CSU-Antrag:Züchtig am See

Der Starnberger Stadtrat Gerd Weger will keine Nackten auf der Seepromenade sehen. Deshalb fordert er ein Badeverbot

Von Peter Haacke, Starnberg

Der oberbayerischen Band La Brass Banda war 2013 bei der deutschen Vorausscheidung zum Eurovision Song Contest ein Achtungserfolg beschieden: Zwar landete die Blaskapelle vom Chiemsee mit ihrem Song "Nackert" nur auf Platz 2, was aber auch daran gelegen haben mag, dass nur wenige Deutsche die schönen Textzeilen "Fahr mim Bulldog in de Wiesn, leg mi nackert an mein See. Weil die Nackertn gspiern nackert a den See so wunderschee" verstanden haben. Gleichwohl gibt es in ästhetischer Hinsicht zuweilen erfreulichere Anblicke als Menschen, die sich in Unterwäsche oder gar hüllenlos der Öffentlichkeit präsentieren. Doch dieses Phänomen ist mit steigenden Temperaturen nach Ansicht von CSU-Stadtrat Gerd Weger immer häufiger auch in Starnberg zu beobachten - und das ausgerechnet an der Seepromenade, einem der "wenigen Aushängeschilder dieser Stadt". Der ehemalige Dritte Bürgermeister möchte diesem Gebaren aber endlich Einhalt gebieten und fordert nunmehr zum dritten Mal ein Badeverbot an der Promenade.

"Damit kein Missverständnis entsteht", schreibt Weger an Bürgermeisterin Eva John, "die Promenade soll kein Laufsteg der Reichen und Schönen werden, sondern eine Flaniermeile für normal Sterbliche". Wenn im Herbst mit der Grundrenovierung des Wasserparks begonnen werde, sei es fatal, "wenn man aus diesem notwendigen Anlass die Seepromenade als Alternative anbieten würde". Weger sorgt sich ums Image der Stadt. Und deshalb müsse nun ein Badeverbot her im Bereich vom Gelände des Münchner Ruder- und Segelvereins (MRSV) im Süden bis zum Pavillon am Nordspitz. Zwar ist Weger bewusst, dass in einer Zeit, "wo der Begriff 'Toleranz' groß geschrieben wird", es vielleicht unschicklich sein könne, "da und dort auch einmal Grenzen aufzuzeigen". Aber es gebe genug Bademöglichkeiten. Bereits 2012 hatte Weger versucht, ein Badeverbot zu erlassen, war damit aber gescheitert, weil für den See das Landratsamt zuständig ist. Einzige Chance, hieß es, sei der Erlass einer städtischen Anlagensatzung. Doch die ist erst in Vorbereitung.

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