Starnberger Naturschützer:Den Wolf managen

Europäischer Wolf

Das Bayerische Umweltministerium hat mit dem Vorsitzenden des Münchner Bundes Naturschutz, Christian Hierneis, den Plan "Wölfe in Bayern" erarbeitet.

(Foto: David Ebener)

In der Jahresversammlung des Starnberger Bunds Naturschutz informiert Experte Christian Hierneis über sein Wildtier-Konzept

Von Klara Weidemann, Starnberg

"Der Wolf verbreitet sich zügig und gewaltig. Bestes Beispiel dafür ist der Fall aus Starnberg", berichtete Christian Hierneis, Münchner Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz und Beauftragter für große Beutegreifer, am Donnerstag bei der Jahresversammlung des Starnberger Bund Naturschutz (BN) im Bayerischen Hof. Um dem Starnberger Wolf ein Schicksal wie dem 2009 in Bayrischzell gesichteten Tier zu ersparen ("Dort wird erzählt, der Wolf sei erschossen worden"), erstellte Hierneis mit dem bayerischen Umweltministerium einen Managementplan über "Wölfe in Bayern". Sein Ziel: Bayern als "Wolfserwartungsland" auf den richtigen Umgang mit den wilden Tieren vorzubereiten.

In drei Stufen, die die Intensität der Wolfsanwesenheit kategorisieren, regelt der Managementplan Zuständigkeiten, Kommunikationswege, Monitoring und Abwicklungen von Ausgleichszahlungen. Während es im Jahr 2000 nur ein Rudel Wölfe in ganz Deutschland gegeben hat, wird die Zahl heute auf 250 Tiere geschätzt, erklärte Hierneis. Klare Regeln würden somit immer wichtiger werden. Der ganze Plan ist online abrufbar.

Neben dem Vortrag zur "Rückkehr der Wölfe" wurde bei der Versammlung wiederholt Kritik an der Weßlinger Westumfahrung und den Pflege-Plänen des Vereins "Ammerseer Ostufer für Mensch und Natur" geübt. "Die Weßlinger haben sich aus völlig falschen Gründen zum Bau der Westumfahrung entschlossen", meinte der BN-Kreischef Günter Schorn. Sie würden sich den Verkehr so erst in den Ort holen. Besonderen Anstoß nahmen er und Geschäftsführerin Helene Falk am "Eidechsengefängnis", einem künstlich angelegten Areal, in dem die Eidechsen zu ihrem Schutz vor Baufahrzeugen und Baggern für zwei Jahre bleiben sollen. "Von offizieller Seite hieß es, man müsse das jetzt einmal ausprobieren, um zu sehen, ob es funktioniert".

Um ausfallende Wort zu vermeiden, wechselte Schorn das Thema. Doch auch die Aktivitäten des Vereins "Ammerseer Ostufer für Mensch und Natur" sorgten für kollektiven Missmut bei den 23 Gästen. "Die meinen, dass sie in der Natur herummanagen müssen", beschwerte sich Schorn. Dabei bezieht er sich auf die Pläne des Herrschinger Vereins, Teile des Ammerseeufers von natürlich gewachsenen Pflanzen wie Schilf zu befreien, um Kiesufer und Badeplätze zu schaffen. "Kein Wunder, dass bei deren Vereinsnamen der Mensch vor der Natur steht. Alles, was den Menschen stört, soll weggeschafft werden", so Schorn. Gemeinsam mit der Kreisgruppe Landsberg sei untersucht worden, dass sich das Kiesufer an manchen Orten sowieso wieder bilde, ein menschlicher Eingriff also gar nicht nötig sei. Man werde nun entsprechende Anträge stellen, um die Pläne des Vereins zu stoppen, kündigte Schorn an.

Als positives Ergebnis des letzten Jahres wurde der stabile Haushalt präsentiert. Zwar seien die Ausgaben mit 86 000 Euro etwas über den Einnahmen gelegen (74 000), es stünden jedoch noch Forderungen in Höhe von 27 000 Euro aus. Auch künftig rechnet der BN mit stabilen Zahlen. Auch die Pflege der Landkreis-Biotope mit Flüchtlingen wurde gelobt. "Die haben gut mitgemacht und geholfen", schmunzelte Schorn. Es sei stets gut und effektiv gearbeitet worden. Unter den Flüchtlingen waren Männer aus Mali, Senegal und Afghanistan. "Alle haben das gern gemacht", meinte der Kreisvorsitzende. Lediglich bei der gemeinsamen Brotzeit hatte man sich mehr Gedanken machen müssen als sonst. "Leberwurst ist eben nicht für jeden etwas."

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