Traubing:Fleischeslust statt Milchpreisfrust

Hofladen von Barbara Doll; Im Hofladen von Barbara Doll

Barbara Doll in ihrem Traubinger Hofladen "Fleischeslust".

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Die Familie Doll hat ihren Hof in Traubing umgestellt - und vermarktet nun edles Ochsenfleisch von langsam wachsenden Weidetieren

Von Armin Greune, Traubing

Vor fünf Jahren gehörten Barbara und Markus Doll zu den großen Milchbauern im Landkreis: Bis zu 150 Kühe und Kälber haben sie auf dem Hof am Ortsrand von Traubing gehalten - als einzigen Betriebszweig. Als der Erzeugerpreis 2011 wieder mal im Keller war, entschloss sich die fünfköpfige Familie, statt Milch künftig hochwertiges Fleisch zu produzieren: "Wir haben uns gesagt, noch sind wir für eine Umstellung jung genug", sagt Barbara Doll. Die Entscheidung war mit hohen Investitionen verbunden: Ein neuer Stall mit Laufhof musste gebaut werden, anstelle des alten steht nun der Laden "Fleischeslust". "Dort war früher der Melkstand", sagt Barbara Doll.

Die heute 40-Jährige sieht keinen Grund, den Produktwechsel zu bereuen: "Es rechnet sich schon." Dazu kommt, dass sie die Aufgaben mit der Vermarktung mit Vergnügen erfüllt: "Mir macht der Kontakt mit den Kunden Spaß, ich leiste gerne Aufklärungsarbeit über Fleischqualität und artgerechte Tierhaltung".

Beides ist eng miteinander verbunden: Dolls 52 Ochsen leben fast doppelt so lange wie Vieh in intensiver Stallmast und verbringen mehr als die Hälfte des Lebens auf der Weide. Durch das langsamere Wachstum enthält ihr Fleisch viel fein verteiltes Fett in den Muskeln: "Das ist der wichtigste Geschmacksträger und die Steaks bleiben immer saftig und zart", weiß Doll. Im Winter wird nur mit Silage, Heu, Mais und Getreidebruch gefüttert: alles aus eigener Produktion, auf Kraftfutter können die Dolls verzichten. Ihre Kälber beziehen sie im Alter von drei Monaten von umliegenden Bauern und einem befreundeten Züchter. Mit vier Monaten müssen die Tiere kastriert werden, weil sonst der Fleischgeschmack leidet. Nach 30 bis 36 Monaten haben die Ochsen ihr Schlachtgewicht von 800 Kilogramm erreicht und Markus Doll fährt sie zum Metzger Gustav Frey in Seeshaupt. Bis sie dort zerlegt werden, reifen die Rinder drei Wochen: "Auch das wirkt sich natürlich auf den Preis aus", sagt Doll.

So mancher Kunde sei erst mal sprachlos, wenn auf der Packung in der Kühltheke ein Preis von 50 Euro steht. Dafür erhält der Kunde aber auch ein Bürgermeisterstück von gut zwei Kilo, bei dessen Anblick Fleischkennern das Wasser im Mund zusammenläuft. Die Kilopreise reichen von 9 Euro für die Zwerchrippe bis 54 Euro fürs Filets; Hüftsteaks kosten 30 Euro. Außerdem sind im Hofladen Dolls hausgemachtes Gulasch, Saucen und Fonds erhältlich. Auch die Getreideprodukte von Mehl bis Müsli stammen aus eigener Produktion, verarbeitet werden sie in der Off-Mühle. Zugekauft sind etwa Gemüse, Gewürze und Flüssiges vom Sirup bis zum Obstbrand. Die Eier bezieht Doll aus Starnberg: "Die Hühnerhaltung haben wir aufgegeben, die hat alle der Fuchs geholt." Auch zu Milchviehzeiten habe die Familie nebenher Fleisch für den Eigenbedarf produziert. Der Rasse ist man treu gebelieben. Die Dolls schwören auf Bayerisches Fleckvieh: "Das ist am besten an unsere Bedingungen angepasst und die Fleischqualität kann sich mit der von Charolais-Rindern messen", sagt Doll.

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