SZ-Adventskalender:Reisen gegen die Einsamkeit

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Behinderte Rentner sind auf Unterstützung angewiesen

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Am Strand liegen, das Meeresrauschen hören oder eine Pilgerfahrt nach Lourdes: Für viele Rentner bleibt das ein Traum, weil sie sich eine Reise nicht leisten können. Caritas und Lebenshilfe bieten jedes Jahr Reisen für Menschen mit Behinderung an. Doch oft scheitern Ausflüge oder Freizeitaktivitäten an den Kosten. Gerade Menschen mit Behinderung sind laut Christian Münzel, pädagogischer Leiter der Lebenshilfe, von Altersarmut betroffen. Die meisten Senioren im Wohnheim arbeiteten in der Behindertenwerkstätte Machtlfing. Da sie aber neben geistiger Behinderung meist noch andere Krankheiten haben wie etwa einen Herzfehler, konnten sie nur wenige Stunden pro Woche arbeiten. Entsprechend gering ist die Rente.

Laut Münzel liegt die Durchschnittsrente der Betroffenen bei 80 bis 100 Euro im Monat. Davon müssen medizinische Hilfsmittel, der Medikamentenanteil sowie Toilettenartikel bezahlt werden. Einige Heimbewohner legen 5 Euro im Monat zurück, aber davon kann man keine großen Sprünge machen. "Menschen mit geistiger Behinderung sind auf finanzielle Unterstützung der Familie angewiesen", weiß Münzel. Dank medizinischen Fortschritts werden Menschen mit Behinderung älter: Einige sind bereits 70 Jahre alt, ihre Eltern leben nicht mehr. "Wir haben eine Gruppe von Rentnern, die wirklich arm sind", sagt Münzel. Doch wenn ihre Mitbewohner Freizeitaktivitäten unternehmen, etwa ein Seniorenfrühstück auf Gut Kerschlach, können sie nicht mit. "Es geht um Abwechslung, Lebensqualität und Selbstbestimmung", betont Münzel.

Diese Meinung vertritt auch Petra Seidl von der Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung bei der Caritas. Sie bietet barrierefreie Reisen und Ausflüge an. "Eine Reise ist wichtig gegen Vereinsamung", sagt sie. Oft seien diese Aktivitäten die einzige Möglichkeit für die Betroffenen einmal von zu Hause wegzukommen. Für die Angehörigen sind diese Tage ebenfalls wichtig: Sie bieten Entlastung von der Pflege. "Menschen mit Behinderung haben den gleichen Anspruch auf Urlaub wie andere", so Seidl. Aber man müsse Hürden beseitigen; denn Rollstuhlfahrer haben ein Mobilitätsproblem, was die Kosten gegenüber herkömmlichen Reisen erhöht.

Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung sind auf Assistenz angewiesen und können nicht allein wegfahren. Pro Rollstuhlfahrer muss also ein Helfer zur Verfügung stehen, der zwar ehrenamtlich arbeitet, aber die Reisekosten ersetzt bekommt. Da gewöhnlich mehrere Rollstuhlfahrer unter den rund 20 Teilnehmern pro Reise sind, muss die Unterkunft über entsprechend viele barrierefreie Zimmer verfügen; für die Fahrt muss ein Spezialfahrzeug mit Hebebühne gemietet werden. Bei Reisen ans Meer muss der Strand barrierefrei erschlossen sein, damit der Rollstuhl nicht im Sand versinkt. Viele von Seidls Klienten können sich eine Reise nicht leisten und benötigen einen Zuschuss. Mit den Spenden aus dem SZ-Adventskalender könnte dies möglich werden: Schon jeweils 2000 Euro würden reichen, damit Caritas und Lebenshilfe bei Freizeitaktivitäten helfen können.

© SZ vom 29.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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