Starnberg/Andechs:Mit Strom das Leben retten

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Für jeden Andechser Ortsteil einen öffentlich zugänglichen Defibrillator: Bürgermeisterin Anna Neppel. Damit kann ihre Gemeinde im Gegensatz zum Landkreis ein dichtes Netz vorweisen. (Foto: Nila Thiel)

Bei einem Herzinfarkt geht es um Sekunden. Defibrillatoren sind aber selten im Landkreis. Andechs rüstet jetzt auf.

Von Ute Pröttel, Starnberg/Andechs

Jährlich sterben immer noch 140 000 Menschen am plötzlichen Herztod. Oft kommt der Rettungsdienst in diesen Fällen zu spät. Innerhalb von zehn Minuten sinkt die Überlebenschance bei Herz-Kreislauf-Stillstand praktisch auf null. Dabei muss man für eine schnelle Behandlung mit einem Defibrillator kein Medizinstudium absolviert haben. Wenn denn einer in der Nähe ist.

Wer seine Ausflüge nach Andechs plant, kann beruhigt sein: Im Gemeindeteil Erling befindet sich ein öffentlicher Defibrillator bei der Kreissparkasse in der Andechser Straße. Für den Ortsteil Machtlfing erhält die Gemeinde nun einen weiteren Automatischen Externen Defibrillator (AED). Installiert wurde das Gerät am Bushäuschen in der Ortsmitte. Im Herbst, so verkündete Bürgermeisterin Anna Neppel, soll es ein weiteres Gerät in Frieding geben. Damit wäre Andechs die erste Gemeinde im Fünfseenland, die in allen Ortsteilen über ein solches lebensrettendes Gerät verfügt. In Starnberg befindet sich ein 24 Stunden zugängliches AED im Eingangsbereich des Baumarkts. Entlang der B2 eines an der Notrufsäule Olympiastraße/Wielinger Straße. Bestens ausgestattet ist die Gemeinde Krailling. In den Geschäftsstellen sowohl der VR-Bank als auch der Sparkasse befindet sich je ein Gerät. Drei weitere sind gemeldet. Auskunft über die Standorte der Defibrillatoren gibt die Internetseite defikataster.de.

Am Ostufer des Starnberger Sees gibt es nur einen einzigen Standort, nämlich das Wohnzentrum Etztal, die Anlage des Betreuten Wohnens der Gemeinde Berg. Und dieses Gerät ist nicht rund um die Uhr zugänglich. Noch ungünstiger stellt sich die Lage entlang des Ammersee-Westufers dar. Bis zum Lech hin ist kein einziger öffentlicher Defibrillator gemeldet. Da hilft im Notfall eben nur der Notruf.

Wie ein solches Gerät funktioniert, erklärte Thomas Paul von der Münchner Berufsfeuerwehr zu Beginn der Andechser Bürgerversammlung im Klostergasthof anhand eines Dummies: Das Gerät sieht aus wie ein bunter Kassettenrekorder. Er wird durch den Druck auf den Ein-/Ausschalter aktiviert und leitet den Laien in klaren Anweisungen durch die Reanimation. Wichtig ist die am Gerät befindlichen Elektroden richtig auf dem freien Oberkörper des Patienten anzubringen. Der Defibrillator misst dann den Herzrhythmus und entscheidet, ob ein Schock auszuführen ist. Erst wenn die Messung des Gerätes zu dieser Diagnose kommt, wird das Gerät für einen Schock freigegeben. Auch für die weitere Versorgung des Patienten bis der Arzt eintrifft, hält das Gerät Sprachanweisungen bereit.

Erstes Indiz für einen Herzinfarkt ist ein starker Brustschmerz, der in den linken Arm oder Bauchraum ausstrahlt. Die häufigste Herzrhythmusstörung ist das Kammerflimmern. Sie ist gleichzeitig auch die bedrohlichste. Der normale Herzrhythmus beträgt 70 bis 80 Schläge pro Minute. Bei einem Infarkt gerät das Herz in Chaos und flimmert mit einer Frequenz von 400 bis 600 Schlägen pro Minute vor sich hin. Die einzige Möglichkeit, dieses Kammerflimmern zu durchbrechen, erklärt Paul in seinen Ausführungen, ist der Elektroschock. Am besten gehen gefährdete Menschen übrigens auf den Golfplätzen der Region spazieren.

© SZ vom 22.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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