SZ-Adventskalender:Ein paar Tage Erholung

Robert K. kümmert sich nach dem Tod seiner Frau allein um die gemeinsamen Kinder. Die Familie braucht Urlaub

Von Carolin Fries, Starnberg

Der kleine Rafael bemüht sich redlich, die Erdnuss zu knacken, es will ihm aber nicht recht gelingen. Vater Robert K. lässt den Zweijährigen probieren, hilft nicht gleich. Rafael hat seit einer Hirnblutung im Säuglingsalter eine Spastik in der rechten Hand. Damit, das war seinem Vater damals sofort klar, würde die Familie zurecht kommen. Der Junge bekommt inzwischen Ergo- und Physiotherapie, er lernt, mit der Behinderung umzugehen. Viel schwerer, auch das wusste Robert K. recht bald, würde er mit der Krebserkrankung seiner Frau zu kämpfen haben. In der Schwangerschaft bemerkte diese einen Tumor im Bein.

Die Familie, deren Mitglieder in Wirklichkeit anders heißen, war aufs Land gezogen. Die beiden älteren Geschwister und Rafael sollten über weite Wiesen tollen und morgens vor der Schule rodeln können. Robert K. arbeitet als Orthopäde an einer Münchner Klinik, seine Frau hatte ebenfalls einen guten Job. Das Glück war vollkommen, bis sich die Krankheit ins Leben der Familie schlich. Zwei Jahre lang ging es ständig bergauf und bergab, die Eltern wechselten sich gegenseitig ab mit Optimismus und Hoffnungslosigkeit. Während Robert K. im Krankenhaus arbeitete, half daheim bei der kranken Frau eine Haushaltshilfe.

Im Herbst dieses Jahres ist die Mutter dreier Kinder gestorben, Robert K. versucht seither irgendwie, den Alltag zu organisieren. Doch alleine und geschwächt zu schaffen, wofür es eigentlich zwei starke Menschen braucht, ist schier unmöglich. "Ich versuche gerade, ein System zu erstellen, das trägt", sagt er.

Robert K. hat seine Arbeitszeit reduziert, um morgens und abends die Kinder versorgen zu können. Er hat die maximale Betreuungszeit gebucht, sowohl in der Krippe als auch im Hort. Und dennoch hat er keine Zeit: Sind die Kinder untergebracht, fährt er in die Klinik nach München, auf dem Heimweg sammelt er sie wieder ein. Sind die Kinder abends im Bett, erledigt er den Papierkram und dringende Anrufe. Der Haushalt bleibt meist liegen, weshalb er jetzt für 22 Stunden in der Woche eine Haushaltshilfe engagiert hat. In den ersten Wochen nach dem Tod seiner Frau hat die Krankenkasse diese noch bezuschusst, inzwischen muss Robert K. die Kosten alleine tragen. Zusammen mit den Kita-Gebühren für die Kinder sind die finanziellen Belastungen so groß, dass Robert K. sie gerade so tragen kann. Doch jetzt steht eine Inspektion des Autos an, auf das die Familie angewiesen ist. Die zu erwartenden Kosten machen dem Familienvater zu schaffen.

Robert K. hat schon diverse Stellen um Hilfe gebeten, meist vergebens. Es ist im sozialen Versorgungssystem nicht vorgesehen, dass der Vater oder die Mutter kleiner Kinder stirbt. "Es gibt keine Institution, die dauerhaft hilft", sagt K. Der 46-Jährige sehnt sich nach einer Auszeit. Dem Familienvater würden Gespräche mit guten Freunden gut tun und ein paar Momente der Ruhe. Dafür müssten die Kinder in einem Familienhotel stundenweise betreut werden. Der SZ-Adventskalender will der Familie in den Weihnachtsferien diesen Wunsch erfüllen und ein paar Tage Urlaub ermöglichen.

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