SZ-Adventskalender:Geld für eine Wolldecke

Die Spenden der Leser helfen Menschen, die sich keine Bettwäsche oder eine Fahrkarte leisten können und denen das Leben böse mitgespielt hat

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg

Wer ein gutes Auskommen hat, Häuschen, Garten und eine gesunde Familie, der kann sich kaum vorstellen, dass er in finanzielle Nöte geraten könnte. Doch das Schicksal kann an jede Tür klopfen - ganz plötzlich und unerwartet. Auch im reichen Fünfseenland. Vor Unfällen, schweren Krankheiten oder psychischen Belastungen ist niemand gefeit.

Auch Arbeitslosigkeit oder eine sehr schmale Rente können Menschen in finanzielle Schwierigkeiten bringen, ja irgendwann auch in Not. Klar, wen es trifft, der scheut die Öffentlichkeit, versteckt sich lieber in seinen eigenen vier Wänden und versucht sich durchzuwurschteln, solange es geht. Und so gibt es zwischen großen Villen mit Seeblick, in denen Leute in Saus und Braus leben, auch Menschen, die kaum über die Runden kommen. Senioren etwa, die ihre Heizung nicht zahlen können und deshalb im Winter frieren müssen. Andere, die nicht genug Geld haben, um ihre Kinder einzukleiden oder Medikamente zu kaufen. Leute, die keinen Strom mehr haben und deshalb schon seit langem keine warme Mahlzeit mehr genießen konnten. Doch zum Glück gibt es den SZ-Adventskalender für gute Werke, der in dramatischen Einzelfällen unbürokratisch hilft. Zwar kann er die Situation nicht grundlegend ändern, aber die Not wenigstens mildern. Und er kann den Betroffenen ein wenig Hoffnung geben, denn durch die Unterstützung des Adventskalenders wissen sie, dass es Mitmenschen gibt, die nicht nur ihr Herz öffnen, sondern auch ihr Portemonnaie.

Im vergangenen Jahr haben die SZ-Leser insgesamt 5,7 Millionen Euro gespendet, um Bedürftigen unter die Arme zu greifen. Durch ihre Hilfsbereitschaft konnte zum Beispiel einer 90-jährigen Rentnerin geholfen werden, deren Rente so knapp ist, dass sie sich nicht mal mehr Unterwäsche leisten kann. Ihr einziger Verwandter ist ein Großneffe, der sich wenig um sie kümmern kann. Zudem plagt sie die Angst, dass sie bald in ein Heim gehen muss. Ihre Wünsche sind bescheiden: eine Wolldecke, Bettwäsche und einen Frisörbesuch. Der SZ-Adventskalender half ihr mit einer großzügigen Spende.

Überhaupt wächst die versteckte Altersarmut, besonders bei Frauen. Wie die Hilfsorganisationen und das Starnberger Sozialamt berichten, trauen sich viele der älteren Rentnerinnen nicht, finanzielle Hilfe zu beantragen. Sie möchten nicht der Gesellschaft zur Last fallen, laute immer ihr Hinweis, wenn man sie darauf anspreche.

Wie schnell es gehen kann, von ganz oben nach ganz unten zu fallen, zeigt die Geschichte eines 45-Jährigen. Die Fotos von seinem früheren Leben zeigen einen Erfolgreichen mit Haus am See, einem Motorboot, jungen Frau und Sohn. Ein gutes Leben. Er hatte Power, was wohl auch an einer besonders starken Form von ADHS lag. Irgendwann halfen keine Medikamente mehr, und er bekämpfte seine Unruhe mit Suchtmitteln. Die Ehe zerbrach daraufhin, das Haus wurde verkauft, alle Träume von dem Mann zerplatzten und er wurde noch kränker. Alles, was er wollte, war eine MVV-Jahreskarte. Damit könne er regelmäßig seine Mutter besuchen, die ihm Kraft gebe. Der SZ-Adventskalender stellte die Summe zur Verfügung.

Es müssen nicht immer die großen Spenden sein, die den Alltag verbessern und das Leid lindern, es gelingt schon bei einem niedrigen Betrag. Auch heuer hofft der SZ-Adventskalender wieder auf die große Hilfsbereitschaft der SZ-Leser.

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