Tutzing:Im Unruhestand

Ursula Männle foto: oh

Auf die Tutzingerin Ursula Männle kommt viel Arbeit zu.

(Foto: Peintner/oh)

Der Abschied von Kreuth setzt auch Ursula Männle, der Vorsitzenden der Hanns-Seidel-Stiftung, zu. Die 71-jährige Tutzingerin, die früher CSU-Landtagsabgeordnete war, muss die Einrichtung verändern

Von Wolfgang Prochaska, Tutzing

Die Nachricht tut weh. Äußerst weh sogar. "Ich finde die Entscheidung sehr schade", sagt Stefanie von Winning, die CSU-Kreisvorsitzende im Landkreis Starnberg. So empfinden es viele Christsoziale im Landkreis. Gemeint ist natürlich der Abschied von Wildbad Kreuth im März nächsten Jahres.

Winning weiß, wovon sie spricht: Die Tutzingerin, die auch für die CSU im dortigen Gemeinderat sitzt, ist bei der Hanns-Seidel-Stiftung (HSS) als Referentin angestellt und muss sich nun auf Veränderungen gefasst machen. Die Stiftung hatte den Gebäudekomplex in dem Alpental gemietet und nicht, wie viele glaubten, die CSU. "Das darf man nicht durcheinander bringen", darauf macht Winning aufmerksam. Und die Stiftung sei gehalten, mit den öffentlichen Steuermitteln, von denen sie finanziert werde, sehr sorgsam zu wirtschaften. Mehr will sie zu dieser Angelegenheit nicht mehr sagen.

Ihre Chefin, die HSS-Vorsitzende Ursula Männle, wird schon deutlicher. Die frühere CSU-Landtagsabgeordnete und Ministerin, die bis 2013 den Landkreis Starnberg im Maximilianeum vertrat und ebenfalls aus Tutzing stammt, macht im Gespräch mit der SZ keinen Hehl daraus, wie schmerzhaft dieser Abschied für sie ist: Sie war vor 40 Jahren bei der Einweihung dabei. Die 40-Jahr-Feier, die im Oktober hätte stattfinden sollen, wurde schon abgesagt. Was Männle aber besonders schlimm empfindet: Sie musste am Dienstagvormittag den 29 Mitarbeitern in Kreuth sagen, dass Ende März 2016 ihre Jobs wegfallen. Der Dienstag war für die 71-jährige Tutzingerin überhaupt ein anstrengender Tag, denn auch in München stellte die HSS-Chefin am Nachmittag in einer Personalversammlung die dortigen Mitarbeiter auf Veränderungen ein.

Wie diese im Detail aussehen, konnte sie noch nicht sagen. Aber klar ist, dass die Stiftung ein neues Konzept für ihre politische Bildungsarbeit entwickelt. "Wir sind die einzige Stiftung für politische Bildung, die noch ein großes Haus betrieben hat", sagt sie. Alle anderen hätten sich davon getrennt. Selbst konfessionelle Bildungseinrichtungen hätten ihre Häuser geschlossen und die Gewerkschaften folgen dem Trend. So hat sich das DGB-Bildungswerk von seiner schönen Villa am Starnberger See in Niederpöcking verabschiedet.

Der Grund, so Männle, liege im veränderten Verhalten der Seminar- und Tagungsteilnehmer. Der Trend gehe zu kürzeren Veranstaltungen. Selbst die Wochenend-Seminare, die noch immer beliebt seien, dürfen nicht länger als bis zum Samstagabend dauern. "Ein freier Sonntag ist den meisten inzwischen sehr wichtig." Man werde künftig deshalb nicht mehr ein Haus anmieten, sondern "in die Fläche gehen". Das heißt: Die Tagungen und Seminare sollen über ganz Oberbayern verteilt werden, sodass es möglich ist, auch kurzfristig Hotels oder andere Einrichtungen anzumieten.

Somit könnte durchaus der Fall eintreten, dass im Landkreis Starnberg die Hanns-Seidel-Stiftung aktiv wird. Zum Beispiel im Kloster Andechs, sollte der Teilnehmerkreis wegen der begrenzten Kapazität nicht allzu groß sein. Immerhin würden sich CSU-Mitglieder, wenn es um die politische Schulung geht, dort wohlfühlen. Die Landtags- und Bundestagsfraktion besteigt bekanntlich gern den Heiligen Berg. Auf die Tutzingerin kommt also viel Arbeit zu. "Ruhestand schaut anders aus", sagt sie.

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