Tutzing:Menschen im Alltagsleben

Tutzing Galerie Anne Benzenberg, Ausstellung

Elene Deberdeeva und Angela Eberhard zeigen Bilder und Plastiken in der Galerie am Rathaus in Tutzing.

(Foto: Georgine Treybal)

Künstlerinnen zeigen ihre Werke in der Tutzinger Galerie am Rathaus

Die etwa 45 Zentimeter hohe Frauenfigur trägt den Titel "Liberta". Sie hat die typische Haltung der Freiheitsstatue, auch der Faltenwurf ihres Kleides oder der erhobene Arm stimmen mit dem Vorbild in New York überein. Doch bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass die Frau keine Fackel hochhält, sondern einen Bleistift. Die Idee zu dieser Plastik hatte die Keramikkünstlerin Angela Eberhard nach dem Terroranschlag auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo im Januar. Ob "Gänseliesel", "Aqua Power" oder "Liebäugler": Eberhards Plastiken sind lebendige Figuren mit Charakter. Sie stellt die Menschen im Alltagsleben dar mit ihren Schrullen und Eigenheiten, traurig oder eitel, verletzlich oder charmant mit einem blitzenden Schalk in den Augen. "Bei mir bist Du schön" heißt die Ausstellung in der Galerie am Rathaus in Tutzing, in der neben Eberhards Kunstwerken auch Porträts und Stillleben der Malerin Elena Deberdeeva zu sehen sind. Was die beiden Künstlerinnen aus München verbindet ist ihre starke Orientierung an der Realität. Ihre Werke sind gegenständlich und sorgfältig ausgearbeitet. Doch wirken sie nicht fotografisch korrekt; denn sie geben den subjektiven Blick der Künstlerinnen wieder. "Es ist nicht das Schöne, glattpolierte, was dem Betrachter im Gedächtnis bleibt, sondern es sind die Brüche", erklärte Kathrin Bach bei ihrer Einführung. Mit viel Sachverstand hat die Galeristin Anne Benzenberg die Werke zu einem stimmigen Ganzen zusammengestellt. So steht vor einem Blumenbild eine Dame mit Rosen.

Eberhard geht mit offenen Augen durch die Straßen. Sie beobachtet ihre Mitmenschen im Alltag und fotografiert sie in ihrer typischen, charakteristischen Haltung. Eine Woche lang arbeitet sie dann in ihrem Atelier, um ihren Tonplastiken Leben einzuhauchen. Die Augen betont sie, indem sie sie mit speziellen Glasfarben bemalt. Eberhard kann ihren Beruf - sie ist promovierte Sozialpädagogin - nicht verleugnen. Ihr Thema sind die Menschen und ihre Beziehung zueinander. Dabei beweist die Künstlerin durchaus Sinn für Humor und Ironie. "Drum prüfe, wer sich ewig bindet", nennt sie beispielsweise eine Plastik, bei der Fuchs und Gans ein eng umschlungenes Paar abgeben.

Elena Deberdeeva wuchs zu Zeiten der Sowjetunion in der Ukraine auf und machte dort eine Ausbildung zur Bühnenbildnerin bevor sie an der Kunstakademie in München studierte. Wenngleich sich bei ihrer gegenständlichen Malerei ihre Herkunft nicht verleugnen lässt, hat sie dennoch eine eigene Sicht der Dinge. Sie frage sich stets, was der Mensch, den sie darstellt, für sie selbst bedeute, sie versuche in sein Inneres zu sehen, erklärt sie. "Es ist meine Sicht der Person und nicht streng nach dem Schönheitsideal." Die Künstlerin stellt die Menschen in ihrem Lebensraum dar. Ihre Bilder wirken spontan, der Pinselduktus ist frei und locker. Sie zeigt den Menschen in seiner privatesten Umgebung, wenn er sich scheinbar unbeobachtet fühlt. Eine junge Frau sitzt entspannt und unfrisiert im Nachthemd und beim Frühstück, eine andere nachdenklich am Küchentisch. Die Künstlerin malt unspektakuläre Alltagsszenen, wie eine Straße, parkende Autos oder Stillleben mit Balkonpflanzen. Nichts wird arrangiert.

Die Ausstellung ist bis zum 28. September, zu den Öffnungszeiten der Galerie in Tutzing, Kirchenstraße 7 zu sehen.

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