Luitpold Prinz von Bayern über Leutstetten:Wandel und Widerstand

Luitpold Prinz von Bayern äußert sich im Interview über die vielen baulichen Veränderungen in seinem Geburtsort Leutstetten

Interview von Peter Haacke, Starnberg/Leutstetten

Es ist dieser besondere Liebreiz des Dorfes, der Auswärtige wie Einheimische verzückt, wenn sie das erste Mal nach Leutstetten kommen: Ein Ort wie aus dem Bilderbuch, der sämtliche Klischees einer oberbayerischen Idylle zu erfüllen scheint mit Kirche, Biergarten, Pferden und einem romantisch anheimelndem Schloss. Schon seit dem 19. Jahrhundert residiert hier vor den Toren Starnbergs die Familie der Wittelsbacher, was dem knapp 500 Einwohner zählenden Ortsteil den schönen Beinamen "königliches Dorf" eingetragen hat. Doch die Zeiten ändern sich, und mit ihnen das Aussehen des Dorfes. Längst haben Immobilienhändler das Potenzial erkannt: Überall im Ort entstanden schmucke Neubauten, im Norden planen ein paar Kommunalpolitiker eine Umfahrung, und jetzt soll auch noch mitten im Dorf eine Reithalle entstehen, die den Blick aufs Alpenvorland nehmen könnte. Das alles provoziert den Widerspruch der Einwohner, die oft genug die Wittelsbacher als Schuldige ausmachen. Die SZ sprach mit Luitpold Prinz von Bayern, dem Urenkel des letzten Königs von Bayern, über Pferdezucht, die Reithalle und den steten Wandel in seinem Geburtsort.

SZ: Hartnäckig hält sich der Vorwurf: Seit Prinz Luitpold im Haus Wittelsbach das Sagen hat, begann der Ausverkauf in Leutstetten und verändert sich das Gesicht des königlichen Dorfes. Wie sehen Sie das?

Prinz Luitpold: Dieser Vorwurf ist nicht zutreffend. 1971 hat Herzog Albrecht seinen Besitz veräußert, mein Vater und Prinz Rasso haben diesen Anteil gekauft, um ihre Hälfte in Leutstetten zu arrondieren - eine insgesamt recht komplizierte Angelegenheit. Die Arrondierung sollte durch den Verkauf der 'Starnberger Wiese' refinanziert werden, die damals einen genehmigten Vorbescheid für Industrie hatte. Durch ein Büroversehen wurde dieser Bescheid nicht verlängert, die Genehmigung entfiel und wurde erst zehn Jahre später über ein Einheimischen-Modell für Wohnbau gegeben. Die Stadt Starnberg hat davon sehr profitiert. Durch diese Verzögerung musste wesentlich mehr Fläche als ursprünglich geplant abgegeben werden: Wald und Landwirtschaft von Gut Schwaige bis Oberdill und Gut Rieden. Übrig blieb das Schloss Leutstetten mit davorliegendem Naturschutzgebiet und 80 Hektar Land- und Forstwirtschaft. Die Flächen der Stadt im Naturschutzgebiet bei der Würm wurden Industriegebiet, Kläranlage und zeitweise sogar Müllgrube; unsere Teile des Naturschutzgebietes blieben erhalten.

Der Schnitt erfolgte in den 80er-Jahren?

Die Refinanzierung war 1980 bis 2000, im Wesentlichen durch Verkauf von Land- und Forstwirtschaft. An Bauprojekten hatten wir in dieser Zeit nur zwei Bauprojekte: In Petersbrunn ein großes Stallgebäude, das als Kompostieranlage und später als Autolackiererei genutzt wurde sowie ein freier Platz, der bebaut wurde. Dazu die Schlossgärtnerei, wo sieben Häuser entstanden. Mehr haben wir nicht gemacht. Die andere Frage betraf die Zukunft des Gestüts - ein schwieriges Geschäft seit der Wende und kaum wettbewerbsfähig. Wir haben daher in den 80er-Jahren reduziert auf die Hälfte der Pferde und in Ungarn mit der anderen Hälfte ein Parallelgestüt mit 60 unserer Pferde gestartet, um die Zuchtbasis zu erhalten.

Der Unmut im Dorf wuchs merklich, seit statt Reithalle und Ställe nördlich der Altostraße Wohnhäuser entstanden.

