Starnberger Gartenmesse:Kunst und Krempel am See

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Nach einem verhaltenen Auftakt am Samstag entwickelt sich das "Starnberger Frühlingserwachen" im Strandbad zu einem Publikumsrenner. Doch ob die Gartenmesse nächstes Jahr wieder am angestammten Platz stattfinden kann ist unklar, weil der Wasserpark umgebaut wird.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Am Stand von Hubert Gail drängen sich die Leute. Fasziniert sehen sie zu, wie er einen Handwagen "im Handumdrehen" in einen Picknicktisch mit zwei Bänken verwandelt. Auf die Idee mit dem wandelbaren Holzmöbelwagen hatten ihn seine Kinder gebracht. Sie wollten an einem Baggersee grillen. Die Grillausrüstung nebst Klapptisch und Stühlen wurde mitgeschleppt, trotzdem endete das Vorhaben in einer Katastrophe. Zuerst wurde der Sonnenschirm weggeweht, dann mussten alle Utensilien wieder eingepackt und nach Hause geschleppt werden.

Mit dem "Mobi-Table", wie Gail die praktische Kombi-Möbel-Holzwagen-Konstruktion nennt, kann das nicht passieren. Man kann alles, was man für einen gelungenen Picknickausflug braucht, in den Handwagen packen, der sogar in den Kofferraum passt. Und man hat auch gleich die passenden Möbel vor Ort. Zwei Jahre hat Gail in die Entwicklung dieses Holzwagens investiert.

Vor wenigen Monaten gründete er eine Firma, die Gartenmesse "Starnberger Frühlingserwachen" ist eine seiner ersten Veranstaltungen. Sobald er den Wagen umbaut, komme bei den Besuchern der Hallo-Effekt, freut sich Gail. Er hat schon nach wenigen Stunden Bestellungen erhalten.

Pflanzen, Kunst und Kitsch, dazu Sonne und eine traumhafte Seekulisse: Es waren am Sonntag - nach einem durchwachsenen Samstag - gute Voraussetzungen für die Gartenmesse auf der Strandbadwiese. Viele der insgesamt 74 Händler waren mit dem Sonntag denn auch sehr zufrieden. Die Massen drängten sich über das Gelände, freie Parkplätze gab es in weiterem Umkreis nicht mehr. Auch der kalte Wind, der über den See pfiff, hielt die Besucher am Sonntag nicht ab.

Ein anderes Bild bot sich am Samstag. Eisenkünstler Hans Lassner-Meisel und seine Frau, eine Holzkünstlerin, stehen am Stand. Sie sind zum ersten Mal in Starnberg und etwas enttäuscht von der geringen Nachfrage. Nur wenige Besucher kämen vorbei und noch weniger würden sich für "Hölzernes und rostiges Zeuch" von ihm und seiner Frau interessieren, sagt Lassner-Meisel. Auch sein Standnachbar Klaus Habl von Allgäuer Insektengitter meint: "Die Leute gehen vorbei und es sind nicht viele, die vorbei gehen." Die Roboter-Rasenmäher, die von der TD-Computerfirma programmiert werden, stoßen zwar auf großes Interesse. Die Besucher schauen, aber kaufen nicht alle. Die Garten- und Landschaftsbauer Florian Knittel und Peter Mitschke haben sich für einen gemeinsamen Stand entschlossen. "Das macht Spaß und spricht die Kunden an", freut sich Knittel.

Der Starnberger Volker Buchner ist ebenfalls zufrieden. Er vertreibt schon seit mehreren Jahren seine Kunstbände "Malerei am Starnberger See" auf der Gartenmesse und hat sich einen festen Kundenstamm aufgebaut. Derzeit arbeite er an einem dritten Bildband über Malerei am Ammersee, erzählt er. Das Einzige, was ihn störe, sei ein fehlender Biergarten. Buchner hat festgestellt, dass die Aussteller wieder hochwertiger geworden sind. Im vergangenen Jahr hatte der Allgäuer Eberhard Fetzer die Veranstaltung von den Starnberger Landschaftsarchitekten Nicole Zeitler und Christian Ufer übernommen. Damals waren insbesondere Künstler ferngeblieben. Fetzer hat darauf reagiert und dieses Jahr einige Kunsthandwerker als Aussteller gewinnen können. Zwar sei der Starnberger Standort weniger frequentiert, als die anderen Gartenmessen, die er in Bayern anbietet. Dennoch will er in Starnberg bleiben, "weil die Zusammenarbeit gut und unkompliziert ist". Derzeit weiß er nicht wie es weitergehen soll, da der Wasserpark saniert wird. "Man muss sehen, wie es läuft und eventuell nach örtlichen Alternativen suchen", sagt er.

© SZ vom 21.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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