SZ im Dialog:Zwei Bahnhöfe, ein Drama

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Die Kreisstadt hat zwei Haltepunkte, doch ihr Zustand alles andere als erfreulich: Defekte Aufzüge, fehlende Dächer auf den Bahnsteigen und Schmutz - das ist in Starnberg Alltag für S-Bahnfahrer

Christian Deussing

Starnberg Bahnhof Nord, blaue Stunde - moderne Beleuchtung macht das Bild des Banhofsgeländes am Vorabend abstrakt. Foto: Georgine Treybal (Foto: STA)

StarnbergEin Dauerärgernis für die Starnberger sind ihre beiden Bahnhöfe. Zum Beispiel für eine ältere Dame, die mit zwei Rollkoffern aus der S-Bahn am Bahnhof Nord in Richtung Tutzing aussteigt und vor einem seit Wochen defekten Fahrstuhl steht. Die Seniorin kann jetzt nur noch auf fremde Hilfe hoffen. Der Lift ist nun schon seit dem 30. August außer Betrieb. Die Fahrgäste werden mit dem Hinweiszettel des Bahnhofsmanagement München vertröstet: "Aufgrund von Vandalismusschäden kann dieser Aufzug vorübergehend nicht benutzt werden." Was aber so nicht stimmt. Denn ein Bahnsprecher teilt mit, dass es am 30. August einen Kurzschluss gegeben hat und die Fachfirma das notwendige Bauteil noch nicht geliefert bekommen habe. Die Störung werde aber bald behoben sein, versicherte der Sprecher der Bahn AG. Der Zustand der Bahnhöfe ist nur eines der Themen, die am Montag mit Lesern bei der Aktion "SZ im Dialog" im Café Il Moro besprochen wurden.

Starnberg Bahnhof Nord, blaue Stunde - moderne Beleuchtung macht das Bild des Banhofsgeländes am Vorabend abstrakt. Foto: Georgine Treybal (Foto: STA)

Doch zurück zum Bahnhof Nord: Unten in der Halle ärgert sich eine Rentnerin nicht nur über den kaputten Aufzug, sondern auch über den "Schmuddel" im Bahnhof, der öfter geputzt werde müsste, wie sie findet. "Das ist hier bestimmt kein Aushängeschild", sagt die Frau. Andere beschweren sich über die ungepflegten Grünanlagen rund um den Haltepunkt. Gesperrt sind erneut die Herrentoiletten, weil sie beschädigt worden sind. Die WC-Anlage ist laut Bahn AG voraussichtlich in einigen Tagen wieder benutzbar. Außerdem würden wohl noch im November Videokameras im Bahnhof Nord installiert, um mögliche Randalierern nachträglich aufzuspüren.

Am Bahnhof am See - auch Haltepunkt für Tausende Ausflügler und Touristen - sind nur die Aufgänge zu den Bahnsteigen mit einem Wellblech überdacht. Die bisherigen Dächer mussten abmontiert werden, weil sie die Schneelastnorm nicht mehr erfüllt haben. Es regnet jetzt durch das provisorische dachartige Gerüst, lediglich kleine Wartehäuschen bieten noch Schutz vor Regenwetter. Ein großes Problem ist seit ewigen Zeiten, dass es keinen Aufzug gibt. Ein Rollstuhlfahrer aus Planegg muss daher immer am Bahnhof Nord aussteigen, nun trifft der Mann dort auf den nicht funktionierenden Fahrstuhl. Vor allem für ältere Menschen, Rollatorfahrer und Eltern mit Kinderwagen ist der Bahnhof See oft frustrierend. Wenn dann noch eine spontane Durchsage verkündet, dass der Zug diesmal auf einem anderen Gleis hält, ist es gerade für jene Fahrgäste oft zu spät, noch den anderen Bahnsteig zu erreichen.

"Ich glaube nicht, dass ich noch den Einbau von Aufzügen erleben werde", befürchtet die 90-jährige Friedl Walter. Auch sie hat schon S-Bahnen wegen der fehlenden Lifte verpasst. Die Rentnerin aus Starnberg lächelt trotzdem und ergänzt lakonisch: "Na ja, solange hier die Züge noch fahren." Trostlos und lieblos gestaltet findet ein 36-jähriger Beamter aus Bernried das gesamte Ambiente dieses Bahnhofs. "Es muss mal was passieren", moniert er und spricht damit das aus, was sicher viele Fahrgäste denken.

Er könne den "Unmut der Leute durchaus verstehen", beteuert der Starnberger Stadtsprecher Karl- Heinz Springer. Es sei aber eben das "Dilemma", dass die Bahn bis 2017 nichts Gravierendes an dem Bahnhof ändern werde, weil danach die Stadt diesen Haltepunkt barrierefrei umbauen und das Areal neu gestalten wird. In diesem Zusammenhang stehe auch die angestrebte Seeanbindung, so Springer. Angesichts dieser vertraglichen Vereinbarung von 1987 wäre es aus der Sicht des Bahnkonzerns sicherlich unsinnig, jetzt noch in Fahrstühle am Bahnhof-See zu investieren, den die Stadt in vier Jahren übernimmt. Ein Bahnsprecher dazu: "Die Stadt ist dann am Zug."

© SZ vom 15.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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