Tutzing:Billig zum Einfamilienhaus

Tutzing plant ein neues Einheimischenmodell und ermittelt den Bedarf derzeit mit einer Fragebogen-Aktion

Von Gerhard Summer, Tutzing

Die Aktion läuft erst seit Anfang April, trotzdem sind schon an die 40 ausgefüllte Fragebögen im Tutzinger Rathaus angekommen. Kein Wunder, schließlich geht es um die Bewerbung für das Einheimischenmodell der Kommune, den derzeit günstigsten Weg, in dieser extrem hochpreisigen Region zu einem Einfamilienhaus oder zu einer Doppelhaushälfte zu kommen. Denn wer den Zuschlag erhält, kann mit großem Rabatt rechnen. Laut Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) soll Baugrund für 200 bis 300 Euro pro Quadratmeter an die Interessenten weitergegeben werden. Das wäre ein Sonderangebot verglichen mit den regulären Preisen, werden doch in den Spitzenlagen der Seegemeinde 1200 Euro für den Quadratmeter aufgerufen. Wer dann noch ein nicht zu mondänes Fertighaus auf sein Grundstück stellt, kommt für 330 000 Euro zum Eigenheim.

Tutzing hat diese Form der Wohnraumförderung bisher nicht mit der Konsequenz betrieben wie etwa die Nachbargemeinde Bernried. Bislang sind nur drei Einheimischenmodelle verwirklicht worden, das letzte vor 15 Jahren: die Häuser Am Schorn, Kallerbach und Kirchlehel. Was das neue Projekt betrifft, ist aus Krugs Sicht klar, dass Tutzing die Peripherie anpeilen und Ortsabrundungen ins Kalkül ziehen muss. Denn nur so werde es möglich sein, an bezahlbaren Baugrund zu kommen, seien es Wiesen oder Weiden. Dieses Vorgehen setzt ein Bebauungsplanverfahren voraus. Womöglich ist es auch nötig, das Grundstück aus dem Landschaftsschutz zu nehmen. Eine Entscheidung, die der Starnberger Kreistag zu treffen hat. Doch wenn die Gemeinde in ihren Verhandlungen mit den Grundbesitzern vorankommt und die Kreisräte mitspielen, könnte wohl schon 2017 mit dem Bau der ersten Häuser begonnen werden.

Einheimischenmodelle gelten als ideales Instrument der Familienförderung und als Mittel gegen die Überalterung, so Jürgen Busse, der Geschäftsführer des Bayerischen Gemeindetags. Bernried hat in den vergangenen vier Jahrzehnten etwa 150 Baugrundstücke für Ortansässige ausgewiesen. 2010 geriet die Gemeinde mit ihrem Kriterienkatalog allerdings in Kalamitäten: Die EU-Kommission sah einen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz darin, dass Bernried die Ortszugehörigkeit so stark wertete. Inzwischen hat die Gemeinde mehrere Kriterien geändert, unter anderem muss man nur noch fünf Jahre im Ort leben, um in den Genuss der Förderung zu kommen. Auch ist es nicht mehr möglich, ein höheres Einkommen mit einem Punktesystem auszugleichen. Tutzing hat diese Korrekturen in seinem Bewerbungsbogen übernommen. Krug zufolge sollen vor allem soziale Kriterien zählen, auch ehrenamtliche Tätigkeit spielt eine Rolle. Die Fragebogen-Aktion läuft bis Ende Juni, bis dahin dürfte feststehen, wie groß der Bedarf in Tutzing ist.

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