Tutzing:Impulsgeber und Katholik

Tutzing Ev.Akademie Toleranzpreis

Udo Hahn, Direktor der Evangelischen Akademie Tutzing, erinnert sich an den ehemaligen CDU-Generalsekretär, Heiner Geißler, der drei Jahre lang den Politischen Club der Akademie leitete.

(Foto: Georgine Treybal)

Akademiedirektor Udo Hahn würdigt Heiner Geißler

Interview Von Manuela Warkocz, Tutzing

Es war im Jahr 2005, als die CDU-Bundesvorsitzende Angela Merkel in der Evangelischen Akademie sprach. Das "C" im Parteinamen war ihr Thema, und sie postulierte ein "klares Ja zum christlichen Menschenbild als zentrale Größe in der Politik". Merkel, Gregor Gysi, Wolfgang Thierse - zahlreiche politische Schwergewichte hat Heiner Geißler empfangen als Leiter des Politischen Clubs der Akademie. Von 2003 bis 2005 führte er das "Flaggschiff" der Akademie. Am Dienstag starb Geißler im Alter von 87 Jahren. Im SZ-Interview erinnert sich der Direktor der Evangelischen Akademie, Udo Hahn.

SZ: Was verbinden Sie persönlich mit Heiner Geißler?

Hahn: Heiner Geißler gehört für mich zu den herausragenden Politikern unserer Zeit. Er hat einen bemerkenswerten Wandel vollzogen: vom konservativen Hardliner hinüber in das linksliberale Spektrum. Seine Bücher, in denen er sich mit der Bedeutung des christlichen Glaubens für heute auseinandersetzt, habe ich mit Gewinn gelesen. Ich habe ihn als Impulsgeber erlebt, der gerne diskutierte und sich nie mit den gefundenen Antworten zufrieden gab.

Erinnern Sie sich an eine bestimmte Situation?

In einem von ARD-alpha 2014 produzierten Porträt der Evangelischen Akademie Tutzing würdigte Geißler die Bedeutung unseres Hauses für die Deutschlandpolitik, aber auch für die Wirtschafts-, Ausländer- und Asylpolitik. Er wies darauf hin, dass die Evangelische Akademie immer progressiv war - progressiver jedenfalls als die CDU, wie er es mit einem verschmitzten Lächeln formulierte, das man von ihm kannte. Und er gab uns in dem Filmporträt den Rat, dass wir die Bedeutung der Frauen für die Gesellschaft noch einmal eingehender bearbeiten sollten, da diese landauf, landab unterbelichtet sei.

Hatten Sie in jüngerer Zeit Kontakt mit ihm?

Er ist unserem Haus bis zuletzt verbunden gewesen und hat an unseren Aktivitäten Anteil genommen. Er war der erste Katholik, der die Leitung des Politischen Clubs übertragen bekam. Das war, wie er bei jeder Begegnung erwähnte, eine besondere Aufgabe für ihn.

Wann war er zuletzt Gast in der Akademie?

Wir hatten ihn zur Frühjahrstagung des Politischen Clubs der Evangelischen Akademie Tutzing zum Thema "Krise der Parteiendemokratie? Krise der Volksparteien?" eingeladen. Leider musste er krankheitsbedingt absagen.

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