Es gibt in Starnberg und Leutstetten wesentlich Schlechteres. Aber wenn ich den Pferdebetrieb einstelle, brauche ich auch keine Reithalle - und die stand im Bereich bestehenden Baurechts. Wir haben alle Nachbarn gefragt, haben das architektonische Modell gezeigt und hatten einstimmige Zustimmung. Ich wiederhole: einstimmig! Damals war das unumstritten.

Da war aber nicht absehbar, dass Angelika Krebs vom Hau, die neue Besitzerin des Reitstalls südlich der Altostraße, eine neue Reithalle errichten will . . .

Frau Krebs vom Hau, eine begeisterte Pferdeliebhaberin, interessierte sich für den Stall und wollte weiter Pferdehaltung machen. Aus Leutstetten kam der Wunsch: Wir wollen unsere Pferdchenwiese haben! Okay, übernimmt sie das zum Baulandpreis, ist mir das wurscht. Spekulation ist da nicht drin. Das übersehen viele. Wir haben ihr zusätzliche Flächen gegeben, dass sie ihren Betrieb aufrecht erhalten kann. Jetzt ist die Situation so: Sie hat zwar einen Stall, stellt aber fest, dass sie ihn nicht wirtschaftlich betreiben kann, wenn sie kein Reiten unterm Dach hat.

War dieser Umstand denn nicht von vornherein absehbar?

Ich hätte das an ihrer Stelle nicht gekauft, ganz ehrlich. Wenn ich genug Geld gehabt hätte für so etwas, hätte ich die andere Seite nördlich der Altostraße gekauft. Aber das war ihr zu groß, wahrscheinlich hat sie das Problem nicht übersehen. Die Reithalle stand ja damals noch; vielleicht hat sie auch darauf spekuliert, dass wir das Ding nicht wegreißen. Aber ich habe von vornherein gesagt, was ich vorhabe, damit ich meinen Betrieb aufrecht erhalten kann. Wenn jemand anders einen Pferdehaltungsbetrieb machen will, dann ist das erstmal sein unternehmerisches Problem. Aber damit sich so ein Betrieb rechnet, ist er nur mit Reithalle machbar.

Drehen wir die Perspektive um: Die Anwohner registrieren, dass Reithalle und Ställe verschwinden, dafür teure Wohnungen entstehen. Kurz darauf aber soll eine neue Reithalle im Landschaftsschutzgebiet entstehen, wo es bislang nur Baurecht für zwei Reitplätze gab.

Ich habe gesagt, ich will in dieser Form keine Landwirtschaft betreiben und habe Flächen, die bei mir waren, anderweitig genutzt - halte aber den Landwirtschaftsbetrieb aufrecht. Da sollten die Leute mal drüber nachdenken. Soll denn das Dorf zur Schlafstadt für Münchner werden? Das ist doch der nächste Vorwurf, der kommt. Nördlich der Altostraße hatten wir die Möglichkeit, Wohnbebauung zu errichten oder auch etwas anderes. Südlich der Altostraße besteht Landschaftsschutz: Dort ist privilegierte Bebauung machbar, wenn man eben Landwirtschaft betreibt. Ansonsten kommt eine Abrissverfügung, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Insofern ist das Risiko, das hier etwas anderes entstehen könnte, gar nicht gegeben.

Leutstetten Schloss, Prinz Luitpold v.Bayern

Alles fest im Griff: Luitpold Prinz von Bayern vor seinem Schloss in Leutstetten.

(Foto: Georgine Treybal)

Trotzdem gibt es erheblichen Widerstand gegen die neue Reithalle - zumal Frau Krebs vom Hau ihre Baupläne nun auch noch erheblich verändert hat.

