Theater:Mit List und Mistgabel

Theater: Bei der Generalprobe (von links): Anna Engesser, Evi Erhard, Elias Fleddermann und Ute Erhard.

Bei der Generalprobe (von links): Anna Engesser, Evi Erhard, Elias Fleddermann und Ute Erhard.

(Foto: Arlet Ulfers)

Die Theatergruppe des Pöckinger Trachtenvereins spielt die Komödie "Da Franzosenzipfe"

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Man schreibt das Jahr 1811. Napoleon hat sich mit Bayern verbündet und bereitet den Russlandfeldzug vor. Überall im Land werden seine Soldaten einquartiert. Da die Franzosen keinen Unterschied machen zwischen Freund und Feind, kommt es zu Plünderungen und Morden. Die Vorbehalte gegen die Franzosen sind groß, die Angst geht um, auch im männerlosen Gschwendnerhof. Nach historischen Tatsachen hat Autor Thomas Kirnberger das Stück "Da Franzosenzipfe" verfasst, mit dem die Theatergruppe des Trachtenvereins D' Würmseer in Pöcking in die diesjährige Saison gestartet ist.

Die Handlung: Der Ehemann von Bäuerin Maria Gschwendner (Evi Erhard) ist im Krieg geblieben, ihre Tochter Vevi (Anna Engesser) musste ohne Vater aufwachsen. Mit Unterstützung von Magd Fanny (Ute Erhard) kommen die drei Frauen auf dem Weiberhof mehr schlecht als recht über die Runden. Nun müssen sie auch noch den "Saufranzosen" Jean-Marie Dubois (Elisas Fleddermann) versorgen , der von Alexandre Lefebre (Ludwig Erhard), Offizier bei Napoleons Truppen, einquartiert wird. Kein Wunder, dass die Bäuerin verbittert ist. Doch nach und nach merkt man auf dem Hof, dass nicht alles so ist, wie befürchtet. Als Franzosen und Bayern, darunter Josef Weber (Felix Erhard) in den Russlandfeldzug eingezogen werden sollen, hecken der staatliche Übersetzer Luggi Hastreiter (Markus Schauer) und der wandelnde Nachrichtenbote Ignaz Sonnbichler einen Plan aus, um die Franzosen zu überlisten.

Die Handlung ist gewürzt mit Irrungen und Wirrungen, mit Liebe und Spaß. Da wird gelacht und gestritten und auch einmal mit Hilfe von Schürhaken oder Mistgabel aufeinander losgegangen. Köstlich sind die spritzig-witzigen Dialoge, mit denen der Autor aus Habach, Thomas Kirnberger, die Sprachbarrieren herausgearbeitet hat. Ludwig Erhard musste als französischer Offizier durchgängig eine Fremdsprache sprechen, die er nie gelernt hat. Er hat seine Rolle nach der Lautschrift einstudiert. Auch die anderen Spieler agieren textsicher und temperamentvoll. Ihr bairisches Französisch ist herzerfrischend und kurzweilig.

Bislang hat die Theatergruppe des Pöckinger Trachtenvereins vorwiegend Komödien gespielt. Doch zum 30-jährigen Bestehen hat sich Regisseurin Ingrid Hotzy bewusst für ein Stück mit ernstem Hintergrund entschieden. Wenngleich die "königlich-bayerische Völkerverständigungskomödie" in der "guten alten Zeit" vor 200 Jahren spielt, ist sie nach Meinung der Spielleiterin überraschend aktuell. Auch heute existierten Vorurteile von Einheimischen gegenüber Flüchtlingen und gegen ihr Anderssein. Auch heute gebe es Angst vor Abstieg und sozialer Ungerechtigkeit. Umgekehrt müssten sich die Fremden in einem Land zurechtfinden, deren Sprache sie nicht beherrschen und deren Kultur sie nicht kennen.

Das Stück soll dazu beitragen Nachwuchs zu gewinnen. Laut dem Vorsitzenden Ludwig Erhard haben die Mitglieder des Trachtenvereins ein Durchschnittsalter von 75 Jahren. Mit Hilfe von anspruchsvollem Theater hofft die Führungsriege, nun für die Jugend im Dorf attraktiver zu werden. Die Rechnung geht offenbar auf, wie der Neuzugang Elias Fleddermann zeigt.

Vorstellungen bis 21. April, jeweils Freitag und Samstag (20 Uhr) sowie am Sonntag (18 Uhr). Kartenvorverkauf im Gemeindearchiv, Mittwoch und Freitag, von 16 bis 19 Uhr oder telefonische Reservierung unter 08157/925974 jeweils dienstags und donnerstags von 17.30 bis 20 Uhr.

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