Sammelunterkünfte:Frustration im Helferkreis

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Tutzinger Bürgermeister kritisiert Politik des Freistaats

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Mit seiner Meinung über die Flüchtlingspolitik der bayerischen Staatsregierung hält Tutzings Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) nicht hinter dem Berg. Er sieht im Beschluss der Regierung von Oberbayern, dezentrale Unterkünfte aufzulösen und auf zentrale Unterbringung zu dringen eine "Unterwanderung der Integrationsbemühungen". Das machte der Rathauschef im Gemeinderat bei einem Sachstandsbericht über die Flüchtlingssituation in der Gemeinde deutlich. In Sammelunterkünften hätten Asylbewerber weniger Intention, Deutsch zu lernen, glaubt Krug. Die verschiedenen Bevölkerungsgruppen bildeten eher einen "Staat im Staate".

Anlass für Krugs Äußerungen war die Verlegung der Bewohner aus dem Tutzinger Zeltdorf auf dem alten Volksfestplatz. Bis auf Ausnahmen seien die meisten der 128 Männer, Frauen und Kinder in Container nach Seefeld und Krailling umgezogen. Die Verbesserung der Wohnverhältnisse begrüßte Krug, denn die Zeltanlage sei nur ein Provisorium gewesen. Neben Freude auf die neue Unterkunft habe es aber auch Trennungsschmerz gegeben, besonders bei den Kindern. SPD-Gemeinderätin Renate Geiger ergänzte, dass die Umsiedlung auch teilweise zu Frustrationen im Helferkreis geführt habe. Dass die Aufnahme von weit mehr als 100 Flüchtlingen in den Zelten "reibungslos, harmonisch" verlaufen sei, schrieb Thomas von Mitschke-Collande (CSU) vor allem dem Engagement von mehr als 300 Helfern in Tutzing zu. "Wir können froh sein, dass wir als Gemeinde mit so viel bürgerschaftlichem Engagement solche Aufgaben stemmen", unterstrich er. Toni Aigner (Freie Wähler) dankte unter Beifall Pfarrer Peter Brummer und Pfarrerin Ulrike Wilhelm sowie Bürgermeister Krug. "Der hat sich persönlich reingehängt."

Offen ist noch, was mit den geräumten Zelten passiert. Krug geht davon aus, dass sie "baldmöglichst" abgebaut werden. Im Landratsamt wartet man aber noch auf Anweisungen der Regierung von Oberbayern, denn der Freistaat trägt die Kosten. "In der Regierung wird jetzt wohl gerechnet, ob ein Abbau und eventueller Aufbau bei Bedarf günstiger ist das Stehenlassen", vermutet Sprecher Stefan Diebl. Ende August laufe die Genehmigung für den Standort aus. Eine Verlängerung müsste mit der Gemeinde verhandelt werden. Spätestens zur Fischerhochzeit im Juli 2017 stehe der alte Volksfestplatz aber als Parkplatz wieder zur Verfügung.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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