Tutzing:Alles Bahnhof

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Tutzing will sich maroder Radständer und häufig geschlossener Toiletten annehmen

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Verwahrloste Radständer, massenhaft Pendler aus dem Umland und Fahrgäste von der Wiesn, die sich in Vorgärten erleichtern, weil die Toiletten zu sind: Das Drumherum des eigentlich adrett hergerichteten Bahnhofs nervt viele Tutzinger. Im Umwelt- und Verkehrsausschuss diskutierten die Kommunalpolitiker, wie man Abhilfe schaffen könnte. Das ist nicht einfach, hat doch die Deutsche Bahn auf dem Bahnhofsareal das Sagen.

Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) bekam für seinen nächsten Gesprächstermin mit Bahnvertretern allerlei Hausaufgaben mit. So sollen am Bahnhof moderne, abschließbare Radunterstände aufgestellt werden, was Toni Aigner (Freie Wähler Tutzing) und Christine Nimbach (Grüne) angeregt hatten. Als Beispiel wurden Boxen genannt, wie es sie unter dem Motto Bike + Ride in Herrsching gibt. Dort zahlt man 10 Euro im Monat, beziehungsweise 100 Euro im Jahr, und kann sein Rad diebstahlsicher und trocken in der persönlichen Radgarage parken. An wichtigen Stellen im Ort ordentliche Radständer, auch für Elektrofahrräder, seien für viele vielleicht sogar ein größerer Anreiz aufs Rad umzusteigen als ein ausgebautes Radwegenetz, gab Aigner in der Sitzung zu bedenken.

Mit dem Rad zum Bahnhof zu kurven bietet sich für Tutzinger insofern an, weil spätestens morgens um 7 Uhr schon kein Autoparkplatz mehr rund um den Bahnhof zu ergattern ist. Pendler aus Bernried, Weilheim und aus dem weiteren südlichen Oberland steuern die S-Bahn-Endstation an. "Da hilft nur, die Tarifstruktur mit einem erweiterten MVV-Gebiet zu ändern oder ein zweites Gleis nach Weilheim zu schaffen", regt Stephanie von Winning (CSU) zur Entlastung an. Rathauschef Krug sieht die Situation gelassen. Man habe einen großen Standortvorteil dank des Bahnhofs. "Dazu gehört es auch, dass Leute hier umsteigen." Er machte aber auch deutlich, dass er keine Parkplätze preisgeben wolle, um den Parkdruck auf die Wohngebiete nicht noch weiter zu erhöhen. Aigner hatte beantragt, ein paar Parkplätze zu opfern und einen zusätzlichen Gehweg auf dem Grünstreifen zu schaffen - für Fußgänger, die sich Richtung Kellerwiese quer über den Bahnhofsvorplatz schlängeln.

Für wesentlich dringlicher sah man ein anderes Bedürfnis an, besonders für heimkehrende Oktoberfestbesucher: Die Bahnhofstoilette müsse öffentlich zugänglich und sauber sein. Ein Dauerärgernis in vielen Seegemeinden, ob an den Bahnhöfen in Starnberg oder Feldafing. Krug hat dieses leidige Thema, wie er sagt, auch schon zigfach moniert. Dass die Kommunikation mit der Bahn am besten im persönlichen Gespräch funktioniert - so man im Kommen und Gehen der diversen halbstaatlichen DB-Gesellschaften auf einen Zuständigen trifft - machte eine Rathausmitarbeiterin im Ausschuss deutlich. Sie habe ein Jahr lang Mails an eine DB-Adresse geschickt, ohne je eine Antwort erhalten zu haben. Bis sie erfahren habe, dass der betreffende Mitarbeiter schon längst nicht mehr bei der Bahn beschäftigt gewesen sei.

© SZ vom 02.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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