SZ-Adventskalender:Entspannen als Therapie

Der "Snoezelen"-Raum in der Franziskusschule hat vielen behinderten Kindern geholfen - nun muss er saniert werden

Von Blanche Mamer, Starnberg

Philipp vermisst die Ruhepausen im Snoezelen-Raum der Franziskus-schule sehr. Der 18-Jährige mit Down-Syndrom liebt es, sich im abgedunkelten Zimmer auf dem Wasserbett zu entspannen und Musik mit tiefen Basstönen zu hören. Und dann ganz ruhig zu werden. Doch nun musste der Snoezelen-Raum geschlossen werden. Darüber ist nicht nur Philipp traurig, sondern etliche Kinder und Jugendliche, die wissen, wie wohl sie sich in dem kleinen Raum mit den weißen Wänden fühlen.

Nach 20 Jahren intensiver Nutzung durch die Schüler und als Therapieraum bei Krankengymnastik, Ergo- und Logopädiestunden ist das Wasserbett undicht, die weiße Wärmeauflage mit integriertem Sound ist kaputt, die Verbindung zum CD-Player und die Lichtsäule sind defekt. Reparatur und Neuanschaffung würden zirka 4000 Euro kosten. "Sowohl der Bezirk, als auch die Regierung von Oberbayern, haben es abgelehnt, die Kosten zu übernehmen", sagt Schulleiterin Ricarda Friderichs. Denn es handele sich um ein freiwilliges Angebot.

Defekte Liege im Ruheraum; Adventskalender:

Elternbeiratsvorsitzende Martina Richly und ihr Sohn Philipp führen das defekte Wasserbett im Snoezelen-Raum der Franziskusschule vor. Mit dabei: Schulleiterin Ricarda Friderichs (rechts) und Martina Brandt (links), Leiterin der Heilpädagogischen Tagesstätte.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

"Snoezelen" - ein Wort, das schon in seinem Klang offenbart, um was es geht: Schmusen, Knuddeln und Schlummern. Der Begriff kommt aus dem Niederländischen und setzt sich aus den beiden Wörtern "snuffelen", was kuscheln heißt, und "doezelen", dösen, zusammen. Den Snoezelen-Raum haben zwei holländische Zivildienstleistende 1978 erfunden. Ihre ursprüngliche Idee war es, einen gemütlichen, angenehm warmen Raum einzurichten, in dem sich Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung erholen können. Mit dem Ziel, alle Sinne anzusprechen. Anfangs ging es dabei nur um Entspannung, mittlerweile gilt "snoezelen" auch als Therapie.

Die theoretische Grundlage stammt von zwei amerikanischen Psychologen, die 1966 Untersuchungen gestartet hatten, wie ausgewählte Angebote bei entwicklungsverzögerten, hyperaktiven, geistig behinderten und autistischen Personen zu einer besseren Kommunikation und einer Verhaltensänderung führen, sagt Friderichs und berichtet von den Erfolgen der Schule mit dem Snoezelen-Raum. Und erzählt von dem Jugendlichen mit einer starken spastischen Lähmung, der sich so weit entspannte, dass sich die Verkrampfung seiner Hände etwas lockerte und die Therapeutin gewünschte Reflexe erzielen konnte. Oder die Kinder, die nach großen Operationen noch Schmerzen hatten und sich auf dem wohlig warmen Wasserbett besser fühlten,die Schmerzen nicht mehr spürten oder auch vergaßen. Beruhigend wirke die Atmosphäre des Raumes auf die Kinder und Jugendlichen, die sich leicht aufregen. Die weißen Wände und Zudecken bieten keine weiteren visuellen Reize, allein die Lichtsäule produziert wahrnehmbare Farben. "Der Raum war ständig belegt", sagt die Schulleiterin, sowohl halbstündig reserviert für einzelne Schüler, als auch für verschiedene Therapien. Davon zeugt immer noch der Stundenplan an der Tür. "Es gibt ein striktes Regelwerk für den Raum", betont Friderichs. Es darf nicht getobt werden, und es muss immer ein Therapeut oder Erzieher dabei sein. In der Franziskusschule werden 87 Kinder und Jugendliche von drei bis zum Alter von 20 Jahren, mit einer geistigen Behinderung oder einer schweren Lernstörung ihren Fähigkeiten entsprechend unterrichtet.

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Der Raum und die Einrichtung seien sowohl stimulierend wie aktivierend, sagt Martina Brandt, die Leiterin der angeschlossenen Heilpädagogischen Tagesstätte, in der 72 Kinder und Jugendliche nach dem Unterricht betreut werden. Der Snoezelen-Raum habe sich so gut bewährt. Um ihn wieder instandzusetzen, hoffen sie auf Spenden des SZ-Adventskalenders.

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