Tutzing:Deutliche Worte

Tutzing: Gymnasium Islam Kurzvortrag von Imam Fileret Fazlic

Imam Fikret Fazlić (Mitte) aus Penzberg sprach auf Einladung von Elternbeirätin Barbara Hambold und Direktor Bruno Habersetzer in Tutzing.

(Foto: Nila Thiel)

Imam Fikret Fazlić aus Penzberg diskutiert mit Schülern des Gymnasiums Tutzing über den Islam

Von Lea Heinrich, Tutzing

Es ist 13.15 Uhr. Normalerweise schwirren die Schüler des Gymnasiums Tutzing jetzt ab nach Hause oder in ihre Mittagspause. Nicht so an diesem Tag. In der Aula des Gymnasiums versammelte sich ein Teil von ihnen, um Fikret Fazlić zu hören. Der Serbe ist Imam in Penzberg und vor allem für die Jugendarbeit der Moschee zuständig. So hilft er muslimischen Jugendlichen ihre Identität als "Deutsche Muslime" zu finden und Radikalisierungen zu vermeiden. In Tutzing klärte er die Schüler im Rahmen des "aktuellen Forums" über den Islam auf.

Das aktuelle Forum ist Ende 2015 von der Vereinigung "Schülermitverantwortung" (SMV) und einigen Eltern gegründet worden. Ziel sei es, auf wichtige aktuelle politische Themen einzugehen, so der Direktor Bruno Habersetzer. Dies komme im Unterricht nämlich oft zu kurz, da dazu schlichtweg die Zeit fehle.

Aus diesem Grund habe man Fazlić in die Schule eingeladen. Mit den Jugendlichen sprach er über das Thema: "Islam- eine Gefahr?" Wichtig sei ihm vor allem, sagte er, über den Islam aufzuklären und so Vorurteile abzubauen. Denn "eine Handvoll Terroristen machen nicht die Gemeinschaft der Muslime aus", sagte er. Fazlić erklärte den ungefähr 80 Schülern, dass der aktuelle "muslimische Extremismus", wie er ihn nennt, vor allem durch ungenügende Bildungsmöglichkeiten entstehe. Viele Muslime in Entwicklungsländern seien Analphabeten und dadurch leichter manipulierbar. Das nutzten Terroristen aus, um die Leute von einer extremistischen, und für die allermeisten Muslime völlig falschen, Auslegung des Korans zu überzeugen. Zuweilen mit Erfolg, denn nachlesen können die Menschen eben nicht, ob das, was ihnen da erzählt wird, so im Koran steht.

Gegen Terroristen fand Fazić klare Worte: Zum einen sei Suizid im Islam eine schwere Sünde, zum anderen müsse man den Koranvers "Wer einen Menschen tötet, für den soll es sein, als habe er die ganze Menschheit getötet. Und wer einen Menschen rettet, für den soll es sein, als habe er die ganze Welt gerettet" beachten. Laut Fazlić verurteilt der Koran damit jegliche Art von Mord.

Auch den Dialog zwischen den verschiedenen Religionen sprach der Imam an. Im Wesentlichen seien die Werte von Juden, Christen und Muslimen ähnlich. Jede Religion habe als oberstes Gebot die Nächstenliebe. Gebannt nahmen die Schüler seine Worte auf, alle Augen waren auf ihn gerichtet.

Kritische Fragen gab es dennoch: So wollte ein Mädchen wissen, ob muslimische Frauen durch Verschleierung noch unterdrückt würden. "Der Islam hat noch einen weiten Weg vor sich, es ist aber auch schon viel passiert", antwortete der Imam. Er ergänzte, dass der Koran Verschleierung von Kopf und Brust der Frau zwar empfiehlt, jedoch keineswegs vorschreibt. Auch in Deutschland trage nur eine Minderheit muslimischer Frauen Kopftuch.

Dass der 26-Jährige aus Penzberg nicht nur über Toleranz und interreligiösem Austausch predigt, sondern beides auch lebt, zeigte sich nach dem Vortrag: Als zwei Schülerinnen ihn schüchtern ansprachen, um ihn zu fragen, ob er Lust hätte, mit in ihren Religionsunterricht zu kommen, um noch etwas mehr über den Islam zu erzählen, willigte er sofort ein.

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