Traubing:Baumfällaktion erhitzt die Gemüter

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Gefällte Buchen in Traubing: Die Aktion hat die Gemeinde veranlasst. (Foto: Georgine Treybal)

Auf dem Moränenhügel in dem Tutzinger Ortsteil lässt die Gemeinde aus Sicherheitsgründen den Wald auslichten, um Wohnhäuser vor Schäden zu schützen. Sehr sachte, wie der Bürgermeister sagt. Trotzdem sind die Anwohner sauer

Von Wolfgang Prochaska, Traubing

Auf den ersten Blick ist es ein Schock. Auf den zweiten auch. In Traubing, dem Tutzinger Ortsteil, ist man über das Fällen der Bäume in dieser Woche auf dem weithin sichtbaren Moränenhügel oberhalb der Neubausiedlung an der Riedstraße empört. Es schaut auch nicht gerade schön aus. Die Bäume, alte Buchen, liegen zerschnitten an der Hangkante und werden für den Abtransport vorbereitet. Der Tutzinger Bürgermeister Rudolf Krug (ÖDP) kann die Aufregung der Traubinger verstehen, aber er nennt sehr ernsthafte Gründe, warum die Buchen gefällt werden mussten.

"Nach dem Sturm im Jahr 2015 haben wir einen Plan konzipiert, wie wir den Bereich sicherer machen könnten", erläuterte der Tutzinger Gemeindechef auf Anfrage. Damals war ein Baum in den Garten eines Einfamilienhauses gekracht und hatte nur um wenige Meter das Haus verfehlt. Man wolle sich gar nicht vorstellen, was alles passieren hätte können. Man habe viel Glück gehabt, da nur die Kinderschaukel im Garten zerstört worden war. Klar war aber, dass die Gemeinde handeln musste. So entstand der Plan, sich die Bäume auf dem Moränenhügel, die im Bereich des Hangs und nahe an der Wohnsiedlung standen, genau anzuschauen. "Wir gingen dabei so sacht wie möglich vor", betonte er. Man habe es mit dem zuständigen Förster besprochen, welche Bäume raus mussten. Man habe dreimal hingeschaut, ob der Baum weg muss, so Krug.

Dennoch war die Aufregung groß, als die Fällung begann. Krug glaubt auch nicht, dass man sich in Traubing so schnell beruhigen werde, der Moränenhügel mit dem Wald sei ein markanter Landschaftspunkt. Aber die Gemeinde könne an ihrer Verkehrssicherungspflicht nicht vorbeigehen. Er erinnerte an den Klimawandel und an die Einschätzung der Klimaforscher, dass in den kommenden Jahren die Stürme stärker und wohl häufiger werden. "Wir haben ja nicht Tabula rasa gemacht", meinte der Gemeindechef. Es sei ein Spagat. Man müsse einen Kompromiss finden.

Die Aktion, die längerfristig angesetzt ist, soll das Unfallrisiko für die dortigen Bewohner so gering wie möglich halten. Das ist auch gut so, denn dass zu nahe an den Moränenhügel gebaut wurde, ist ein offenes Geheimnis. Allerdings hat dies nicht der amtierende Bürgermeister zu verantworten. "Das Problem ist eine Hinterlassenschaft meiner Vorgänger", konstatierte Krug. Den alten Baumbestand will die Gemeinde ergänzen. Durch das Auslichten hätten die Jungbäume mehr Chancen, hoch zu kommen. Bei der Fällaktion hat ein Gemeindemitarbeiter laut Krug aufgepasst, dass auch wirklich nur die markierten Bäume wegkamen. Damit wollte die Gemeinde verhindern, dass möglicherweise zu viel des Guten gemacht wurde.

Die Untere Naturschutzbehörde im Landratsamt Starnberg war von dieser Aktion nicht informiert gewesen. Wie die Pressesprecherin des Landratsamts, Barbara Beck, auf Anfrage mitteilte, sei dies nicht notwendig gewesen, da es sich bei dem Moränenhügel nicht um ein Naturdenkmal handle.

© SZ vom 02.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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