Ich bin nicht dafür verantwortlich, was diese gute Dame, weil sie jetzt unter Druck gesetzt wurde, braucht, um das Ding zu halten. Ihr Ingenieurbüro hat zunächst eine Planung gemacht, die nicht gut gehen kann - ich hätte sie nie eingereicht. Das Gelände ist abschüssig, der Regen läuft in die Halle bei 1,50 Meter unter Geländeniveau. Da bauen Sie einen Swimmingpool, planerisch völliger Wahnsinn. Man darf man vergessen: Sie will dort Pferde halten. Aber man muss eine Reithalle eben verhältnismäßig kostengünstig bauen. Die könnte man genauso gut um 90 Grad drehen oder 50 Meter weiter nach Süden gehen, dann reicht man weiter in die Wiese hinein, aber es stört niemanden mehr. Was mich generell stört: Wenn man jemandem, der eine Reithalle bauen will, unterstellt, dass er in Wahrheit eine Immobilienentwicklung mit Profitgewinn anstrebt. Das ist schon ziemlich heftig.

Aber das ist doch genau der Vorwurf . . .

. . . und völlig aus der Luft gegriffen. Die Dame ist eine Pferdefrau; so Leute gibt's und es ist vielleicht für den Ort ein Glücksfall, weil sie auf Dauer jemanden haben, der Pferde hält. Wenn man solche Leute vertreibt, was bleibt dann als Alternative? Glauben Sie denn, dass das so bleibt?

Fakt bleibt, dass sie sich beim Kauf der Gebäude verkalkuliert hat.

Ich weiß nicht, ob sie sich verkalkuliert hat. Sie hat ihr Leben lang Pferde gehabt, die sie immer irgendwo eingestellt hat. Die Welt schaut aber komplett anders aus, wenn man einen Betrieb selbst bewirtschaften muss und in der Branche noch relativ unbeleckt ist. Sie hat dann ja einen Landwirtschaftskurs absolviert und ist inzwischen Fachfrau. Sie kennt nun die Notwendigkeiten für den Betrieb.

An der Qualifikation von Krebs vom Hau als Landwirtin bestehen erhebliche Zweifel, die öffentlich geäußert wurden.

Gut, aber sie hat ihre Kurse alle gemacht und lernt jeden Tag dazu. Ich könnte sicher jede Menge andere Leute finden, an deren Berufsqualität ich auch meine Zweifel habe. Aber ich kann doch niemandem verbieten, dass er seinen Beruf ausübt. Wenn das ihr Lebensziel ist statt Steuerberaterin, dann soll sie das doch machen. Ist doch schön, was kann man dagegen haben?

In Vorgesprächen hat die Bauwerberin stets ein Projekt angepriesen, das sich harmonisch, tiefer gelegt und mit begrüntem Dach ins Ortsbild einfügen sollte. Jetzt ist davon keine Rede mehr.

Sie ist da wohl Opfer ihres Hallenbauers geworden. Der Architekt hat gesehen: Ich hab' da ne Goldene Gans, die rupf' ich. Er hat ihr da ein Gebäude angedreht und gesagt: Das kann man wunderbar bauen. Und dann kam die Kostenschätzung . . .

In der Summe bleibt aber Unbehagen, zumal die Reithalle an exponierter Stelle das Dorf verändern wird.

Ich glaube nicht, dass die Reithalle das Gesicht des Dorfes wesentlich verändert. Vielleicht könnte man eine günstigere Positionierung finden. Die abgesenkte Lage am Straßenrand ist schlicht falsch. Aber die Eigentümerin wäre auch bereit, gar keine Halle zu bauen, sondern nur ein Dach ohne Wände. Ihr geht's darum, dass sie im Winter reiten kann: Lampen rein, Dach drüber, mehr braucht's nicht. Allerdings sollte meiner Meinung nach eine Halle geschlossen sein, damit das Licht beim Abendreiten in der Halle die Nachbarn nicht stört . . .

Die Verhandlungen ziehen sich hin, eine städtebauliche Vereinbarung zwischen Stadt und Bauwerberin ist nie zustande gekommen. Da hätte man doch alles festschreiben können.

Wozu brauchen sie die für so ein Projekt? Wenn Sie im Landschaftsschutzgebiet ein privilegiertes Gebäude haben, können Sie das nicht ohne weiteres umnutzen, das geht nicht. Die städtebauliche Vereinbarung - ich kenne sie nicht im Detail - ging sehr viel weiter mit völlig wahnsinnigen Wünschen, die man da absichern wollte - darunter die Forderung, jene Gebäude, die sie von uns gekauft hat, nicht mehr anderweitig zu nutzen. Da kann man nicht unterschreiben, da entwertet man sich um Millionen gleich am ersten Tag. Da ist überzogen worden. Das könnte man sicher lösen, aber es ist nicht mein Problem. Meine Sorge ist vielmehr: Was sind die Alternativen, wenn man dieses Vorhaben sprengt?

