Stockdorf:Erstklässler am Tablet

Die Schüler der Grundschule Stockdorf sollen sich Grundkenntnisse an den mobilen Computern aneignen. Mit einer Spende des Autozulieferers Webasto können 16 Geräte angeschafft werden

Von Blanche Mamer, Stockdorf

Milena und Irena suchen gemeinsam Informationen über irische Weihnachten, Mimi befasst sich mit Weihnachtsbräuchen in Island, versucht, die entdeckte Seite auszudrucken. "Hast du geprüft, ob du die Fotos verwenden darfst?", fragt Konrektorin Bettina Aufhauser. Sie weist auf das Zeichen hin, das erlaubt, dass die Fotos weiterverwendet werden dürfen. Die Viertklässler der Grundschule an der Würm in Stockdorf, die an den PCs im Computerraum beschäftigt sind, sind schon recht weit, was ihre digitale Kompetenz angeht. Erst kürzlich hat die Gruppe in Heimat- und Sachkunde eine Präsentation über Kartoffelkäfer erstellt und für alle Mitschüler ausgedruckt, berichtet Milena.

Die Schule verfügt über zwölf PCs, an denen 261 Kinder aus zwölf Klassen abwechselnd in Kleingruppen arbeiten. Nun sind alle gespannt auf die Tablets, die sie durch eine Spende von Webasto bekommen. Am Donnerstag hat Holger Engelmann, Vorstandsvorsitzender des Stockdorfer Unternehmens, einen Scheck von 10 700 Euro überreicht, mit dem Bettina Aufhauser einen iPad-Koffer mit 16 Geräten kaufen kann. "Wir freuen uns schon richtig, denn Tablets eröffnen ganz neue Möglichkeiten", sagt Aufhauser, die auch kommissarische Schulleiterin ist. Die iPads seien leichter zu handhaben. "Wir sind dann beweglich, können die Geräte mit nach draußen nehmen, fotografieren, Videos drehen, Informationen sammeln und schreiben, Seiten gestalten."

Tableteinsatz in einem Münchner Kindergarten, 2017

Früh übt sich: eine Schülerin am Tablet.

(Foto: Catherina Hess)

Seit Oktober 2013 ist die Stockdorfer Grundschule Referenzschule für Medienbildung, 2016 hatte sie sich für den Modellversuch "Digitale Schule 2020" beworben, wurde zunächst jedoch abgelehnt. Im Sommer 2017 wurde sie dann doch zur Netzwerkschule, und das heißt, dass die Lehrer ein Jahr Zeit haben, sich auf die neuen Aufgaben vorzubereiten, sich fortzubilden. Das Ministerium habe genügend Lehrerstunden bewilligt, um jede Klasse mindestens einmal in der Woche mit zwei Lehrern zu besetzen. Das ermögliche, mit jeweils halben Klassen im Medienraum zu arbeiten, so Aufhauser.

Erstklasslehrerin Julia Homm setzt sich mit drei Kleinen an die Computer. Es dauert ein wenig, bis sie sich angemeldet haben, denn sie arbeiten erstmals selbstständig mit der Maus. "Das schwierige Anmelden fällt bei den Tablets weg, das ist eine Zeitersparnis. Doch jeder Schüler soll es beherrschen und die Regeln kennen", sagt Homm. Danach sollen die Kinder aus einer Reihe von Wörtern die richtigen Vokale erkennen und heraushören. "Hier sind die digitalen Medien ein großer Gewinn. Jedes Kind kann individuell arbeiten, so schnell oder so langsam, wie es will", erklärt Homm. Sie hat festgestellt, dass Kinder, die im normalen Unterricht weniger fix sind und nicht so gut schreiben können, sich am Computer ganz anders entwickeln. Mit drei weiteren Lehrkräften gehört sie zum Digital-Team der Schule, das die Arbeit mit den iPads vorbereitet. Viele Kinder kennen die Geräte bereits von daheim, allerdings meist nur zur Spiel- oder Freizeitnutzung. Doch von Frühjahr 2018 an sollen sie lernen, sie zum Lernen herzunehmen.

Stockdorf GS Computerraum

Donnerstags ist Computertag: Diese Viertklässler der Grundschule Stockdorf suchen mit Konrektorin Bettina Aufhauser Informationen über Weihnachtsbräuche. Sie sind schon ganz gespannt auf das Lernen mit dem Tablet.

(Foto: bla/Thiel)

"Schon jetzt führt jedes Kind ein Medientagebuch, in dem seine Fähigkeiten festgehalten werden", sagt Aufhauser. Ein Zweitklässler soll beispielsweise die Tastatur kennen und Texte in Word schreiben können. Ein Viertklässler soll Bilder in Texte einfügen und bearbeiten und im Internet verschiedene Suchstrategien anwenden können. Daraus ergibt sich der Medienführerschein, der in die Abschluss-Mappe kommt. Weitere iPads hat die Schule bei der Gemeinde Gauting beantragt. Unsicher ist, ob sie genehmigt werden.

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