Start-ups in der  Raumfahrttechnologie:Abgehoben

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Kooperieren (v.l.): Stefanie Herrmann vom Start-up-Zentrum, ESA-Chef Prof. Johann-Dietrich Wörner, Minister Franz Josef Pschierer und Thorsten Rudolph vom Zentrum. (Foto: OH)

Finanzierung für Gründerzentrum Oberpfaffenhofen gesichert

Von Otto Fritscher, Oberpfaffenhofen

In diesem Brutkasten werden keine Eier ausgebrütet, sondern Ideen. Und zwar hochkomplizierte Projekte, die allesamt etwas mit Luft- und Raumfahrttechnologie zu tun haben. Dabei leistet das ESA Business Incubation Center (BIC) in Oberpfaffenhofen jungen Firmen Starthilfe. Den oft rasant wachsenden Start-ups werden nicht nur Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt, es gibt für sie auch Expertise, Networking und - besonders wichtig - Anschubfinanzierung.

Mehr als 140 Unternehmen sind aus dem BIC Bavaria, so die offizielle Bezeichnung, seit dessen Gründung im Jahr 2003 bislang hervorgegangen. Sie haben 1800 Arbeitsplätze geschaffen und erwirtschaften zusammengerechnet einen Jahresumsatz von rund 150 Millionen Euro. Damit auch in Zukunft weiter geforscht, entwickelt und getüftelt werden kann, wurde am Freitagvormittag eine Vereinbarung unterzeichnet, die den Fortbestand des BIC für die nächsten vier Jahre sichert. Die Zahl der unterstützten Start-ups soll nun um 60 auf mehr als 200 wachsen.

1,5 Millionen Euro steuert die Europäische Weltraumagentur ESA bei, weitere Partner sind das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Airbus, das Fraunhofer-Institut, der Freistaat und die Kreissparkasse. "Wir können somit unsere Arbeit fortsetzen und ausbauen", sagte Thorsten Rudolph, Geschäftsführer der BIC-Betreibergesellschaft Anwendungszentrum Oberpfaffenhofen GmbH.

Bei der Vertragsverlängerung war auch der neue bayerische Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer (CSU) anwesend. "Hier werden Visionen Wirklichkeit", sagte der er und lobte die "zukunftsweisenden Unternehmen mit ihren innovativen Ideen". "Durch die Unterstützung von Start-ups, die neue, auf Raumfahrttechnologien basierende Geschäftsideen entwickeln, bringen wird den Fortschritt und das wirtschaftliche Wachstum voran", sagte ESA-Generaldirektor Prof. Johann-Dietrich Wörner. Hier eine Auswahl von Firmen, die im Gründungszentrum Oberpfaffenhofen groß wurden oder werden:

Building Radar

Das Startup bietet eine globale, satellitengestützte Online-Suchmaschine für neue Bauprojekte an, die auf hochauflösenden Bildern des Satelliten Sentinel 2 basiert. Das Team ist in der Lage, sowohl Neubauprojekte als auch den Baufortschritt eines Gebäudes zu identifizieren.

Eomap

Die Firma ist weltweit führend in der optischen Fernerkundung im Wassersektor, aus Satellitenbildern kann die Wassergüte errechnet werden, was die teure Entnahme von Proben einsparen kann. Das Unternehmen wurde 2006 als Ableger des DLR gegründet und unterstützt heute die Unesco im Bereich des Monitoring von Wasserqualität.

Kinexon

Die Firma hat eine präzise, aber gleichzeitig kostengünstige und kleine Tracking-Lösung entwickelt. Die App, eine Cloud-Computing-Plattform, wandelt große Sensordaten in Echtzeit in wertvolle Informationen um.

Lilium

Lilium hat die Ambition, moderne Städte bei der Lösung ihrer wachsenden Mobilitätsprobleme zu unterstützen. Das Unternehmen hat ein vollelektrisches Flugzeug mit vier Sitzen entwickelt, das per App aufgerufen werden kann, vertikal wie ein Hubschrauber startet und dann ab einer bestimmten Höhe in den Horizontalflug übergeht.

NavVis

Das Start-up betreibt eine Art Google Street View für Innenräume. Ihr Trolley erstellt sogar von den größten Innenräumen fotorealistische 3D-Modelle. Die Ausgründung der Technischen Universität München schließt die Lücke zwischen Outdoor- und Indoor-Digitalkarten.

Toposens

Der Sensor von Toposens kann Personen und Objekte erfassen, zählen und tracken. Die Technologie folgt dem Prinzip der Echolokation einer Fledermaus, die winzige Objekte sehen kann, indem sie Ultraschallsignale aussendet und deren Reflexionen empfängt.

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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