Starnberg/Andechs:Bunte Bettwäsche liegt bereit

Angesichts der ständig wachsenden Zahl an Flüchtlingen, die pro Woche in den Kreis kommen, will das Landratsamt künftig neben Containern auch Hallen aus Lerchenholz mit einer Grundfläche von 1000 Quadratmetern aufstellen

Von Astrid Becker, Starnberg/Andechs

Etwa drei Wochen hat der Bau gedauert, jetzt ist sie fertiggestellt: Die zweite Containeranlage im Landkreis, die als Unterkunft für Asylbewerber dienen soll. 96 Menschen werden in Andechs untergebracht - die ersten 34 sind bereits noch am selben Tag eingezogen. Ebenso viele werden dann auch nach Inning kommen, wo derzeit eine nahezu identische Anlage, die dritte im Kreis, errichtet wird. Für den Landkreis ist die Abwicklung eines solchen Baus schon allein wegen des wachsenden Zeitdrucks eine riesige Herausforderung. Deshalb sollen neben Containern auch noch Hallen gebaut werden. Zudem braucht es noch feste Unterkünfte für anerkannte Flüchtlinge und bedürftige Landkreisbürger.

Im Landratsamt muss an diesem Dienstag jedenfalls erstmal große Erleichterung bestanden haben, weil die Erlinger Anlage fristgerecht am 1. Dezember fertig geworden ist. Denn womit niemand rechnete: An diesem Tag trafen auch die ersten 34 Asylbewerber ein, die dort untergebracht werden müssen. Die Kreisbehörde hatte mit deren Ankunft nicht vor dem 3. Dezember gerechnet und war dem Vernehmen nach erst am Dienstag von dem Eintreffen der Menschen unterrichtet worden. Was den neuen Bewohnern wie den Andechsern, die die 2,1 Millionen Euro teure Anlage am Dienstag besichtigten, aufgefallen sein muss: Wie auch bereits in Herrsching ist auch diese Anlage komplett eingerichtet. Es liegt bunte Bettwäsche bereit, in der Küchenzeile samt Induktionsherd finden sich Geschirr, Gläser, Besteck und Töpfe. Sogar an Kleiderbügel wurde gedacht. Es gibt zudem einen Spielplatz und eigenen Bau mit Waschmaschinen und Trocknern sowie Lager- und Sozialräumen, die beispielsweise für Seminare genutzt werden können.

Landrat Karl Roth, Kreisbaumeister Christian Kühnel, Bürgermeisterin Anna Neppel und auch Architekt Jürgen Gollwitzer waren ebenfalls vor Ort, um sich möglichen Fragen der Bevölkerung zu stellen, die in den vergangenen Wochen den Baufortschritt auf dem Grundstück am Birkenmoosäckerweg in Nähe des Minigolfplatzes in Erling beobachten konnten. Da waren allein die Lkws, die jeweils nur mit zwei Containern beladen w erden konnten. Diese wiederum mussten möglichst früh am Morgen in Erling eintreffen, weil sie an einer Seite offen geliefert werden und daher sofort verschraubt werden müssen, um Beschädigungen beispielsweise durch schlechte Witterung, zu vermeiden. Für eine dieser Wohnungen, die nun nach Herrsching auch in Erling fertiggestellt wurden, sind jeweils vier Container nötig. Sie bieten Platz für sechs Menschen, die über zwei Schlafzimmer und einen Gemeinschaftsraum verfügen können. Ziel dieses Grundrisses war es, den Asylbewerbern ein möglichst selbstständiges Leben zu ermöglichen, selbst zu kochen und zu putzen. Diese Art der Unterbringung in eigenen Wohnungen hat aber noch einen anderen entscheidenden Vorteil: Anders als in anderen Unterkünften, in denen von einem Flur mehrere Zimmer abgehen und Menschen verschiedener Herkunftsländer und Kulturen ständig aufeinandertreffen, soll sie dazu beitragen, soziale Konflikte zu vermeiden.

Ein Gedanke, den vor allem Kreisbaumeister Christian Kühnel stets bei der Planung im Auge hatte. Doch nun könnte sich das ändern. Denn angesichts der ständig wachsenden Zahl von Flüchtlingen, die pro Woche in den Kreis kommen, will das Landratsamt künftig neben Containern auch Hallen aus Lerchenholz mit einer Grundfläche von 1000 Quadratmetern aufstellen. Zwei Drittel davon - jeweils an den Außenwänden - sollen als Schlafplätze dienen, die Mitte als Wohn- und Gemeinschaftsbereich. Sanitäre Einrichtungen und Küchen sind derzeit noch in einem gesonderten Bau geplant. Die Suche nach Anbietern von derartigen Hallen lief über einen Bieterwettbewerb, der bereits abgeschlossen ist. Doch auch über dauerhafte feste Unterkünfte wird bereits nachgedacht - für anerkannte Flüchtlinge und bedürftige Kreisbewohner. Die Kommunen sollen hier zwischen verschiedenen, aber dennoch festgelegten Modellen wählen können - aus Holz- oder auch in Ziegel-Modulbauweise.

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