Trauer um ermordete Mädchen:Hundert Lichter für Chiara und Sharon

Nach dem Mord an den beiden Mädchen sind Nachbarn und Schulfreunde in Krailling schockiert über die Tat. Und beunruhigt - weil der Täter noch nicht gefasst ist.

C. Deussing

Sophia stellt eine Kerze an die Hausmauer, es stehen dort schon hundert Lichter, viele mit kleinen Zetteln mit letzten Grüßen. Das Mädchen denkt an die elfjährige Sharon, mit der sie jeden Morgen von Krailling mit dem Bus zum Kurt-Huber-Gymnasium nach Gräfelfing gefahren ist. "Wir haben oft gelacht, sie hatte viele Freunde", erzählt die Zehnjährige. Die Schülerin ist schockiert über das, was passiert ist - dass Sharon und ihre achtjährige Schwester Chiara in der Nacht zum Donnerstag in Krailling umgebracht worden sind.

Geschwister in Krailling wurden grausam ermordet

Zeichen der Trauer: Nachbarn und Freunde entzünden Kerzen und legen Blumen vor das Haus, in dem die Kinder getötet wurden.

(Foto: dpa)

In dem Ort an der Würm ist überall die Beklemmung zu spüren. Und der Doppelmörder läuft noch frei herum. "Das macht uns Angst", sagt eine Geschäftsfrau. Mit der "heilen Welt" sei es vorbei. Eine andere Mutter kann noch nicht glauben, dass ein derartiges Verbrechen in Krailling geschehen ist. Viele Eltern haben am Freitag ihre Kinder zur örtlichen Grundschule gebracht und wieder abgeholt. Auf die breite Treppe zur Pausenhalle haben Chiaras Mitschüler Kerzen und selbstgemalte Bilder gestellt.

Psychologen sprechen mit den Kindern, auch im Gräfelfinger Kurt-Huber-Gymnasium, wo ein Trauerraum mit Kondolenzbuch eingerichtet worden ist. Mit einer Schweigeminute gedachte die Schule der beiden getöteten Schwestern aus Krailling. "Wir trauern mit großer Betroffenheit und Fassungslosigkeit", teilte das Gymnasium mit.

Ein Nachbar aus der Margaretenstraße, wo die Tat begangen wurde, erinnert sich an die Opfer. Die Mädchen seien "so aufgeweckt gewesen" und oft vor seiner Haustür mit dem Einrad vorbeigeradelt. Der 52-jährige Familienvater schüttelt den Kopf: "Dieser Täter muss krank im Kopf sein." Für so einen sei nur die härteste Strafe überhaupt denkbar.

Den von der Mutter getrennt lebenden Vater kennt er flüchtig, vom Abholen der Kinder übers Wochenende. "Mir ist nie etwas aufgefallen, es gab keinen Streit." Er rätselt, wer der Mörder sein könnte. Genauso geht es einem Kraillinger, der einer der letzten Gäste in der nahen Musikkneipe war, und daher eine Speichelprobe abgeben musste.

An der Gedenkecke klebt ein Blatt mit der Drohung: "Wenn ich dich erwische, hast Du ein Problem." Bei den Einwohnern wächst nicht nur das Unbehagen, sondern auch die Wut auf den unbekannten Täter. Sie sehen, wie drei Dutzend Polizisten die Umgebung nach Spuren absuchen - und wie die Beamten ein Taschentuch am Bordstein unweit des Tatortes finden. Auch am Freitag sind die Ermittler wieder im Haus des Verbrechens und tragen unter anderem einen Käfig mit zwei Wellensittichen heraus.

Unterdessen wird eine Frau an der Polizeiabsperrung durchgelassen. Sie hatte beim Einkaufen einen Schlüsselbund entdeckt und gab diesen jetzt bei der Polizei ab. Denn jedes Detail könnte in dem Fall wichtig sein. Freundinnen von Sharon und Chiara stehen vor den Kerzen. "Wir schauen uns jetzt gemeinsam Fotos an", sagen sie traurig.

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