Starnberg/Weßling:Übergangslösung Traglufthallen

Landrat Roth will vermeiden, weitere Turnhallen mit Flüchtlingen zu belegen. Schon um den Sportbetrieb in Schule und Vereinen aufrecht zu erhalten, will er dem Beispiel von Taufkirchen folgen

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg/Weßling

Die Nutzung von Sporthallen als Notunterkünfte für Flüchtlinge soll nach Ansicht von Landrat Karl Roth die Ausnahme bleiben. Das betonte er am Montag in der Sitzung des Kreistages. "Die Belegung von Hallen muss das letzte Mittel sein, um Asylbewerber unterzubringen", sagte er mit Blick auf die weiter steigenden Flüchtlingszahlen. Von August an - das habe ihm die Regierung von Oberbayern am Freitagabend mitgeteilt - werde der Notfallplan von 200 auf 300 Asylbewerber erhöht. Das heißt, Roth muss Platz für 300 Menschen schaffen.

Die Inninger Turnhalle ist mit 196 Flüchtlingen belegt; nach Weßling kommen aber schon 260 Menschen, die in der Turnhalle und im alten Feuerwehrhaus untergebracht werden, darunter unbegleitete minderjährige Flüchtlinge. Da die Container erst Mitte November bezugsfertig sein werden und die Belegung weiterer Turnhallen den Schul- und Vereinssport erheblich einschränken würde, strebt der Landrat eine andere Lösung an. Am vergangenen Wochenende ist er in den Landkreis München gefahren, genauer in die Gemeinde Taufkirchen.

Nach Taufkirchen sind am Wochenende viele Kommunalpolitiker gefahren, da dort eine große Traglufthalle für 300 Flüchtlinge steht. Roth strebt als Übergangslösung, bis die Container stehen, diese Hallen an. "Schön ist was anderes", meinte er nach der Besichtigung. Vor allem die Raumaufteilung findet er zu beengt, dort würden in kleinen Zellen sechs Menschen schlafen. Er will im Landkreis kleiner dimensionierte Hallen errichten und die Raumaufteilung verändern. "Diese Lösung ist der Not geschuldet", betonte er im Kreistag, denn auch dem Starnberger Landrat ist klar, dass diese Form der Behausung für alle Beteiligten eine Zumutung darstellt. Aber nur so könne vermieden werden, weitere Sporthallen mit den entsprechenden Problemen zu belegen. Die ersten Traglufthallen werden wohl in Tutzing an der Seestraße und in Pöcking stehen. Beide Bürgermeister würden Grundstücke zur Verfügung stellen, berichtete Roth weiter. "Ich weiß, es ist alles sehr hart, bis die Container stehen." Bis dahin müsse man die Zeit überbrücken.

In dieser Woche muss Weßling möglichst schnell Platz für Flüchtlinge schaffen. Wo die Asylbewerber untergebracht werden, ist inzwischen bekannt, aber was aus dem Sportbetrieb des SC Weßling werden soll, noch recht ungewiss. Vor allem die erfolgreichen Handballerinnen fürchten um ihre Trainingsmöglichkeiten und wissen nicht mal, wo sie ihre Heimspiele austragen sollen. Im Kreistag appellierte deshalb der Weßlinger Bürgermeister und Kreisrat Michael Muther an die Bürgermeister und die Sportvereine der anderen Gemeinden, die "Handballerinnen nicht im Regen stehen zu lassen". Sollte es keine Möglichkeit zur Austragung der Spiele geben, sei der Trainer weg und das Handballteam würde auseinanderfallen, so Muther.

Roth ist aber zuversichtlich, dass auch dieses Problem gelöst werden kann.

So konnte für die Inninger Sportler, deren Turnhalle durch Flüchtlinge belegt ist, ein Ausweichquartier bis November gefunden werden. Die Inninger spielen nun in Gilching. Es könnte durchaus sein, dass die Weßlinger beispielsweise nach Krailling oder Gauting gehen. Laut Muther ist in Weßling die "Resonanz positiv", wenn es um die Aufnahme der Flüchtlinge und deren Betreuung geht. "Die Probleme sind zu bewältigen", ist der Weßlinger Gemeindechef überzeugt. Gerade habe sich ein Helferkreis gebildet, der mit Unterstützung des Landratsamts arbeiten werde.

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