Traubing/Pähl:Blühende Lichtung

Traubing  Ausstellung Aukio

Dynamisch: Martina Hamrik fertigt den Hintergrund für ihren Surfer aus Textil-Schlaufen.

(Foto: Repro: Georgine Treybal)

"Aukio"-Künstler öffnen ihre Ateliers für Besucher

Von Katja Sebald, Traubing/Pähl

Es ist schon beachtlich, was auf dieser Lichtung - nichts anderes bedeutet das finnische Wort "Aukio" - gewachsen ist. 2008 hatten die ersten Künstler und Hobbykünstler rund um die Tutzingerin Marlies Zahn-Ebert im einstigen Verwaltungsgebäude des Warnamts X im Kerschlacher Forst ihre Ateliers eingerichtet. Manche begeisterte Mitstreiter der ersten Stunde sind längst wieder ausgezogen, einige sind geblieben und viele neue seither hinzugekommen: Am Wochenende öffneten 18 Malerinnen, ein Bildhauer und ein Fotograf ihre Ateliertüren für Besucher.

Das Warnamt X ist ein architektonisches Relikt aus den Zeiten des Kalten Krieges, ein ehemals streng geheimer Ort mit Hochsicherheitstrakt und Atombunker. Später war es Flüchtlingsheim und Auslieferungslager für den Euro, nun ist es Künstlerkolonie. Als solche hat sich das "Aukio" längst einen festen Platz im Kulturgeschehen der Region gesichert. Dass die bekannte Weilheimer Künstlerin Beate Oehman sich als Gastausstellerin an den Ateliertagen beteiligt und auf dem Hof eine ihrer riesigen Fahneninstallationen zeigt, kommt einem Ritterschlag gleich. Mit dem Münchner Bildhauer Michael Moroder, der auf einer Wiese eines seiner filigranen Objekte aus Fasermaterial zeigt, konnte ebenfalls ein etablierter und international agierender Künstler gewonnen werden.

Einer der spannendsten und zugleich ruhevollsten Orte im "Aukio" ist das Atelier von Felix Flesche, der aus Holz, Bronze und Stahl minimalistische Skulpturen herstellt. Obwohl seine zu scheinbar instabilen, schlanken Türmchen gestapelten Quader wenig Masse haben, treffen sie doch schlüssige Aussagen über den sie umgebenden Raum. Reizvoll sind auch die textilen Arbeiten, die in jüngster Zeit entstehen. An der Schnittstellen zwischen Malerei und Objektkunst sind die Arbeiten von Martina Hamrik zu sehen: Ihre malerisch ausgeführten figürlichen Motive, meist Sportler in der Bewegung, bettet sie in ein Relief aus textilen Schlaufen ein, das so entstehende Spiel aus Licht und Schatten sorgt für zusätzliche Dynamik im Bild.

Konzentration und Versenkung fordert Kathrin Balling vom Betrachter ihrer Bilder: Die Kalligrafin war mit einer kleinen Sonderausstellung im Gemeinschaftsraum vertreten, in dem die Besucher bewirtet wurden. Als dort am Samstag wegen des schlechten Wetters die "German-African Connection" ihre Instrumente für eine Trommelperformance aufbaute, war es freilich vorbei mit der Ruhe, die Balling für ihre meditativ-nachdenklichen Text-Bild-Collagen fordert. Eher amüsiert hingegen dürften die Besucher das Atelier von Anne Huber verlassen haben: Hier wohnt eine heitere Vogelschar, die sich von ihrer Schöpferin höchst dekorativ in quadratische Formate einspannen lässt.

Der Rest ist Farbe: Die weitaus meisten Künstlerinnen im "Aukio" beschäftigen sich mit ungegenständlicher Farbflächenmalerei. Es gibt großformatige Bilder in leuchtenden Orange- und Gelbtönen, Plakatives und Üppiges, aber auch Blumenbilder und Landschaften - eine blühende Lichtung mitten im Wald.

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