Tutzing:Naturschützer kritisieren Rodung

Bürgermeister Krug: Ein alter undichter Kanal nahe dem Johannishügel verlangt "unverzügliches Handeln"

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Kopfschütteln bei Günter Schorn vom Bund Naturschutz (BN) Starnberg. Ihm mag überhaupt nicht einleuchten, warum Tutzing den lange diskutierten Beachvolleyballplatz jetzt ausgerechnet gegenüber dem Museumsschiff im Landschaftsschutzgebiet platziert. Der Bauausschuss hatte das in seiner jüngsten Sitzung mit 8:2 Stimmen so entschieden. Der Kreisvorsitzende, selbst in Tutzing ansässig, appelliert dringend, "diesen Beschluss noch einmal zu überdenken". Was ihm besonders aufstößt: Gleich nach der Sitzung seien mehrere Erlen nahe dem Johannishügel gefällt worden. Man habe Fakten schaffen wollen.

Dieser Mutmaßung widerspricht Bürgermeister Rudolf Krug. Gemeindemitarbeiter hätten zwar nach dem Beschluss das Gelände in Augenschein genommen. Was "unverzügliches Handeln" notwendig gemacht habe, sei jedoch ein 50 Zentimeter dickes undichtes Kanalrohr gewesen. "Von diesem Kanal haben wir bislang gar nichts gewusst", sagt Krug. Der Kanal dürfte mindestens 50 Jahre alt sein. Weil er wohl - durch Baumwurzeln beschädigt - schon lange leck sei, sei der auwaldähnliche Bewuchs rundherum überhaupt erst entstanden. "Man kann hier also gar nicht von unberührter Natur sprechen", so Krug, zumal dort früher auch Schrebergärten gewesen seien. Jetzt werde das 30 Meter lange Stück für etwa 10 000 Euro durch ein Stahlbetonrohr ersetzt und mit einem Revisionsschacht ergänzt . Und wenn schon Bagger anrückten, wolle man möglichst auch gleich den Beachvolleyballplatz in der Nähe errichten - "ohne irgendeine Rodung".

BN-Kreisvorsitzender Schorn sieht in dem Sportfeld eine Salami-Taktik, das Landschaftsschutzgebiet Auwald nach und nach aufzuwerten. "Zuerst heißt es dann, da ist es so schattig, dann gibt es Windwurf, und so wird es immer weitere Eingriffe geben", mutmaßt der Naturschützer. Der BN favorisiert nach wie vor den Standort am Nordostrand des alten Volksfestplatzes, außerhalb des Landschaftsschutzgebietes. Der war schon intensiv erwogen worden. Allerdings hatte ein Anlieger ein Lärmgutachten erstellen lassen. Herauskam, dass zu seinem Schutz eine Lärmschutzwand hätte gebaut werden müssen. Was Schorn zufolge aber auf der völlig abwegigen Annahme beruhte, dass sich bis zu 400 Zuschauer um den Platz tummelten. Er kreidet dem Rathaus an, vor Bedenkenträgern eingeknickt zu sein.

Von dort heißt es, der Schallschutz sei nicht der einzige Grund gewesen, diesen Standort zu streichen. Zu weit weg vom Wasser - "Das hätte mit Beach wirklich nichts mehr zu tun gehabt", stellt Krug klar -, dazu mitten auf einem Parkplatz. Eine Liegewiese hätte man künstlich schaffen müssen. "Wir haben mehrere Standorte intensivst untersucht", betont Krug. Nach einem Umschwenken hört sich das nicht an.

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