Starnberger Kulturprogramm:Bunter Bahnhof

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Lyrisch, bayerisch, bodenständig unterhält Wolfgang Ramadan im Juni

(Foto: Dieter Schnöpf)

Lyrik, Musik und Skurriles im Wartesaal.

Von Christiane Bracht, Starnberg

Der Starnberger Bahnhof ist zweifelsohne beliebt. Zwar nicht bei Pendlern, die ohne Dach im Regen stehen müssen, wenn sie auf die S-Bahn warten, aber bei Künstlern dafür um so mehr. Denn sowohl der holzvertäfelte Wartesaal für allerhöchste Herrschaften und der ebenfalls historische für Passagiere erster Klasse, die Johann Ulrich Himbsel 1856 baute, haben einen ganz besonderen Charme. Musiker, Schauspieler und auch Maler schätzen außerdem die sehr familiäre Atmosphäre dort. Statt der üblichen Distanz zwischen Publikum und Künstler kommt man hier ganz leicht ins Gespräch, plaudert bei einem Glas Sekt nach der Vorstellung noch angeregt und herzlich miteinander über das Dargebotene, aber auch anderes. Das stößt auch beim Publikum auf große Gegenliebe. Künstler zum Anfassen gibt es schließlich höchst selten, und so sind Lesungen, Konzerte und Theatervorstellungen meist ziemlich schnell ausverkauft, weiß die Starnberger Kulturamtschefin Annette Kienzle.

Bisher fanden nur vereinzelt Veranstaltungen in den historischen Räumen statt. Doch jetzt hat die Stadt erstmals ein eigenes Kulturprogramm für den Bahnhof herausgebracht. Bis Weihnachten sind fünf Ausstellungen im Wartesaal für Passagiere der ersten Klasse geplant. Die erste mit dem Titel "Lichtzeichen", in der Lichtobjekte von Christian Wiechmann und Sonnenzeichnungen von Christoph Nicolaus zu sehen sind, dauert noch bis zum 17. Mai. Parallel dazu bietet Nicolaus unter dem Titel "Garonne" noch bis zum 13. Mai eine Lichtinstallation mit Musik immer zu unterschiedlichen Zeiten im Wartesaal für allerhöchste Herrschaften. Im Sommer dreht sich alles um das Thema "Werden und Vergehen". Was sich dahinter verbirgt, soll eine Überraschung sein, so die Kuratorinnen der Reihe "Nah und fern". Nur so viel: Skurriles mit Leuchtkästen, in denen sich etwas bewegt, sei dabei und Teppiche mit provokativer politischer Kultur von Rosa Stach mit großen Videos dazu. Im Herbst steht die Fotografie im Fokus. Zunächst in Form von Kohlezeichnungen, die aussehen wie Fotos, bei denen man nur unerwartet die andere Vorgehensweise entdeckt. Das Thema dieser Ausstellung ist "Verfremdung". Von Ende Oktober an sind Reisefotos aus ungewohnten Blickwinkeln im Kulturbahnhof zu sehen. Und im Dezember geht es um "Satire und Alltag".

Ganz bodenständig wird es indes, wenn Wolfgang Ramadan am 20. Juni sein Publikum unter dem Motto "Lieber Gebrauchslyrik als Lyrik, die keiner braucht" mit bayerischen Aphorismen und Vortragsgedichten unterhält. "Herzerfrischend und wunderbar spielt die Schweizer Pianistin Lauriane Follonier", schwärmt die Starnberger Kulturchefin. Mitte November treten Follonier und Sänger Peter Schön im Bahnhof mit der "Winterreise" von Franz Schubert auf, das musikalische Highlight des Programms.

Literarisch hat Starnberg natürlich auch etwas zu bieten. Im vergangen Jahr haben die Autoren der Starnberger Hefte den Literaturpreis der Stadt bekommen. Zehn Hefte sind bereits erschienen. Zu diesem Jubiläum lesen einige Verfasser ihre Geschichten vor. Herausgeber Ernst Quester gibt zudem Einblicke in die Schwierigkeiten, die er hatte, bis die regionale Kulturzeitschrift erscheinen konnte.

Märchenhaft wird es Ende Oktober, wenn Peter Hoffmann als Meisterdieb Ali seinen Meister sucht. Musikalisch wird seine Erzählung von Musik aus Orient und Okzident begleitet. Märchen gibt es aber auch für Kinder ab vier Jahren. Die Theatergruppe Schreiber und Post präsentiert den Kleinen Mitte Oktober unter dem Titel "Der goldene Schlüssel" Clownsgeschichten. Karten für die Vorstellungen, soweit sie Eintritt kosten, gibt es im Kulturamt oder beim Tourismusverband. Dort liegt das vollständige Programm auch aus.

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