Starnberger See:Tutzing will Dampfersteg verlängern und Knotenpunkt für Schiffe werden

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Interessiert verfolgen rund 40 Bürger die Ausführungen von Schifffahrts-Betriebsleiter Ralph Schlemmert am Tutzinger Dampfersteg. (Foto: Arlet Ulfers)

Die Bayerische Seenschifffahrt will ihre Routen komplett umstellen. Die Gemeinde wittert Chancen für den Tourismus.

Von Manuela Warkocz, Tutzing

Im vergangenen Herbst hatte Tutzing einen längeren Dampfersteg noch abgelehnt. Jetzt scheinen die meisten Bedenken ausgeräumt, und auch Bürger hatten beim Ortstermin am Dienstag nur wenige Fragen, unter anderem zur Parksituation für in Tutzing zusteigende Fahrgäste und den technischen Details. Der Umweltausschuss betonte anschließend im Rathaus, dass der Steg Tutzing überwiegend Vorteile, sprich zusätzliche Tagestouristen bringe. Er empfahl, dass der Gemeinderat den Plänen der Bayerischen Seenschifffahrt zustimmen solle. 2019 könnte der Ausbau erfolgen, frühestens 2020 der neue Steg angefahren werden.

Der Ortstermin war umfassend organisiert. Die Feuerwehr demonstrierte mit einem Boot und einem Seil, dass der derzeit 29 Meter lange Steg künftig 41,5 Meter in den See hinausragen soll. Ralph Schlemmert, Betriebsleiter der Bayerischen Seenschifffahrt in Starnberg, und Bürgermeisterin Marlene Greinwald erläuterten den rund 40 Interessierten den Ausbau des Stegs als Verkehrsknotenpunkt. Künftig soll es statt einer großen dreieinhalbstündigen Seerundfahrt zwei kleinere Touren - nördlicher und südlicher Starnberger See - mit einem festen Stundentakt geben. Umsteigen geht aber nur, wenn gleichzeitig zwei Schiffe am Steg anlegen können. Dessen Breite soll wie jetzt bei sechs Meter bleiben, er muss jedoch um 22,5 Meter verlängert werden. Der letzte Pfeiler soll bei 35,5 Meter in den Seeboden gerammt werden. Technisch alles kein Problem, versicherte der Geschäftsführer der Bayerischen Seenschifffahrt, Michael Grießer, später im Sitzungssaal. Echolotmessungen hätten ergeben, dass der See mit zehn Meter an der Stelle "nicht so tief ist, wie wir dachten". Die Schiffe sollen rückwärts ablegen, was den befürchteten Wellenschlag am Ufer mindert. Darüber zeigte sich Christian Ulrich erleichtert, dessen Familie seit 1907 ein Seegrundstück direkt neben der Anlegestelle bewohnt. Der Steg soll weiter öffentlich begehbar sein, außer im Winter.

Momentan lassen sich jährlich rund 250 000 Fahrgäste am Starnberger See auf den sechs Schiffen herumschippern. Katamaran und "Seeshaupt" können allein jeweils 800 Passagiere mitnehmen. Eine Prognose, wie das neue Konzept die Zahl steigert, wollte Ralph Schlemmert nicht abgeben. Klaus Götzl von der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis sieht jedenfalls darin eine große Chance, "Geld in der Region zu halten". Besonders für Reisebusse sei Tutzing künftig attraktiv. Auch Gemeinderäte wie Tourismusreferent Toni Aigner (FW) setzen darauf, dass Fahrgäste in Tutzing zu- und aussteigen und durch den Ort bummeln. Renate Geiger (SPD) befürchtet ein Verkehrschaos und stimmte dagegen. Die Bürgermeisterin will am Südbad Busparkplätze ausweisen und schlägt Kombi-Tickets für Schiffe, Bahn und Bus vor.

© SZ vom 28.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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