Traubing:"Bauch" im Mauerwerk

Traubing Friedhof

Ein breites Loch mit Feldsteinen klafft in der Friedhofsmauer vor der Kirche in Traubing.

(Foto: Georgine Treybal)

Kirche war Zustand der maroden Friedhofsmauer lange bekannt

Von Christian Deussing, Traubing

Für viele Traubinger war es keine Überraschung, dass die etwa 300 Jahre alte, denkmalgeschützte Friedhofsmauer an der Kirche Mariä Geburt am Samstag in der Weilheimer Straße eingestürzt ist. Das habe sich bei dem "Bauch" im Mauerwerk schon seit längerem angekündigt, sagt ein Anlieger. Er wundere sich nur, warum die Kirche nichts unternommen habe. Der Traubinger zeigt auf einen Zettel der Kirchenverwaltung mit dem Hinweis, dass eine "Sanierung der einsturzgefährdeten Friedhofsmauer dringend ansteht". Bis dahin werde "in nächster Zeit eine Notsicherung vorgenommen". Das Blatt hängt seit zwölf Monaten in dem Glaskasten am Aufgang, geschehen ist aber nichts.

Das rechtfertigt Traubings Pfarrer Leander Mikschl damit, dass es "Differenzen" über das Sicherungs- und Sanierungskonzept mit dem Landesamt für Denkmalpflege gegeben habe, das vorab dafür ein Gutachten verlangt habe. Denn es sollten keine Arbeiten erfolgen, die das Mauerwerk gefährden könnten, berichtet der Pfarrer. Nach dem Vorfall wird aber schnell gehandelt: Zunächst helfen sandgefüllte Gewebesäcke bei der Notsicherung, danach soll eine Baufirma mit der Sanierung des Gemäuers beginnen. Zudem wird das Fundament und der Boden untersucht. Der Pfarrer hofft, dass zumindest ein großer Teil der Mauer mit den Findlingen und ihrem optischen Reiz im "Spagat zwischen Denkmalschutz und Sicherheit" erhalten bleibt. Die Kosten für das Projekt seien aber bislang nicht abschätzbar, teilt das Bischöfliche Ordinariat mit.

Derzeit ist die Straße unterhalb des Kirchenfriedhofs noch gesperrt, ebenso die Gräberreihe direkt an der Mauer. Über dem klaffenden, fünf Meter breiten Loch steht der höchste Gedenkstein, das Grab hat sich aber noch nicht abgesenkt. Ein Mann geht zum abgesperrten Randbereich und begutachtet mit etwas Sorge ein anderes Grab. Es sei zum Glück alles in Ordnung, sagt er. Doch der Friedhofsbesucher glaubt nicht, dass diese Mauer noch zu retten sein wird. Das Wasser in der Erde drücke zu stark auf den alten Zement. Der Besucher meint, dass das Denkmalamt wegen der Sicherheit "über seinen Schatten springen" sollte.

Der Pfarrer geht davon aus, dass ein Kompromiss gefunden wird: Die Mauer soll gesichert und im nächsten Frühjahr erneuert werden.

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