Illegales Autorennen:Rücksichtslose Raser

Die Polizei hat zwei junge Männer als Fahrer jener Sportwagen ermittelt, die bei einem illegalen Autorennen am Starnberger Autobahndreieck mit riskanten Manövern einen Unfall verursacht haben und geflüchtet sein sollen

Von Christian Deussing, Starnberg/München

Die beiden rücksichtslosen Fahrer des weißen Ferrari 458 und eines roten Audi TT, die durch äußerst gefährliches Überholen am Abend des 3. Juli am Autobahndreieck Starnberg einen Unfall verursacht haben, bei dem eine Frau verletzt wurde, sind jetzt ermittelt. Das bestätigte Hubert Schwaiger, Chef der zuständigen Autobahnpolizei in Weilheim, auf Anfrage der SZ. Die Fahnder sind sich sicher, dass der Ferrari von einem 29-jährigen Münchner gelenkt wurde, der offenbar noch weitere hochwertige Sportwagen besitzt. Der andere Fahrer ist den Ermittlungen zufolge ein 23-Jähriger, dessen Audi-Sportwagen auf eine Münchner Firma zugelassen ist. Die jungen Geschäftsleute stehen im Verdacht, sich spontan ein illegales Autorennen geliefert und damit das Leben anderer Verkehrsteilnehmer gefährdet zu haben.

Sie sollen mit extrem hoher Geschwindigkeit gegen 21.15 Uhr auf der Einfahrspur der A 952 eine 42-jährige Autofahrerin in Richtung München rechts überholt und dann auf deren Fahrbahn geschnitten und abgedrängt haben. Die erschrockene Münchnerin musste voll abbremsen, drehte sich mit ihrem Pkw um die eigene Achse und schleuderte schließlich in die rechte Schutzplanke. An ihrem Wagen entstand Totalschaden, während die beiden Sportwagenfahrer unerkannt in Richtung Landeshauptstadt flüchteten. Nach SZ-Informationen hatten sie den Unfall der Frau im Rückspiegel beobachtet.

Die Polizei fand heraus, dass in München nur wenige weiße Ferraris dieses Typs sowie 153 rote Audi TT zugelassen sind. Reihenweise wurden diese Fahrzeuge überprüft, dank anonymer Hinweise konzentrierte sich die Polizei bald auf die zwei gesuchten Wagen. Die Sportwagen sollen vom Starnberger "Undosa" aus in Richtung Garmischer Autobahn gestartet und durch ihre äußerst riskante Fahrweise aufgefallen sein. Zudem berichteten Zeugen davon, wie der Ferrari-Fahrer an einer roten Ampel noch in der Kreisstadt den Motor aufheulen ließ. Dem Vernehmen nach gab der tatverdächtige Ferrari-Fahrer später an, mit der Sache nichts zu tun zu haben. Er habe erzählt, dass sich sein Sportwagen während der Unfallzeit in einer Werkstatt befunden habe und sein Fahrzeug zudem seit etwa einem Monat nicht weiß, sondern schwarz foliert sei. Dennoch ließen die Fahnder nicht locker. Sie ermittelten, dass diese Angaben nicht stimmen konnten; die Aussage eines 30-jährigen Zeugen stellte sich laut Polizei als "eindeutig falsch" heraus: Gegen den Münchner wird wegen Verdachts der "versuchten Strafvereitelung" ermittelt.

Beiden Pseudo-Rennpiloten droht eine Strafanzeige wegen Gefährdung des Straßenverkehrs, fahrlässiger Körperverletzung und Unfallflucht. Es bestehe "dringender Tatverdacht", sagte der Erste Polizeihauptkommissar Schwaiger. Ob die beiden Fahrer sich allerdings am 3. Juli tatsächlich ein Autorennen geliefert haben, konnte bislang nicht nachwiesen werden.

Das ist ohnehin stets schwierig, weil sich Raser mit Rennabsichten oft spontan über Handy, Funk oder Handzeichen verständigen. Indizien für ein sich anbahnendes privates Rennen könnten ein Aufheulen des Motors, quietschende Reifen oder hohe Tempoüberschreitungen sein. Hinweise auf illegale Autorennen würden sich auch bei Unfällen und durch Zeugen, "Chats und Posts" ergeben, teilt das Polizeipräsidium Oberbayern Nord mit. Dort wurde vor einiger Zeit eine zentrale Koordinierungsstelle eingerichtet, um illegale Rallyes bereits am Startort zu verhindern oder bereits laufende zu stoppen. In der Szene bekannte Wettbewerbe wie "Gumball 3000", "Fireball" oder "Cannonball" seien aus Bayern somit weitgehend verdrängt worden, so die Fachstelle.

Kaum Chancen hat die Polizei aber bei heimlich verabredeten und kurzfristig geplanten Duellen. Für ein verbotenes Rennen sind bislang nur 400 Euro Bußgeld, ein Monat Fahrverbot und zwei Punkte in der Verkehrssünderkartei fällig. Im konkreten Starnberger Fall müssen beide Raser mit einer höheren Strafe rechnen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: