Starnberg/Gilching:Vor einer Zerreißprobe

TSV Gilching klagt über Vereinsaustritte. Flüchtlinge sollen bis April in der Halle bleiben

Von Christiane Bracht, Starnberg/Gilching

Nächste Woche sollen die ersten Flüchtlinge in die Gilchinger Traglufthalle einziehen. Das verkündete Landrat Karl Roth am Donnerstag im Kreisausschuss. Daran wird sich wohl auch nichts ändern, wenn in den nächsten Wochen weniger Flüchtlinge kommen als bisher. Am Freitag hat die Regierung bekannt gegeben, den Kommunen vorerst 40 Prozent weniger Asylbewerber zuzuweisen.

Seit Wochen steht die Gilchinger Halle bereits bewacht, beleuchtet und beheizt auf dem Festplatz. "Warum geht da nichts voran?", wollte auch Kreisrat Matthias Vilsmayer von den Verantwortlichen wissen. Noch fehle manches in der Halle, erklärte der Chef des Ordnungsamts Stefan Derpa. Die beauftragten Firmen hätten nicht rechtzeitig geliefert. So gab es lange keine Sanitär- und Küchencontainer und auch die Stromanschlüsse waren fehlerhaft. "Der Freistaat hat deshalb noch keinen Cent bezahlt", so Derpa.

Mit der Turnhalle habe dies jedoch nichts zu tun. Dort ist seit November ein Erstaufnahmelager eingerichtet, das ursprünglich bis Ende Februar wieder geräumt sein sollte, doch das Landratsamt hat um Verlängerung gebeten. "Der Leidensdruck des TSV Gilching ist groß", sagte Vilsmayer, der auch im Vorstand des Vereins ist. "Wir haben Austritte ohne Ende und das Vereinsleben liegt brach." An die 500 Mitglieder haben sich in den vergangenen Wochen vom TSV verabschiedet, die meisten, weil sie nicht mehr wie gewohnt trainieren konnten. 30 Prozent der Trainingsstunden fallen einfach aus, weil die Dreifach-Turnhalle besetzt ist. Besonders betroffen sind Hallensportarten, wie Handball, Tischtennis oder Badminton. Auch die Kindersportschule, für die die Eltern immerhin 75 Euro pro Monat hinlegen müssen, kann nicht mehr so stattfinden. Die Trainer müssen aber trotzdem bezahlt werden. "Der Verein steht vor einer Zerreißprobe", klagt Vilsmayer. Mit Schmerzen habe man zugestimmt, bis Ende Februar auf die Halle zu verzichten, aber jetzt sei die Geduld am Ende. Landrat Roth verkündete jedoch, dass Bürgermeister Manfred Walter einer Verlängerung bis Ende April zugesichert habe. Auf dem staatlichen Grundstück an der Landsberger Straße werde bald eine Asylunterkunft errichtet, erklärte Roth. Ein entsprechender Antrag liege bereits beim Sozialministerium.

Mitte Mai werden auch in Seefeld 144 Flüchtlinge in Container einziehen, Ende Juni ebenso viele in Weßling und Ende August wird auch in Wörthsee ein Containerdorf stehen. Außerdem verteile das Landratsamt derzeit vier landwirtschaftliche Hallen mit je 120 Plätzen auf die Orte, erklärte Derpa. Denn bis Mitte des Jahres hatte man damit gerechnet, dass die Zahl der Asylbewerber auf 3000 steigen wird, momentan sind es 1600. Wie sich die neue Politik der Regierung auswirken wird, bleibt abzuwarten. Es ist aber davon auszugehen, dass die Verwaltung weiter nach Wegen suchen wird, das Verfahren abzukürzen. Ähnlich wie in München soll der Kreistag nur noch Grundsatzbeschlüsse fassen, damit man schneller reagieren kann.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: