Verwaistes Wirtshaus in Tutzing:Ende der Funkstille

Der verlassene Andechser Hof

Soll als Wirtshaus erhalten bleiben: Der Andechser Hof in Tutzing, der dem Kloster gehört und leer steht.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Kaufmännischer Leiter des Klosters spricht mit Gemeinderäten über die Zukunft des Andechser Hofs.

Von Gerhard Summer, Tutzing

Unergründlich sind die Wege des Herrn, unergründlich war drei Jahre lang auch, was die Mönche vom Heiligen Berg mit ihrem Andechser Hof in Tutzing vorhaben. Inzwischen ist klar: Das Kloster will das seit Januar 2012 verwaiste Anwesen möglichst als Wirtshaus erhalten, sucht einen finanzstarken Partner und hat nun zumindest die Gemeinde Tutzing mit im Boot. Die Kommunalpolitiker und der kaufmännische Leiter der Abtei, Christian Rieger, trafen sich am Dienstag nämlich zum ersten internen Gespräch über die Zukunft des Andechser Hofs, nachdem zuvor jahrelang Funkstille geherrscht hatte.

In der Unterredung sei eine enge Zusammenarbeit vereinbart worden, sagte Bürgermeister Rudolf Krug direkt danach im Gemeinderat. Der Wunsch der Tutzinger: Der vordere Teil des Anwesens müsse Gastronomie bleiben, für den Rest des Grundstücks, also das momentan von Asylbewerbern genutzte Motel auf der Rückseite, könne man "durchaus in die Planung gehen". Was im Endeffekt bedeutet: Dort wären Wohnungen, Betreutes Wohnen oder Büros möglich. Laut Bürgermeister ist über eine konkrete Nutzung aber noch nicht geredet worden. Die Aussprache sei hinter verschlossenen Türen geführt worden, um "eine Vertrauensbasis aufzubauen".

Die Suche nach neuen Pächtern für den Andechser Hof zieht sich auch deshalb so unendlich in die Länge, weil der 1865 erbaute Gasthof mit großem Saal, Fremdenzimmern, Biergarten und einer Art Motel auf der Rückseite ein Problemfall ist. Die Sanierungskosten werden laut Rieger auf bis zu sechs Millionen Euro geschätzt. Die Abtei selbst könne diese Summe nicht aufbringen. Einer Wirtsfamilie, die das Kloster bislang vergeblich gesucht hat, dürfte es genauso gehen, auch wenn sie auf unbestimmte Zeit erst einmal keine Pacht zahlen müsste. Und die finanziell eher klamme Gemeinde Tutzing hat es ebenfalls "nicht im Kreuz, die Probleme des Klosters eins zu eins zu übernehmen und selbst zu renovieren", wie Krug sagte. Ohnehin sei es nicht primäre Aufgabe einer Kommune, der bereits das Midgardhaus und der Traubinger Buttlerhof gehören, Gastronomie und Hotellerie zu betreiben. Tutzing versteht sich deshalb mehr als ideeller Partner: "Wir unterstützen das Kloster bei der Investorensuche", sagte der Bürgermeister. Beide Seiten seien optimistisch, "dass wir eine Lösung finden werden und die Kuh vom Eis bekommen".

Wie diese Lösung aussehen könnte? Laut Krug kommen drei Modelle in Frage: die langjährige Verpachtung, der Verkauf an einen Investor oder eben eine Beteiligungsgesellschaft, die aus Wirt, Investor, Kloster und eventuell auch der mit einer kleinen Einlage vertretenen Gemeinde bestehen könnte. Rieger und der Sprecher der Abtei, Martin Glaab, hatten in einem Pressegespräch bereits signalisiert, dass Andechs in diesem Fall Abstriche bei der Rendite machen würde. Ansonsten rechne sich dieses Modell nicht.

Die Gemeinderäte einigten sich am Dienstag darauf, vor weiteren Debatten erst einmal den Andechser Hof zu besichtigen. Sie folgten damit einem Antrag der CSU, die den Städteplaner Florian Burgstaller und die Fachleute der Verwaltung bei dem Termin dabei haben will. Offenbart zweifelt die CSU daran, dass die Sanierung wirklich so teuer ist. Rieger begründet die Summe damit, dass der älteste Gasthof im Ort "vom Dach bis zum Keller" instandgesetzt werden müsste. Krug meinte, man werde "von dem Betrag nicht so weit weg liegen".

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