Starnberger Marionettentheater:Röschens ritterlicher Retter

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Böse Feen, Spindeln und ein Wildschwein: Das Marionettentheater erweckt das schlafende Dornröschen humorvoll zum Leben.

Andrea C. Mende

Es ist eine Waldlichtung zu sehen. Fern im Hintergrund eine Burg - ein schöner Tag, doch plötzlich pfeift der Wind unheimlich. ,"Wiltrud, du hier? So bist auch du zum Feste nicht geladen?" - "Genau wie du, Scolinth, man hat uns beide scheint's vergessen." - "Ei was! Vergessen? Nein! Man hält uns nicht für würdig." - "Nicht umsonst war unser Rat, da endlich die Königin ein Kindlein bekam. Soll etwa solcher Undank ungestraft gar bleiben?" - "Oh Nein! Da zum Fest wir nicht geladen, lass' uns statt Segen Fluch als Weihe spenden!" Höhnendes Gelächter und Windgeheule ist zu hören.

So alt wie die Marionetten des Gröbenzeller Heimatmuseums (Bild) sind die Feen und Prinzessinnen in Starnbergs "Kasperl Larifari in Dornröschen" noch nicht - aber mindestens genauso bezaubernd. (Foto: Johannes Simon)

Erraten - dies ist der Beginn des bekannten Märchens Dörnröschen, in dem zwei böse Feen ein Mädchen verfluchen. Mit 15 Jahren soll es sich an einer Spindel stechen und in einen tiefen Schlaf fallen - samt jedem und allem im Schloss, das von Dornengestrüpp undurchdringlich dicht umwuchern wird. Die meisten kennen die Originalfassung der Gebrüder Grimm. Doch dieses Stück stammt von Franz Graf von Pocci - auch als "Kasperlgraf" bekannt, denn seine Geschichten aus der Märchen- und Sagenwelt drehen sich um den Kasperl Larifari.

Am Mittwoch Abend präsentierte das Starnberger Marionettentheater im Gebäude der VHS seine 25. Inszenierung, die Premiere mit "Kasperl Larifari in Dornröschen", in der Bearbeitung von Egon Blädel.

Das Marionettenstück besteht aus fünf Akten und vier Bühnenbildern, die mit viel Liebe zum Detail von Heidi Janicek gestaltet wurden. 18 verschiedene Figuren werden von elf Personen gesprochen und von sechs Leuten geführt. Kasperl Larifari ist der schlecht entlohnte Diener von Dichter und Minnesänger Lautenklang. Die Beiden sind oft nicht einer Meinung, können aber nicht voneinander lassen. Das rachsüchtige Gespräch der bösen Feen Wiltrud und Scolinth haben sie belauscht und machen sich auf den Weg zum Schloss, wo sie bald Anstellung bei König Purpur finden. Dieser regiert sein Reich mit Ehegattin Hermeline. Um ihr Töchterlein Röschen ist die königliche Mutter besorgt, sie ahnt die Rache der Hexen.

Sconea ist die gute Fee, sie hält ihre schützende Hand über Röschen. Zu dessen Geburt sprach sie ihr Heil und Segen zu. Als der Fluch der Hexen ausgesprochen war, verkündet Herold, Sprachrohr der hochwohlgeborenen Majestät, dem Volk, alle Spindeln im Lande zu verbrennen. Im Schlossturm lebt die von der Menschheit vergessene Alte. Im Auftrag der Hexen verführt sie das neugierige Jungfräulein. Wie bereits geahnt, geht der Fluch in Erfüllung. Röschen sticht sich an der goldenen Spindel der Großmutter, das Blut rinnt - sie fällt in einen tiefen Schlaf und mit ihr das gesamte Königreich.

Nachdem viele ritterliche Freier von Schlafdorn, dem Riesen-Wächter des Schlosses, erschlagen wurden, traut sich kaum einer in die Nähe des Schlosses. Eine lange Zeit verging, bis der tapfere Ritter Minnamunt nach bitterem Kampf den Riesen besiegt - Röschen und das Königreich sind gerettet! Manch Tiere, wie der Esel, den der Bär gerne als Beute hätte und ein Wildschwein, das sich wahrlich saumäßig aufführt, bringen das Publikum, Groß wie Klein, zum Lachen. Kurz: Ein gelungene Aufführung mit hübschen Marionetten, stets passenden Geräuschen und schöner Musik während den Szenenwechseln.

Weitere Vorstellungen: Sonntag, 19. Dezember um 11 und 14 Uhr, sowie Samstags 15., 22., 29. und Donnerstag, 6. Januar jeweils um 15 und 17.30 Uhr, Sonntags 9., 16., 23., 30. Januar jeweils um 11 und 14 Uhr, Theatersaal VHS, Bahnhofsplatz 14, Reservierung unter 08151/4477570

© SZ vom 18.12./19.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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