unser vordringlichstes Problem ist die sehr marode Heizung", erklärt die 53-jährige Pfarrerin, "die ist inzwischen schon ein Sicherheitsrisiko." Denn abgesehen davon, dass manche Bänke in der kleinen Kirche gar nicht mehr beheizt werden können, gab es wegen der defekten Heizung auch bereits einen Funkenregen im Gebäude - zum Glück ohne größere Folgen. Darüber hinaus ist auch die Orgel nach Jahrzehnten dringend renovierungsbedürftig. Für dieses kostspielige Unterfangen finden bereits seit fast zwei Jahren an jedem ersten Sonntag im Monat Benefizkonzerte statt, die der Kirche bisher etwa 6000 Euro eingespielt haben, so Wilhelm. Aber auch der Innenraum der Kirche soll in völlig neuem Glanz erstrahlen, schließlich sei "die Kirche, so wie sie ist, einfach nicht mehr zeitgemäß", findet die Pfarrerin.

Das Konzept für die Umgestaltung des Innenraumes stammt von dem Allgäuer Bildhauer Christian Hörl. Er hat es frei nach den Worten Jesu Christi "Ich bin das Licht der Welt" entworfen. Derzeit müsse sogar bei hellstem Sonnenschein Licht eingeschaltet werden, sagt Wilhelm. Nach dem Umbau soll sich das ändern: Hörl will erreichen, dass mehr Licht in die Kirche dringen kann. Ändern soll sich auch die Anordnung der Sitzreihen. Statt einer durchgehenden will der Bildhauer zwei Reihen einbauen lassen. Grund: Die Christuskirche soll für Brautpaare attraktiver werden. Die jetzige Anordnung schrecke viele Paare ab, die von außerhalb kommen, sagt die Pfarrerin. Denn diese wollten lieber durch den Mittelgang einziehen. "Durch die derzeitige Einrichtung gehen uns da also auch Einnahmen verloren", bedauert Wilhelm.

Damit die Renovierung im Jahr 2015 realisiert werden kann, haben sich die Protestanten auch schon wieder neue Aktionen überlegt: Beim Sommerfest der evangelischen Kirchengemeinde soll es Lose geben, mit denen man wieder unvergessliche Erlebnisse gewinnen kann - etwa ein Wellness-Wochenende oder Unternehmungen, die man normalerweise nicht kaufen kann. Die Tutzinger können gespannt sein, denn jeder kann davon profitieren - selbst die Pfarrerin. Sie erinnert sich gerne an die vorangegangene Auktion. "Mein persönlicher Höhepunkt war, dass mein Mann für mich die Ballonfahrt ersteigert hat", schwärmt die 53-Jährige. Ein unvergessliches Erlebnis.

© SZ vom 20.03.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: