Klinikum Starnberg:Schuld ist der gute Ruf

Starnberg

Der Förderverein "Freundeskreis des Klinikums Starnberg", wie er sich lange präsentierte: (v.l.) Peter Wemhoff, Ingrid Kragenings, Rainer Rövenstrunk (alle ausgeschieden), Vorsitzender Heinrich Frey, Vize Gerd Wernekke, Wernher Weigert (Geschäftsführer) und Albert Panke.

(Foto: oh)

Der "Freundeskreis des Klinikums Starnberg" verliert Mitglieder, weil es dem Kreiskrankenhauses gut geht. In Seefeld dagegen hält sich der Förderverein.

Von Christine Setzwein, Starnberg/Seefeld

Es gibt kaum einen Verein im Fünfseenland, der so viele Prominente an seiner Spitze vorweisen kann, wie der "Freundeskreis des Klinikums Starnberg". Heidi Brühl, Schauspielerin und Mitbegründerin, Michael Schanze, Schauspielerin und Entertainer, Marianne Koch, Schauspielerin und Ärztin, und seit acht Jahren ist Altlandrat Heinrich Frey Vorsitzender. 1987 wurde der Verein aus der Taufe gehoben. Sein Ziel: Das Kreiskrankenhaus bei Vorhaben finanziell zu unterstützen, die weder vom Kostenträger noch vom Freistaat getragen werden.

Ebenfalls am Herzen lag dem Freundeskreis das Image der Klinik, das seinerzeit nicht der beste war. Das hat sich grundlegend geändert, und das ist jetzt ein Problem für den Verein. Er verliert Mitglieder, "weil der Ruf des Krankenhauses heute so gut ist, dass viele meinen, sie müssten sich nicht mehr engagieren", sagt Heinrich Frey.

Vor eineinhalb Jahren waren es noch 250, heute sind es nur noch 194 Mitglieder, bedauerte Geschäftsführer Peter Wemhoff in der jüngsten Versammlung diese "unerfreuliche" Entwicklung. Es sei dem Verein nicht gelungen, "der Bevölkerung deutlich zu machen, wie wichtig diese Klinik für die Gesundheitsversorgung ist und dass man für eine solche lebensnotwendige Einrichtung auch einmal etwas tun könnte und nicht einfach nur medizinische Höchstleistungen erwarten kann", sagte der 79-jährige Wemhoff, der als Geschäftsführer aus dem Vorstand ausschied. Sein Nachfolger wurde der 57-jährige Starnberger Wernher Weigert.

Die Verbundenheit der Bevölkerung mit "ihrer" Klinik ist dem Vorsitzenden Frey nach wie vor sehr wichtig, und der Freundeskreis sei das "Bindeglied". Darum "halten wir den Verein auch aufrecht". Frey betont aber auch die "psychische Unterstützung" für das Krankenhaus und nennt als Beispiel den jährlichen "Ehrenabend" für das Pflegepersonal, bei dem die Mitarbeiter ausgezeichnet und gelobt würden. 1,7 Millionen Euro Spendengelder hat der Verein seit 1987 gesammelt. Davon wurden unter anderem ein hochmoderner Wehenschreiber, ein Inkubator für die Neugeborenen-Intensivstation und ein mobiles Thoraxdrainage-Gerät angeschafft.

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Heinrich Frey will den Förderverein erhalten.

(Foto: Privat/oh)

Gefördert werden aber auch Mitarbeiterfortbildungen oder die Ausstattung des klinikeigenen Besinnungsraums. Aktuell beträgt der Kassenstand des Vereins 49 000 Euro, aber Heiner Kelbel, neuer Geschäftsführer des Starnberger Klinikums und Neumitglied im Förderverein, hat seine Wunschliste für dieses Jahr bereits an Weigert übergeben. Der will sich in nächster Zeit verstärkt der Mitgliederwerbung widmen und versuchen, "in der Bevölkerung das Bewusstsein zu schaffen, dass es nicht selbstverständlich ist, ein Krankenhaus der Extragüte im Landkreis zu haben", sagte er auf der Versammlung.

Die Chirurgische Klinik Seefeld ist bei weitem nicht so groß wie das Schwesterhaus in Starnberg. Doch seit 20 Jahren kümmert sich auch im Westen des Landkreises ein rühriger Verein um "seine" Klinik. Der "Freundeskreis und Förderverein Krankenhaus Seefeld" hat laut Schriftführerin Irmtraud Pfänder 180 Mitglieder. Seit der Gründung 1998 bis Ende 2016 stand Ingrid Frömming an der Spitze. In dieser Zeit wurden 367 000 Euro gesammelt und für Beatmungs- und Ultraschallgeräte, Monitore oder Patientenliegen ausgegeben.

Während sich die Starnberger anfangs um den guten Ruf ihrer Klinik Sorgen machten, hatten die Seefelder ganz andere Probleme. Schon in den Siebzigern stand die kommunale Klinik vor der Auflösung. Auch in den Jahren danach gab es immer wieder Bestrebungen im Starnberger Kreistag, sich von dem defizitären eigenständigen Betrieb zu trennen - oder ihn in zu übernehmen. Der Freundeskreis hatte alle Hände voll zu tun, das Seefelder Haus nicht nur finanziell, sondern auch ideell zu unterstützen.

Doch 2016 war dann doch Schluss mit der Eigenständigkeit. Die lange unbemerkte desaströse finanzielle Lage der Seefelder Klinik führte dazu, dass sie, um überhaupt bestehen bleiben zu können, mit Starnberg fusionieren musste. Damit stand auch die Zukunft des Fördervereins auf dem Spiel. Doch die Mitglieder entschlossen sich, weiter zu machen. Den Vorsitz übernahm der Herrschinger Bürgermeister Christian Schiller.

Der Starnberger Freundeskreis hat sein jährliches Benefizessen wegen mangelnder Beteiligung eingestellt. Die Seefelder treffen sich bald wieder im Klostergasthof Andechs (26. April). Die Spenden an diesem Abend werden für eine "Lübecker Toolbox" verwendet. Damit können junge Assistenzärzte Schlüsselloch-Operationen üben.

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