Tutzing:Köder mit Rasierklingen

Hundebesitzer alarmieren den Tutzinger Bürgermeister. Die Polizei sucht die Seepromenade ab - aber ohne Ergebnis. In Neuried entdecken Ermittler blaue Kügelchen auf einem Spielplatz und sperren das Gelände.

Christiane Bracht und Gerhard Summer

Garatshausen Warnung

An der Seepromenade in Garatshausen sind bereits Warnschilder aufgestellt worden. Sie sollen Hundebesitzer und auch Eltern von Kleinkindern informieren, dass ein Unbekannter Köder mit Rasierklingen auf dem Weg ausgelegt hatte. Das Bild zeigt eine Joggerin mit Hündin. Foto:Georgine Treybal  

(Foto: Georgine Treybal)

Die Anschläge auf Hunde haben eine neue Dimension angenommen: Am Wochenende legte ein Tierquäler offenbar Fleischbällchen-Köder an der Tutzinger Seepromenade aus, in denen Rasierklingen versteckt waren. Bislang trachteten Unbekannte den Tieren mit giftigem Schneckenkorn nach dem Leben. Außerdem beschränkten sich die Fälle bis dato auf den Kreuzlinger Forst. Am Freitag wurde nun aber auch ein Anschlag in Olching bekannt. Und in Neuried, an der alten Olympiastraße entlang der A 95, fand die Polizei auf einer Waldlichtung mit Kinderspielplatz Unmengen von blauen Kügelchen. Ob es sich dabei um Schneckenkorn oder um Dünger handelt, ist noch unklar. Der Polizei zufolge verendeten am Wochenende in Gräfelfing, Krailling und Neuried zudem ungewöhnlich viele Füchse.

Die Polizei in Germering, die sich bislang federführend um das Aufspüren des oder der Hundehasser bemüht hat, schließt nicht mehr aus, dass Trittbrettfahrer mit gleicher Gesinnung unterwegs sind, die sich durch die Anschläge in Krailling, Gauting und Germering animiert fühlen. Tutzings Bürgermeister Stefan Wanner, der selbst Hundebesitzer ist, hat eine Belohnung von 500 Euro auf die Ergreifung des Täters ausgesetzt. Als ihn am Samstagabend zwei Warnanrufe von Hundebesitzern erreichten, alarmierte er die Polizei. Die Beamten rückten zur Seepromenade aus und untersuchten die Strecke zwischen Garatshausen und Tutzing, wo Fleischbällchen mit Rasierklingen ausgelegt worden sein sollen. Die Beamten fanden aber nichts. Noch ist unklar, welcher Hundebesitzer die Köder entdeckt hat; offenbar ging die Nachricht in einem Rundruf im Schneeballsystem um. Die Ermittler wollen sie in den nächsten Tagen und Wochen "erhöhte Präsenz" an der Seepromenade zeigen. Eine Hundebesitzerin hat bereits Plakate gebastelt, auf denen sie vor den Ködern warnt und Spaziergänger zur Aufmerksamkeit ermahnt.

Wanner hofft, dass die von ihm ausgesetzte Belohnung Wirkung zeigt. Im Kreuzlinger Forst, wo die Polizei schon vor einer Woche Plakate ausgehängt hatte, meldeten sich bereits einige Bürger, die Verdächtiges im Unterholz bemerkt haben. Allerdings riefen die meisten erst an, wenn sie von ihrem Spaziergang wieder nach Hause kamen. Für die Polizei zu spät. Die Beamten bitten nun Zeugen, möglichst sofort zum Handy zu greifen und die Nummer am besten schon einzuspeichern, damit die Streife sofort ausrücken kann. Im Kreuzlinger Forst wurden bereits elf Fälle angezeigt, in denen Hunde vergiftet wurden oder es zumindest zu einem Versuch kam.

Tutzings Bürgermeister will die Aufklärung nicht allein der Polizei überlassen. Er lief am Sonntag mit seinem schottischen Collie "Elli" auf der Seepromenade "Streife". Am heutigen Montag, wenn er wieder im Rathaus sitzt, will er die Bauhofmitarbeiter "auf die Reise schicken". Sie sollen das ganze Gemeindegebiet kontrollieren. Er habe es schon einmal erlebt, dass ein Hund von ihm nach einer Vergiftung jämmerlich gestorben sei. Das wolle er nicht noch einmal miterleben. Deshalb setze er alles daran, den Tierquäler zu schnappen.

Nach Auskunft der Planegger Polizei und des Neurieder Feuerwehrkommandanten Jürgen Kral hat ein Unbekannter auf einer etwa 1000 Quadratmeter großen Lichtung an der alten Olympiastraße Unmengen von blauen Kügelchen ausgestreut. Dem Anschein nach könnte es sich um Dünger handeln, der sich dann jedoch auf dem feuchten Boden aufgelöst haben müsste, so jedenfalls ein Fachmann des ABC-Zugs aus dem Landkreis München. Das Material wird nun in einem Oberschleißheimer Labor untersucht. Direkt betroffen ist ein Kinderspielplatz, der gesperrt werden musste, Etwa 500 Meter von der Stelle entfernt fand eine Jägerin einen halb verendeten Rehbock, so Kral. Das Tier habe Gewebeveränderungen aufgewiesen; denkbar sei auch, dass es schlicht krank war. Die Polizei erklärte, in der Gegend seien mehrere Wildtiere verendet und Hunde erkrankt.

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