Was sind die Alternativen?

Der Pferdebetrieb verschwindet - gut, das kann mir wurscht sein -, die baut sich ihren Stall um und macht Wohnungen rein oder sowas, das wird man ihr nicht untersagen können. Und was passiert mit der Fläche? Dann raucht's wirklich: Wenn die heute an die Stadt Starnberg verkauft wird, die ein Einheimischen-Modell plant, stehen da übermorgen Häuser drauf. Diese Gefahr ist wesentlich realistischer, als dass Frau Krebs vom Hau ihre Halle umgewidmet bekommt. Die Alternative ist irgendeine landwirtschaftliche Nutzung im Bereich Energie, wenn Sie das nicht selbst machen wollen. Und dann haben Sie dort Elefantengras stehen oder noch Schlimmeres.

Königlicher Unternehmer

Schon seit Jahrhunderten ist die Geschichte Bayerns aufs Engste mit der königlichen Familie der Wittelsbacher verbunden. Luitpold Rupprecht Heinrich Prinz von Bayern, im April 1951 auf Schloss Leutstetten bei Starnberg geboren, ist ein Urenkel des letzten Königs von Bayern, Ludwig III. Da der derzeitige Chef des Hauses Wittelsbach, Franz Herzog von Bayern, und dessen Bruder Max Emanuel Herzog in Bayern keine männlichen Nachkommen haben, wird die Nachfolge künftig auf Prinz Luitpold übergehen. Er ist Geschäftsführer der "König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg" und Ausrichter der Ritterspiele Kaltenberg. Im Oktober 2011 übernahm er zudem die Porzellanmanufaktur Nymphenburg. Prinz Luitpold ist seit 1979 mit Kathrin Beatrix Wiegand verheiratet; aus der Verbindung gingen fünf Kinder hervor. Im Gespräch zeigt sich der Adelige unkonventionell und umgänglich, auf kritische Fragen antwortet der passionierte Reiter und Segler umfassend und zielführend, lässt sich kaum aus dem Konzept bringen. Seit Jahren kämpft der 64-Jährige dafür, dass er das Bier der Schlossbrauerei Kaltenberg auf dem Münchner Oktoberfest verkaufen darf - bislang vergeblich. Anlässlich des 80. Geburtstags von Herzog Franz erstellte er eine Chronik über seine weit verzweigte Familie. Als größten Verdienst der Wittelsbacher sieht er den Umstand, dass seine Vorfahren über Jahrhunderte versucht haben, dem Freistaat gesundes Staatsbewusstsein und damit Selbstbewusstsein zu geben. Prinz Luitpold ist Träger des Bayerischen Verdienstordens und des Bundesverdienstkreuzes am Bande. phaa

Sie plädieren also für den Bau dieser Reithalle. Wie wollen Sie aber eine eventuelle Umwidmung verhindern?

Ja, ich bin für die Reithalle, aber ein bisschen vernünftig gestaltet. Wohin, da kann man ja noch drüber reden. Vielleicht etwas nach Süden runter versetzt, damit die Höhe niemanden stört, und vorn den Reitplatz lassen. Spricht ja nichts dagegen. Und über eine Umwidmung kann nur die Stadt entscheiden. Ich hab' mit der Stadt schon vieles erlebt in den letzten 45 Jahren. Was da an Kehrtwendungen passiert ist an Vorstellungen über Bebauung, was und wo man bauen kann oder nicht, hängt stark damit zusammen, was für die Stadt jeweils opportun ist - wie eine Kläranlage oder Industrie im Naturschutzgebiet.

Was halten Sie von der Idee einer Umfahrung hinter Leutstetten?

Diese Pläne sind ja noch schwachsinniger, hanebüchen, das wird nicht stattfinden. Wenn der Mittlere Ring ausgebaut ist, entfällt die Notwendigkeit, München zu umfahren. In der Stadt funktioniert dann alles schneller. Wenn die Spange von Maxhof nach Hanfeld steht, ist der Verkehr aus Richtung Weilheim nicht mehr daran interessiert, über Starnberg auf die Autobahn zu gelangen. Außer, sie müssten Richtung Salzburg fahren. Die Nordost-Umfahrung Starnbergs wird sich durch Kosten, Widersprüche und fehlende Notwendigkeit ad absurdum führen.

