Anna und Maria, die beiden Glocken der Gautinger Frauenkirche, schweigen: Vergangene Woche wurde das Geläut der alten Kirche an der Bahnhofstraße auf unbestimmte Zeit abgeschaltet, bestätigt der Gautinger Pfarrer Otto Gäng. Ja, die Glocken haben Namen, sagt er. "Maria", die größere, wiegt 600 Kilo, die kleine "Anna" ist immerhin 320 Kilo schwer. Bei Wartungsarbeiten sei nun aber festgestellt worden, dass der Glockenstuhl an die Außenwand des Turmes schlägt. "Jetzt warten wir auf den Statiker, der feststellen wird, welche Glocke oder ob gar beide zu weit schwingen und an das Gemäuer kommen."
Die Kirche "Unserer Lieben Frau" aus dem 15. Jahrhundert steht unter Denkmalschutz. Sie ist in den vergangenen Jahrhunderten erweitert und reich ausgestattet worden. Die Gestaltung des Innenraums reicht von der Spätgotik zum Frühbarock. Die Kirche hat zudem eine ausgezeichnete Akustik, wodurch sie sich sowohl für Große Messen als auch für Konzerte sehr gut eignet. Bei Gautinger Kirchgängern ist sie sehr beliebt.
Vor etwa zehn Jahren gab es Probleme im Eingangsbereich des Gotteshauses. Ursache waren bauliche Veränderungen an der Bahnhofstraße, der Zugang zur Kirche hatte sich abgesenkt. Der schlanke Turm, der ein markantes Zeichen am Gautinger Bahnhofsberg setzt, ist laut Pfarrer Gäng zuletzt vor knapp 20 Jahren erneuert worden. Dass dabei möglicherweise Fehler gemacht worden wären, will er nicht hören.
"Es ist nicht klar, was genau nicht passt. Möglich, dass sich eine Verbindung gelöst hat oder ausgeleiert ist. Die Dynamik des Hauses spielt sicher eine Rolle, so eine Konstruktion lebt. Jedenfalls hatten wir über Jahre keine Probleme", sagt der Gautinger Pfarrer. Er betont, die Kirchenverwaltung habe sich für das Abschalten als reine Vorsichtsmaßnahme entschieden. Es bestehe keine Gefahr für die Gläubigen, die dort Gottesdienste besuchen. Auch nicht für die Umgebung.
Kirchtürme werden regelmäßig auf ihre Stabilität hin überprüft. Bei so einer Untersuchung durch einen Passauer Fachbetrieb war die Fehlfunktion am Gautinger Kirchendenkmal festgestellt und dokumentiert worden. Nun hat der Statiker das letzte Wort. In die anstehende Generalsanierung der Frauenkirche wird der Glockenturm nun wohl mit einbezogen werden - und solange müssen die Glocken schweigen. Die Sanierung wird von der Kirchenstiftung St. Benedikt unterstützt. Bei größeren Bauarbeiten an Gotteshäusern können die Pfarreien mit Zuschüssen aus verschiedenen Töpfen, aber auch von den Gemeinden rechnen.