SZ-Adventskalender:Plötzlich alleine und für alles zuständig

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Als alleinerziehende Mutter hat Claudia Gärtner bis zum Burn-out geschuftet. Jetzt arbeitet sie sich langsam zurück

Von Patrizia Steipe, Starnberg

Es war ein schlechtes Jahr für Claudia Gärtner und ihre Tochter (Namen von der Redaktion geändert). "Zu viel Stress, zu viele Schwierigkeiten, alles war zu viel". Die Folge war ein Burn-out. Fünf Wochen lang wurde die 44-Jährige in einer Tagesklinik behandelt. Sie hat viele Gespräche geführt, sich in der Gruppe ausgetauscht und hat versucht, all die negativen Erfahrungen der vergangenen Jahre aufzuarbeiten. Seitdem sie wieder daheim ist, versucht sie gemeinsam mit der siebenjährigen Tochter in den Alltag zu finden.

Claudia Gärtner hat ein Diplom in einem kreativen Beruf. Sie arbeitet freiberuflich. Hoch war ihr Verdienst bisher noch nie, es hat zusammen mit dem Unterhalt aber gereicht, um den Lebensunterhalt für sich und die kleine Theresa zu bestreiten. Die fünfwöchige Auszeit hat sich allerdings empfindlich auf die Familienkasse ausgewirkt. Auch nach dem Klinikaufenthalt konnte sich Claudia Gärtner nicht um Aufträge kümmern. Die Kräfte kehren erst allmählich zurück. Sie muss den Wiederanfang langsam angehen, auf ihre Seele horchen.

Vor einigen Jahren sah das Leben noch ganz anders aus. Damals lernte die junge Studentin in Hamburg ihre große Liebe kennen. Der Mann sah gut aus, war charmant. Dass er aus einem anderen Kulturkreis stammte und einer anderen Religion angehörte, machte ihn für die Studentin nur interessanter. Die beiden zogen zusammen. Zwei Jahre später heirateten sie. "Es war schon immer schwierig", gibt Claudia Gärtner zu. Vor allem über Geld wurde gestritten. Üppige Summen kamen nie ins Haus und von dem Wenigen schickte ihr Mann auch noch einen Großteil an seine Familie. Vor sieben Jahren kam dann die kleine Tochter zur Welt. Der Streit wurde heftiger. "Wir hatten komplett andere Vorstellungen von Kindererziehung, von unseren Lebenszielen und Werten", erklärt Claudia Gärtner. Als sie herausgefunden hatte, dass es ihr Mann auch mit der Treue nicht so genau nimmt, trennte sie sich. "Ich hatte immer gehofft, dass die Situation wieder besser werden könnte, aber das war dann einfach zu viel für mich".

Seit vier Jahren wohnt sie nun mit ihrer Tochter alleine in einem kleinen Häuschen zur Miete. "Das ist zum Glück einigermaßen bezahlbar", sagt sie, denn auf staatliche Unterstützung möchte sie auf keinen Fall angewiesen sein. Doch dann kam die Krise und der Mutter wuchs alles über den Kopf: Die extrem lebhafte Tochter, die sehr unter der Trennung der Eltern litt, die Scheidung und dazu noch unerwartete Sonderausgaben. Vor kurzem hat Claudia Gärtner eine Heizkosten-Abrechnung bekommen. Wie sie den hohen dreistelligen Betrag wird zahlen können, das weiß sie noch nicht. "Ich habe überhaupt keine Kraft, um schon wieder voll in die Arbeit einsteigen zu können." Doch sie ist zuversichtlich: "Im nächsten Jahr wird es wieder aufwärts gehen", ist sie sicher. Es wäre eine große Erleichterung für Mutter und Tochter, wenn der SZ-Adventskalender bei der Heizungsrechnung einspringen würde.

Seit vier Jahren kümmert sich die Mutter alleine um die Tochter. (Foto: imago)
© SZ vom 19.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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