SZ-Adventskalender:Ein bisschen Zuversicht

Michael R. durfte mit dem Kapitän über den Starnberger See schippern, Lukas M. bekam eine Jahreskarte für den MVV: Die Spendenaktion hilft, wo die Not im Fünfseenland groß ist.

Von Carolin Fries

Wie groß die Freude gewesen sein muss, kann man nur erahnen: Im Sommer hat der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung dem 20 Jahre alten Michael einen Herzenswunsch erfüllt. Er durfte mit Kapitän Günter Engel über den Starnberger See schippern, die Schiffsglocke läuten, hupen, mit Kapitänsmütze in der Steuerungszentrale sitzen. Drei Stunden war der geistig behinderte Junge beschäftigt, begleitet von seiner alleinerziehenden Mutter und einem Betreuer, der die Familie stundenweise entlastet. "Was machen wir morgen?", hat Michael immer wieder gefragt und laut aufgelacht.

Seither sind einige Monate vergangen und im Rückblick ist die Bedeutung des Ausflugs in den Augen von Michaels Mutter noch gewachsen: "Sich zu erinnern, dass es einen so schönen Tag gegeben hat", sagt Ulrike R., das gebe ihr Kraft. Und ein wenig Zuversicht. Denn: "Es gibt auch genug schlechte Tage." Dann geht es Michael, der obendrein an einer unheilbaren Epilepsie leidet, nicht gut - oder aber gute Freunde, die ebenfalls vom Maltester-Kinderhospizdienst begleitet werden erleiden gesundheitliche Schläge. Ulrike R. denkt nicht weit in die Zukunft, sie lässt die Tage einfach kommen. Pläne reichen in der Regel nicht weiter als bis morgen. In dieser Hinsicht ergänzen sich Mutter und Sohn bestens, und Michael bekommt meist eine Antwort auf seine Frage - wenngleich der Bub' am liebsten jeden Tag einen Ausflug wie an den Starnberger See machen würde. Er liebt alles, was sich bewegt: Autos, Züge, Schiffe.

Michael beim Kapitän; SZ-Adventskalender erfüllt Weihnachtswunsch

Volle Fahrt voraus: Michael R. gibt im Sommer mit der Kapitänsmütze von Günter Engel auf der "MS Seeshaupt" den Kurs an. Damit hat der SZ-Adventskalender dem geistig behinderten Jungen einen großen Wunsch erfüllt.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Dass nicht alle Wünsche in Erfüllung gehen, muss nicht nur Michael regelmäßig erfahren. Viele Menschen, die von schwerer Krankheit betroffen sind, wissen, wie schnell sich ein Schatten über das eigene Leben und das der unmittelbar betroffenen Familienangehörigen legen kann. Dabei hatten auch sie Pläne und Wünsche, die sich binnen kürzester Zeit in scheinbar unerreichbare Träume verwandelt haben. Dann gilt es plötzlich, den Alltag irgendwie zu meistern, sich durchzukämpfen. Hinzu kommen meist finanzielle Probleme. Die Frage nach dem Morgen bekommt schnell einen bitteren Beigeschmack.

Ähnlich ist es bei plötzlicher Arbeitslosigkeit oder starken psychischen Belastungen: Das Leben gerät ein Stück weit außer Kontrolle. Sichtbar wird die Not meist nur bei genauem Hinsehen, die Betroffenen ziehen sich in der Regel voller Scham zurück. Weil sie die Rechnung für die Heizung nicht mehr zahlen können, auf Lebensmittel von der Tafel angewiesen sind oder kein Geld für neue Kleidung haben. Dabei hatten sie oft ein ganz anderes Leben geführt, waren Teil der Gesellschaft im teuren Fünfseenland. So wie beispielsweise Thomas B., den das Spendenhilfswerk im vergangenen Jahr unterstützt hat. 45 Jahre alt war er, hatte Frau und Kind und Haus, als er suchtkrank wurde und in der Folge alles verlor. Mit Hilfe von Condrobs hat es B. geschafft, sich zurück in ein geregeltes Leben zu kämpfen, die angehäuften Schulden abzubauen. Allerdings ging im vergangenen Jahr der Kühlschrank kaputt, weshalb der Adventskalender die Kosten für ein neues Gerät übernahm.

Hier können Sie sicher spenden

Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V.

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Insgesamt haben die SZ-Leser im vergangenen Jahr 8,67 Millionen Euro gespendet, so viel wie noch nie. Damit lassen sich freilich nicht alle Probleme lösen, doch die akute Not kann in Einzelfällen schnell und unbürokratisch gelindert werden. Zusätzlich vermittelt die Hilfe den Betroffenen Hoffnung: So wissen sie, dass es Menschen gibt, die nicht nur ihr Herz öffnen, sondern auch ihren Geldbeutel. Im vergangenen Jahr waren es so viele wie noch nie: 24 600 SZ-Leserinnen und -Leser haben für Menschen in Not gespendet. Sie haben damit auch im Fünfseenland geholfen. Zum Beispiel Susanne M., die ihr Leben nach schwerem Missbrauch in der Kindheit nur mit starken Antidepressiva bewältigen kann. Ihr hat der Adventskalender eine neue Waschmaschine finanziert, weil die alte nicht mehr geschleudert hat und die Frau ihre Wäsche stets mit der Hand auswringen musste. Und auch Lukas M. bekam Unterstützung in Form einer MVV-Jahreskarte, um weiterhin eine ADHS-Selbsthilfegruppe in München besuchen zu können, die dem jungen Mann aus dem Landkreis Stabilität gibt. Er wuchs im Drogenmilieu auf, beide Eltern waren heroinabhängig.

Doch nicht nur Einzelfälle unterstützt der Adventskalender. Auch soziale Einrichtungen, Vereine und Verbände bekommen Hilfe. Im Landkreis Starnberg wurde im vergangenen Jahr unter anderem die Hundestaffel des DLRG-Ortsverbands in Pöcking unterstützt. Die Helfer haben ein neues Fahrzeug angeschafft, an dessen Ausstattung sich das Spenden-Hilfswerk beteiligt hat. So konnten unter anderem Helme und Funkgeräte bezahlt werden, die bei der Suche nach Vermissten in schwierigem Gelände die Arbeit erleichtern.

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