Starnberg:Protest mit Sarg und Sterbebildern

Windkraft-Gegner demonstrieren am Montag vor der Kreistagssitzung. Bergs Bürgermeister findet die Aktion makaber.

Wolfgang Prochaska

Mit Trillerpfeifen, einem Holzsarg und Protest-Transparenten sind am Montagmorgen die Kreisräte am Eingang des Landratsamts Starnberg vor der Kreistagssitzung empfangen worden. Windkraft-Gegner aus Neufahrn, Wörthsee, Aschering und Andechs hatten zu der Demonstration aufgerufen, um gegen die angebliche Zerstörung von Landschaftsschutzgebieten durch Windräder zu protestieren. Rund 80 Bürger waren gekommen und verteilten Sterbebilder von blühenden Wiesen und hielten zur Trauermusik Grablichter in der Hand. Ein Begräbnis erster Klasse wurde zelebriert. Nach Ansicht vieler Kreisräte eine reichlich überzogene Reaktion. Peter Unger (Grüne) empfand die Aktion "als geschmacklos", ebenso der Berger Bürgermeister Rupert Monn (CSU): "Ich finde das Auftreten makaber und unangemessen." Nichtsdestotrotz diskutierten Monn, Landrat Karl Roth ebenso wie die Kreisräte Unger, Gerd Mulert und Wolfram Gum mit den Demonstranten. Ihnen blieb auch nichts anderes übrig, verstellten diese doch bewusst den Eingang, so dass jeder Kreisrat eine Art Spießrutenlauf hinter sich bringen musste. Neben Landrat Roth stand vor allem Monn im Mittelpunkt des Protests. Bekanntlich sollen auf Berger Flur, an der Garmischer Autobahn, vier Windräder aufgestellt werden. Seit Monaten wird von den Nachbargemeinden Neufahrn und Schäftlarn dagegen protestiert. "So nicht, Herr Monn!" konnte der Berger Gemeindechef auf einigen Transparenten lesen oder "Nein zum Windradkessel Etterschlag". Letzteres Protestplakat galt Wörthsees Bürgermeister Peter Flach (CSU). Zum Erstaunen von Peter Unger gehörten zu den Demonstranten auch Bürger, die für die Beibehaltung von Atomstrom waren. Er sei nun mal da, da könne man ihn doch auch weiternutzen, lauteten deren Argumente. Da war auch Unger, der demoerfahrene Grüne, ziemlich platt. Landrat Roth versuchte es mit jenen Argumenten, die den Landkreis überhaupt erst dazu veranlasst hatten, in Sachen Windkraft aktiv zu werden: nämlich potentielle Flächen für Windräder auszuweisen, damit es nicht zu einem "Wildwuchs", also zur "Verspargelung" der Landschaft kommt, sollten sich Investoren melden. Roth hatte einen schweren Stand. Dennoch bot er den Demonstranten an, ins Landratsamt zu kommen und dort zu sprechen. Diese verzichteten aber und wollten lieber draußen bleiben. Wolfram Gum (CSU), der Seefelder Bürgermeister, zeigte Verständnis für den Protest, prophezeite aber, dass im Fünfseenland wegen der fehlenden Windstärken kaum Anlagen aufgestellt würden. Er rechnet im westlichen Teil des Landkreises höchstens mit einem Windrad. Gegen 9.15 Uhr, also mit Verspätung, begann die Kreistagssitzung. Jene entscheidende, in der es um die Aufstellung von Anlagen in Landschaftsschutzgebieten gehen wird, findet erst am 23. April statt. (Kommentar)

Starnberg Demonstration LRA

Protest gegen die Windrad-Pläne des Landkreises vor dem Starnberger Landratsamt. Foto:Treybal

(Foto: Georgine Treybal)
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