Starnberg/Gilching:Gemeinsam helfen

Lesezeit: 2 min

Feldafinger Unterkunft für Asylbewerber: Auch sie wird wieder eröffnet, um alle aufnehmen zu können. (Foto: Fuchs)

Landrat Roth informiert den Kreisausschuss über die Unterbringung von Asylbewerbern

Von Wolfgang Prochaska, Starnberg/Gilching

Für den Landkreis Starnberg wird es immer schwieriger, sein dezentrales, bislang vorbildliches Unterbringungskonzept für Flüchtlinge durchzuhalten. Landrat Karl Roth informierte am Donnerstag die Mitglieder des Kreisausschusses über die neue Situation: "Wir werden um Container-Lösungen nicht mehr herumkommen." Bis Ende des Jahres muss der Landkreis drei Prozent der oberbayerischen Asylbewerber aufnehmen, das sind 1234 Flüchtlinge. Derzeit leben etwa 490 Asylbewerber im Fünfseenland.

Wie Stefan Derpa vom Landratsamt in der Sitzung erläuterte, müssen deshalb noch 750 Plätze geschaffen werden. Das ist schwierig. Bisher konnten die Flüchtlinge in Wohnungen oder kleineren Unterkünften wie im Mühltal untergebracht werden, eine einzige Gemeinschaftsunterkunft gibt es in Gauting. In diesem Jahr werden noch Plätze dazu kommen. So ist eine Containeranlage für 120 Personen in Starnberg in der Petersbrunner Straße sowie im Forsthaus Stockdorf (40 Plätze) und in der Bergstraße in Gauting (55 Plätze) geplant. Der Umbau des ehemaligen Altenheims St. Josef in Breitbrunn mit Wohnmöglichkeiten für 76 Menschen wird aber nicht heuer, sondern nach Angaben von Derpa erst im nächsten Jahr fertig werden. Um alle Flüchtlinge aufnehmen zu können, sollen aber noch Wohnungen angemietet werden, mit weiteren 200 Plätzen rechnet Derpa. Trotz der Anstrengungen wird das Angebot dennoch nicht reichen. 340 Unterbringungsmöglichkeiten fehlen.

Deshalb soll in Gilching auf dem Festplatz eine Unterkunft für 200 Menschen errichtet werden. Dann hätte der Landkreis seine Quote erfüllt. Wie Landrat Roth in der Sitzung erläuterte, liege der Landkreis erst bei etwa 80 Prozent. Klar ist, dass die Regierung von Oberbayern jede Woche 20 Flüchtlinge nach Starnberg schickt, unabhängig von der Wohnungssituation. So wird auch wieder auf Feldafing zurückgegriffen. Zwar ist bislang von einer vorübergehenden Lösung die Rede, aber wie Feldafings Bürgermeister Bernhard Sontheim betonte, wird das Haus doch über Jahre mit Flüchtlingen belegt sein.

In Gilching werden Wohnungs-Container aufgestellt. Die Raumaufteilung ist so konzipiert, dass die Flüchtlinge Wohngemeinschaften bilden können und nicht in kleinen Zimmern isoliert sind. "Das Konzept ist in Schwestern- und Altenheimen erprobt." Die Kosten für die Errichtung, die Miete und die Unterbringung zahlt zuerst der Landkreis, später wird die Summe die Regierung von Oberbayern nach Starnberg überweisen. Bei Gemeinschaftsunterkünften ist immer der Bezirk zuständig.

Der Gilchinger Bürgermeister Manfred Walter machte keinen Hehl daraus, dass seine Gemeinde vor einer großen Aufgabe stehe. "Wir müssen die Bevölkerung mitnehmen, wir müssen alles organisieren." Er sei aber guten Mutes. Die dortige Kinderbetreuung am Rande des Festplatzes soll übrigens verlegt werden. Auch Landrat Roth weiß, dass die Unterbringung der Flüchtlinge "eine andere Dimension" erreicht hat. "Wir müssen uns auf Fragen aus der Bevölkerung einrichten, wie: Warum vor meiner Haustüre? Warum so viele?" Er appellierte an jene Gemeinden, die noch keinen Wohnraum für Asylbewerber angeboten haben, dies zu tun. Aber auch er war sich sicher, dass "wir alle dies gemeinsam stemmen werden". Das hoffen auch die Bürgermeister Sontheim und Manfred Walter.

© SZ vom 08.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: