Tutzing:Akademie fragt nach Fluchtursachen

Viele Veranstaltungen im Tutzinger Schloss widmen sich dem aktuellen Thema

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Politisch, gesellschaftskritisch, manchmal auch abwegig im besten Sinn und stets mit christlich-ethischem Grundtenor: So präsentiert sich die Evangelische Akademie in Tutzing in ihrem neuen Jahresprogramm. Ganz zeitgemäß legen Akademiedirektor Udo Hahn und sein Team einen Schwerpunkt auf die Flüchtlingsthematik. Unter den 63 aufgelisteten Tagungen und Veranstaltungen im Tutzinger Schloss geht es etwa um Brandherde im arabischen Raum, Klimaveränderungen und Krisen in Osteuropa als mögliche Fluchtursachen, um Architektur, die Bleibe sein kann, um Diskussionen über Frauenrechte und Geschlechtergleichbehandlung und um die Frage, wie evangelische Bildungsträger Menschen unterstützen, Wurzeln zu schlagen in einem Land, in dem sie nicht geboren sind.

500 Jahre Reformation spielen ebenfalls eine Rolle. Eine ökumenische Bilanz ist dabei vorgesehen ebenso wie ein Expertenforum mit der Eugen-Biser-Stiftung über nicht behebbare Differenzen zwischen den Konfessionen. Eine Tagung hinterfragt, welche prägende Kraft die Reformation heute noch für den Einzelnen und die Gesellschaft hat. Die Zeitgeschichte im Blick hat die Tagung "Rendezvous oder Deja vu?". Sie analysiert, was von den Träumen der 66er-Rebellen 50 Jahre später übrig geblieben ist.

Vergangenheit und Gegenwart mischen sich auch bei Betrachtungen, wie man die NS-Vergangenheit heute angemessen in Ausstellungen präsentieren kann und in einer Tagung über den latenten Antisemitismus, der bis in die Mitte der Gesellschaft vordringt. Dabei sollen auch wirksame Präventionsstrategien erörtert werden. Die Digitalisierung wird in verschiedenen Facetten ebenso kritisch unter die Lupe genommen wie die Hospizbewegung. Das "Tutzinger Hospizgespräch" ist mit der provokanten Frage überschrieben: "Stirbt die Hospizidee an der Hospizbewegung?". Die beschäftige sich nämlich hauptsächlich mit Gesetzen, Regeln und Refinanzierung, so die These.

Doch es gibt auch Angebote für Auszeiten: Seien es stille Tage vor Weihnachten, über Silvester oder in der Karwoche, eine Kammermusikwerkstatt oder ein Tagungswochenende, bei dem Bewohner eines Ökodorfs die Teilnehmer an ihren Erfahrungen teilhaben lassen.

An junge Leute richten sich Angebote wie das Junge Forum, wo in einem interaktiven Format nicht nur Politisches, sondern über alles diskutiert werden kann, was die "Generation Praktikum Y,Z" umtreibt sowie die Tagung im kommenden Februar für angehende Schulabsolventen, die sich der Frage widmet: "Abitur - und dann?".

Die Eckpfeiler des Akademie-Programms finden sich natürlich auch: Tagungen des Politischen Clubs, die Kanzelreden Prominenter in der Münchner Erlöserkirche, der Film des Monats im Breitwand-Kino Starnberg, die Reden zwischen Himmel und Erde mit dem Kloster Andechs und der Tutzinger Salon. Besuchern öffnet sich die Akademie am 11. September zu einem "Picknick im Park" - zugunsten der Stiftung Schloss Tutzing.

Das Programm, das von September 2016 bis Juli 2017 reicht, liegt an vielen öffentlichen Stellen aus. Es kann auch angefordert werden unter der Telefonnummer 08158/251 146 und ist einsehbar im Internet unter www.ev-akademie-tutzing.de.

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