Tutzing:Billardclub und Musikschule ausgesperrt

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Ein Zettel an der Tür zur denkmalgeschützten Villa weist auf die Sperrung hin. Betroffen sind unter anderem Mittagsbetreuung und Musikschule. (Foto: Arlet Ulfers)

Das ehemalige Lehrerhaus bleibt wohl aus Sicherheitsgründen bis Ende des Jahres gesperrt. Das hat weitreichende Folgen

Von Christian Deussing, Tutzing

Das ehemalige Lehrerhaus an der Greinwaldstraße in Tutzing bleibt voraussichtlich bis zum Jahresende gesperrt, seit problematische Umbauten im Keller bekannt geworden sind. Damit gehen die Gemeinde und das Landratsamt Starnberg auf Nummer sicher. Fachleute waren misstrauisch geworden, als sie das 102 Jahre alte Gebäude am Montag besichtigten; dabei ging es eigentlich um den Brandschutz und den Einbau einer neuen Heizung in dem denkmalgeschützten Gebäude. Dabei wurden "Veränderungen im Keller" entdeckt, die dem Landratsamt zu gefährlich erschienen, sagte Rathaus-Geschäftsleiter Marcus Grätz.

Die Kinder der Mittagbetreuung und die Musikschule mussten daher ausziehen. Die Schlösser der Villa wurden ausgetauscht. Besonders hart trifft es den Billard-Club Tutzing, der vor 33 Jahren in das Souterrain eingezogen war. Der Verein erweiterte damals den Keller für den Spielbetrieb und das Training und entfernte dafür in dem ehemaligen Volksbad zwei Wände. Eine tragende Wand und eine Säule habe 1994 eine Fachfirma durch Stahlträger ersetzt, berichtet der Clubvorsitzende Roland Hartl, der selbst Statiker ist. Etwa 60 000 Euro wurden nach seinen Angaben in den zuvor maroden Keller investiert. Der Umbau wurde von Sportverbänden gefördert, die Einweihung wurde 1998 mit Bürgermeister und Gemeinderäten gefeiert. Billard-Europameister Wolfgang Zenkner schwärmte seinerzeit von dem "geschmackvollen Spiellokal und den erstklassig hergerichteten Räumen".

Sämtliche Umbauten seien von der Gemeinde genehmigt worden, versichert Hartl. Es gebe Nachweise für die Statik und die geänderte Nutzung. Doch das Tutzinger Rathaus habe offenkundig vor 23 Jahren versäumt, diese Unterlagen an die Kreisbehörde weiterzuleiten, vermutet der Club-Präsident und ärgert sich: "Das trifft uns jetzt wie eine Keule. Wir werden für diese Schlamperei bestraft." Hartl muss nun seinen Verein, der in Oberliga und Landesliga spielt, für die kommende Saison abmelden. Er hat dem Rathaus Kopien von den Dokumenten geschickt und hofft, dass ein Prüfstatiker schnell tätig wird. Auch Bands und der Verein Junger Menschen müssen sich vorerst eine neue Bleibe suchen. Betroffen sind außerdem der Obst- und Gartenbauverein und der Kinderkrippe "Kleine Strolche", die Lagerräume in der Villa nutzen.

Jetzt steht das ehemalige Schulhaus im Fokus des Landratsamtes, das bei dem Rundgang am Montag, an dem auch Kreisbaumeister Christian Kühnel teilgenommen hat, offenbar völlig überrascht wurde. Eigentlich sollte schon Ende September die Nachrüstung des Brandschutzes und der Einbau der Heizung abgeschlossen sein. Dann kam es erst zu Verspätungen und dann zur Sperrung des Gebäudes. Es bestehe zwar keine Einsturzgefahr, aber man müsse jedem "geringsten Verdacht" in punkto Statik nachgehen, betonte am Mittwoch Rathaus-Geschäftsleiter Grätz. Er will nun herausfinden, wie das alles passieren konnte.

© SZ vom 19.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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