Tödlicher Virus:Kaninchen-Seuche erreicht das Fünfseenland

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Befasst sich mit der Kaninchen-Seuche: Gabriela Gindert. (Foto: Nila Thiel)

Die Tierärztin Gabriela Gindert aus Pentenried rät, die Tiere impfen zu lassen

Interview von Armin Greune, Starnberg

In der Auffangstation der Tierfreunde im Nachbarlandkreis Fürstenfeldbruck sind in kürzester Zeit 19 von 35 Kaninchen dem neuartige Virus RHD-2 zum Opfer gefallen. Der Verein hat deshalb einen Aufnahme- und Abgabestopp verfügt. Nun breitet sich der aktuelle Erregertyp der fast immer tödlich verlaufende "Chinaseuche" offenbar auch im Fünfseenland aus. Zwar besteht für Menschen keine Gefahr, doch Kaninchenhalter sind um ihre Tiere besorgt. Die Pentenrieder Tierärztin Gabriela Gindert erklärt im Interview mit der SZ den Verlauf der Krankheit und empfiehlt eine vorbeugende Impfung.

Sind Ihnen in jüngster Zeit Fälle von RHD-2 im Landkreis Starnberg bekannt geworden?

Gindert: Höchstwahrscheinlich ja. Vor etwa zwei Monaten wurden je zwei Kaninchen von zwei Familien aus Hechendorf und Gauting trotz intensiver tierärztlicher Bemühungen von einer Seuche dahingerafft. Meine Vermutung, dass es sich um die neue Variante der Chinaseuche handelt, wurde auch von der Tierklinik Starnberg geteilt. Sicher nachgewiesen wurde das Virus allerdings nicht, dazu hätten die Tiere obduziert werden müssen.

An welchen Symptomen ist die Krankheit zu erkennen?

Vor allem am perakuten, also sehr raschen Verlauf. Oftmals erreichen die Besitzer mit den Kaninchen nicht einmal mehr den Tierarzt. Todesursache ist meist eine innere Blutung, der Erreger zerstört die Blutgefäße. Das Allgemeinbefinden wird gestört, die Nahrungsaufnahme eingestellt, der Kopf nach hinten gezogen. Die Tiere bekommen Fieber und sterben bald.

Welche Möglichkeiten haben Veterinärmediziner, um den erkrankten Tieren zu helfen?

Gegen die Krankheit existiert keine Therapie - man kann nur vorbeugend impfen. Der Impfstoff gegen RHD-2 wird erst in Kürze in Deutschland zugelassen und ist noch schwer erhältlich. Ich rechne damit, dass ich ihn noch in dieser Woche bekomme. Der bisher eingesetzte Kombiimpfstoff gegen Myxomatose und RHD-1 schützt leider nicht vor RHD-2.

Müssen sich nur Kaninchenhalter über die neue Tierseuche Gedanken machen?

Da die Infektiosität sehr hoch ist, besteht die Gefahr, dass auch Wildkaninchen und Feldhasen von der Seuche betroffen werden. Kontakt mit kontaminiertem Futter und Insekten können die Viren dann weiterverbreiten.

Was können die Tierhalter im Fünfseenland zum Schutz ihrer Kaninchen unternehmen?

Zunächst sollten alle Tiere geimpft werden, der Kontakt zu ungeimpften Tieren sollte vermieden werden. Kinder schmusen besser nicht mit fremden Kaninchen: Beim großen RHD-1 Seuchenzug Mitte der 1990er-Jahre hatte ich den Eindruck, das vor allem Kinder als Vektoren für das Virus fungierten. Sollten Kaninchen mit unklaren Symptomen sterben, wäre es gut, die toten Tiere zur Diagnose sezieren zu lassen. Auf keinen Fall überstürzt neue Kaninchen dazu kaufen!

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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