Tutzing:Fünfseenland in Feierlaune

Bei der Fischerhochzeit in Tutzing werden tausende Zuschauer erwartet. Auch Trachtler und Segler sind unterwegs.

Gerhard Summer

Starnberg - Das Fünfseenland wird zur Festzone. An diesem Wochenende gehen zwischen Starnberg und Bernried so viele große Feiern und Regatten über die Bühne wie selten zuvor. Das Spektakel mit der größten Anziehungskraft dürfte die traditionelle Fischerhochzeit in Tutzing sein, die nur alle fünf Jahre aufgeführt wird. Der Ort verwandelt sich zu dem Historienspiel in ein Biedermeierdorf; allein der Festzug am Sonntag lockt regelmäßig bis zu 10000 Zuschauer an.

Tutzing DTYC

Hochzeitslader hoch zu Ross: Otto Schweisgut und sein Gefolge sind seit Dienstag in der Gemeinde Tutzing und ihren Ortsteilen unterwegs, um die Bürger zur Fischerhochezit am Wochenende einzuladen. Foto: Treybal

(Foto: Georgine Treybal)

Außerdem steht in Tutzing die "Münchner Woche" an. Wer die Regatta der Yachten und Jollen am 2. und 3. Juli verfolgen will, hat vor oder auf dem Gelände des Deutschen Touring Yacht-Clubs an der Seestraße 18 den besten Überblick. Die Starnberger feiern an ihrer südlichen Promenade das Pfälzer Weinfest mit Live-Musik und Winzern aus dem Landkreis Bad Dürkheim. Beginn ist am Samstag um 12 Uhr, am Sonntag um 10 Uhr. Und am 3. Juli starten auf dem See die 51 Teams des Benefizwettbewerbs "Rudern gegen Krebs und Infarkt". In Bernried geht's zum Kutschenkorso: 30 historische Gespanne aus Deutschland, der Schweiz und Polen fahren samstags in dem Klosterort auf und erinnern an die Zeiten, als Reisen strapaziöse Abenteuer waren. Und die Seeanlagen in Dießen sind am 2. Juli von 10 Uhr an in Kinderhand. Auf dem Programm steht ein Entenrennen. Schließlich feiert am Samstag der Heimat- und Trachtenverein Huosigau seine Gründung vor 100 Jahren an fünf Orten gleichzeitig, unter anderem am Untermüllerplatz in Dießen und im Seehof Herrsching (14 Uhr).

In Tutzing ist am 2. und 3. Juli das ganze Dorf auf den Beinen, allein 300 Einheimische wirken bei dem Spiel als Darsteller mit. Dazu kommen neun Blaskapellen, sechs Spielmanns- und Trommlerzüge. Für Prominenz und Honoratioren werden 15 Kutschen aufgefahren, mehr denn je. Denn auch für die Fischerhochzeit gilt, was einst Regisseur Helmut Dietl in seiner Klatschreporterserie "Kir Royal" postulierte: "Wer reinkommt, ist drin". Alles, was Rang und Namen hat in Tutzing, ist also dabei, seien es die Schulleiter, Pfarrer, die Priorin des Klosters oder Ehrenbürger. Zu den Festgästen gehören ferner Politiker wie Ilse Aigner, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Martin Zeil, dazu der Konsul von Japan und der Honorarkonsul von Lettland.

Das Schauspiel mit napoleonischen Soldaten, Frauen in Seidengewändern und Männern in Frack und Zylinder, das an ein Heimkehrerdrama à la Odysseus erinnert und die Geschichte einer Hochzeit mit Hindernissen erzählt, hat etliche Höhepunkte. Am Samstag sollte man nicht die Ankunft des Aussteuerwagens am Kurhaus versäumen (19 Uhr). Die Braut muss mit Süßigkeiten dafür zahlen, dass ihr die Kinder den Weg frei machen. Danach ist Polterabend vor dem Guggerhof, der im Historienspiel "Gröberhof" heißt. Und um 24 Uhr tritt der Nachtwächter mit dem Liederkranz auf.

Tags darauf geht es Schlag auf Schlag: Gegen 9 Uhr werden den Hochzeitsgäste vor dem "Gröberhof" empfangen und namentlich aufgerufen, danach zieht der Tross zum Dampfersteg, um die Braut abzuholen. Laut Manuskript kommt sie aus Ambach über den See, tatsächlich starten die Ruderer nur von der 200 Meter entfernten Fischerei Lettner. Beim Gottesdienst in der St. Josefskirche (10.30 Uhr) predigen die Pfarrer Peter Brummer und Ulrike Aldebert auf Bairisch. Die Trauung selbst ist im Schloss, also der Evangelischen Akademie (11.45 Uhr). Und um 15.15 Uhr bewegt sich der 800 Meter lange Festzug durch den Ort.

Besucher kommen am besten mit der S-Bahn. Ansonsten gibt es im Norden des Orts Parkplätze bei Lidl oder Tengelmann sowie im Süden auf dem ehemaligen Textilgelände.

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