Umzug:Rechtspfleger verlassen Starnberg

Freistaat will die Fachhochschule mit 175 Studierenden nach Pegnitz verlagern. Auch die Herrschinger Beamtenfachhochschule wird verkleinert. Landrat Karl Roth zeigt sich verärgert über fehlende Informationen

Von Astrid Becker, Starnberg/Herrsching

Sie sind im Landkreis seit vielen Jahren verwurzelt: die beiden Fachhochschulen für Rechtspflege in Starnberg und für Finanzwesen in Herrsching. Doch nun hat Finanz- und Heimatminister Markus Söder mit ihnen andere Pläne: So soll Starnberg ganz aufgelöst werden und Studierende wie Beschäftigte nach Pegnitz verlagert werden. Herrschings Kapazitäten werden verkleinert, ein Teil davon wird künftig nach Kronach ziehen. Die Nachricht, die Söder am Dienstag verkündete, traf den Kreis, allen voran Landrat Karl Roth, recht überraschend. Entsprechend groß ist hierzulande nun die Bestürzung über Söders Entscheidung.

So recht hatte in den vergangenen Jahren wohl niemand damit gerechnet, dass die beiden Beamtenhochschulen eines Tages aus dem Kreis teilweise oder ganz verschwinden könnten. Tatsächlich wurden sogar noch hochtrabende Pläne geschmiedet. So sollte die Hochschule in Herrsching einen Anbau erhalten. Allerdings hatte das Kabinett schon vor zwei Jahren, nachdem der in Kronach angesiedelte Fernsehhersteller Loewe wirtschaftlich ins Trudeln geriet, beschlossen, dort eine Finanzhochschule mit 200 Studierenden und 15 Beschäftigten anzusiedeln. Um genau diese 200 Studenten soll Herrsching nun verkleinert werden - dort studieren derzeit etwa 600 junge Menschen.

Auch in den Fachhochschulgebäuden in Starnberg laufen Modernisierungsarbeiten - so wurde erst im vergangenen Jahr kräftig am Hörsaalgebäude und in den Wohngebäuden mit den Arbeiten begonnen. Dies sollte in den nächsten Jahren "intensiv fortgesetzt werden", wie auf der Homepage der Schule zu lesen ist. Auch für 2015 stand schon einiges auf der Agenda: So sollten Cafeteria, Bibliothek und Aufenthaltsräume verschönert werden. Der Förderverein des Hauses, bestehend aus 176 Mitgliedern, hatte dafür Gelder zusammengesammelt. Vergebliche Mühe, wie sich nun herausgestellt hat. Denn Söder will diese Hochschule, die den Fachbereich Rechtspflege abdeckt, komplett verlagern - nach Pegnitz im Landkreis Bamberg. Aktuell studieren dort derzeit 175 Menschen. Eine Zahl, die nach der Verlagerung nach Pegnitz im Landkreis Bayreuth auf 300 aufgestockt werden soll. Als bekannt wurde, dass Behörden verlagert werden sollen, hatte sich auch der hiesige Landrat Karl Roth um Auskunft bei den zuständigen Ministerien bemüht, aber keinerlei Antwort erhalten. Deshalb trifft ihn der am Dienstag verkündete Södersche Beschluss überraschend: "Es ist sehr traurig, dass man eine Schule, die seit 1965 in der Kreisstadt residiert, verpflanzt. Beide Schulen sind hier verwurzelt."

Rechtspflegerschule in Starnberg; Rechtspflegerschule Starnberg

Sollte kräftig renoviert und modernisiert werden: die Rechtspflegerschule in Starnberg. Die Zukunft der Immobilie ist nun offen.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Anders als der Landrat haben die Studierenden selbst die Nachricht von ihrer Verlagerung relativ gelassen aufgenommen. Allerdings zeigten sich einige verärgert über die mangelnde Information vor der Bekanntgabe der Verlagerung am Dienstag: "Wir wurden da einfach vor vollendete Tatsachen gestellt", sagt ein Student, der aus dem Augsburger Raum nach Starnberg gezogen war. Ganz bewusst, so erzählt ein anderer, habe er sich für dieses Studium am See entschieden, "weil der Standort der Hochschule so attraktiv ist". Eine junge Frau geht davon aus, dass die Entscheidung vor allem die jüngeren Dozenten hart treffen würde. Sie hätten, so sagt sie, doch gerade erst im Kreis Fuß gefasst, hätten Familie, ihre Kinder in Schulen oder Kindergärten untergebracht: "Auch wenn es keine Zwangsversetzungen geben soll - denen bleibt doch gar nichts anderes übrig, als auch umzuziehen."

Ihren Namen wollen sie alle nicht in der Zeitung lesen, sie sind auf Widerruf verbeamtet: "Wir dürfen eigentlich gar nichts dazu sagen." Im Grunde werden sie alle auch nicht von den Umzügen betroffen sein: Ihre Studiengänge dauern nur drei Jahre. Nach Auskunft des Finanzministeriums ist die Verkleinerung Herrschings erst für 2018 geplant. Wann die komplette Abwanderung der Fachhochschule in Starnberg angesetzt ist, steht derzeit noch nicht fest.

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