Können Sie die Gedanken und Sorgen Ihrer Leutstettener Mitbürger teilen?

Ich verstehe die Sorgen offen gestanden nicht. Es ist doch völlig egal, was Sie in Leutstetten planen: Sie haben am nächsten Tag eine Bürgerinitiative oder eine Petition im Landtag. Warum das so ist? Schwer nachvollziehbar. Aber es sind eine Menge Leute hier rausgezogen, und jetzt sind sie hier und alles muss nach ihrer Pfeife gehen. Es ist dieses generelle Misstrauen.

Die Argumentation ist eine andere. Es heißt: Der Adel verarmt, das Königshaus von Bayern ist in Geldnöten und betreibt jetzt den Ausverkauf der Heimat.

Das ist doch völliger Blödsinn. Man kann doch nicht von mir verlangen, dass ich zur Freude der Leutstettener Bürger auf meine Kosten Landschaftspflege betreibe. Warum sollte ich das machen? Ich halte genug Landschaft vor und pflege sie, aber warum sollte ich einen defizitären Gestütsbetrieb halten? Das kann ich als Geschäftsmann doch gar nicht verantworten. Ich kenne keinen Gestütsbetrieb in Deutschland, der Gewinn macht. Und als teures Hobby will ich es mir nicht leisten.

Stichwort Schlossgaststätte: Das Lokal ist zum Kummer der Anwohner bestens frequentiert. Was ist hier geplant?

Wir haben für die Gaststätte ausreichend Parkplätze, die allerdings häufig von Spaziergängern oder Nachbarn, die keine Parkplätze für ihre Mieter haben, genutzt werden. Wir haben bei Aufstellung des Bebauungsplans darüber nachdenken müssen, was kann hier in den nächsten 50 Jahren passieren. Wenn Sie nicht rechtzeitig reagieren, haben Sie hinterher ein Riesenproblem. Wenn Sie aber erfolgreich sind mit einer Gaststätte, haben Sie immer das Problem an- und abfahrender Autos. Wir haben hier ein sehr gut erhaltenes, altes Gebäude. Wir kämpfen gegen Wohnnutzung, sonst könnten wir hier aufgrund zu erwartender Beschwerden keine Hochzeit mehr feiern. Eine Überlegung wert wäre es, eines der Wirtschaftsgebäude zu einer Pension Garni, also ein Bettenhaus mit Garage, auszubauen - eine vorstellbare Möglichkeit, aber derzeit nicht rechenbar. Wenn wir da jemals was machen, wird es ein der Gaststätte dienendes Gebäude.

An sonnigen Tagen gibt es im ganzen Dorf kaum Parkplätze; die Autos stören.

Dann würde man Baden an der Würm, Paddeln oder Spaziergehen in Leutstetten verbieten müssen, sagen Sie das den Münchnern. Früher parkten die Fahrzeuge im Sommer dort, wo jetzt der Reitplatz ist. Das wollten die Anwohner nicht. Da hieß es: Bürgerinitiative gründen, Autos raus, Gaststätte schließen - Leutstetten ist schwierig. Im Gegenzug stellt die Stadt ein Bushäusl oder der Awista seine Container auf meinen Grund ab - ohne zu fragen. Das sind Übergrifflichkeiten, gegen die ich mich bislang nicht gewehrt habe. Andererseits heißt es immer: Der böse Prinz.

Wagen Sie einen Ausblick auf die nächsten 25 Jahre: Wie wird sich das Ortsbild des "königlichen Dorfs" ändern?

Leutstetten wird sich verändern, allein schon deshalb, weil diverse Gärten im Ort erhebliches Baurecht haben, und das wird mit Sicherheit genutzt: Bauraumverdichtung. Wie viel das dann wird, weiß ich nicht, aber nicht bei uns, weil wir keine Flächen dafür haben. Über kurz oder lang muss man aber damit rechnen, dass die großen Gärten auch zugebaut werden. Was wichtig hier wäre im Ort, dass sich die Leute daran freuen, was sie haben und nicht immer nur schimpfen.

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