Trauer:Hannelore Jüterbock gestorben

Berg Icking Ateliertage

Malen und Arbeiten im Kuhstall: Hannelore Jüterbock liebte ihr Atelier in einem Bauernhaus in Allmannshausen auch wenn es im Winter ungastlich kalt war.

(Foto: Georgine Treybal)

Von Sabine Bader, Allmannshausen/Nizza

Es gibt sicher kaum einen Malereibegeisterten am Ostufer des Starnberger Sees, der es noch nicht betreten hat, das Atelier im Kuhstall eines Bauernhauses in Allmannshausen. Hier war sie stets anzutreffen: die Künstlerin Hannelore Jüterbock. Vergangene Woche, am 13. Juni, ist sie im Alter von 80 Jahren überraschend in einer Klinik auf Korsika gestorben. Jüterbock war gerade mit ihrem Sohn Christian auf dem Weg nach Korsika, als sie auf dem Schiff plötzlich ohnmächtig zusammenbrach. Sie muss noch über Schmerzen in der Brust geklagt haben. Doch die Ärzte auf Korsika konnten ihr Leben nicht mehr retten. Sie lasse ihre Familie - darunter zwei Kinder und fünf Enkel - in großer Trauer zurück, "aber auch mit der Gewissheit, dass sie nun als Licht und als Liebe weiterreist", schreibt Tochter Sabina Sciubba jetzt per Mail an Freunde und Bekannte.

Ja, Jüterbock war das Licht stets ganz wichtig. Das Licht auf den Starnberger See, das das Wasser mal silbrig blau erstrahlen lässt, so dass man am liebsten hineinspringen möchte. Und das an einem anderen Tag wieder so fahl und abweisend ist, dass man den See höchstens vom Ufer aus beäugen möchte. Jüterbock hat den See in jeder erdenklichen Stimmung gemalt. 2005 erhielt sie von der Stadt Starnberg auch den Auftrag, eine Stele mit Solarlicht im Rahmen der Bundesgartenschau für den Seespitz zu konzipieren. Das sechs Meter hohe Kunstwerk wurde im Juni 2005 feierlich eingeweiht.

Doch Jüterbock liebte nicht nur das Wasser, sondern auch die Landschaft entlang des Lüßbachs - die Filzn mit ihren Birken und erdigen Farbtönen. Aus Protest gegen die geplante Begradigung des Bachlaufs hat sie vor vielen Jahren ein 30 Meter langes Portrait des Lüßbachs auf Zeitungspapier gemalt und in Allmannshausen aufgestellt. Noch heute lagert das legendäre Bild auf dem Speicher ihres Hauses. Letztlich hat ihr Protest damals mit dazu beigetragen, dass der Bachlauf weitestgehend renaturiert wurde. Überhaupt war Jüterbock ein politisch denkender Mensch. Für die Grünen gehörte sie von 1990 bis 1996 dem Berger Gemeinderat an. In ihrer politisch aktiven Zeit setzte sie sich dafür ein, den Berger Marstall kulturell zu nutzen. Sie war zudem Vorsitzende des Kulturvereins.

Viele Bilder sind in besagtem Kuhstall in Allmannshausen entstanden. Im Sommer war es hier stets angenehm kühl - ideal zum Arbeiten. Im Winter allerdings konnte es so kalt sein, dass sich Raureif auf der Nase bildete und die Hände sofort klamm wurden. Kein guter Ort für Kreativität. Darum hat Jüterbock seit vielen Jahren die kalte Jahreshälfte in ihrem südfranzösischen Atelier in Nizza verbracht.

Nach den Ateliertagen ging es also Ende September alljährlich nach Frankreich. Apropos Ateliertage: Es ist Hannelore Jüterbock zu verdanken, dass es dieses Kunstevent am Ostufer überhaupt gibt. Vor 32 Jahren hatte sie die offenen Ateliers ins Leben gerufen.

Ende Juli wird es eine Gedenkfeier für die Künstlerin in Nizza geben. Freunde und Sammler können sich unter amisdhannelore@gmail.com mit der Familie in Verbindung setzen. Was aus den vielen Werken Jüterbocks wird, ist noch offen. Nur eines steht fest: Hannelore Jütebock würde sich freuen, wenn ihre Bilder an den Wänden von Kunstfreunden hängen und an sie erinnern.

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