Starnberg:Zeichen für Toleranz

Starnberg Kirchplatz Gedenkfeier

Landrat Karl Roth sprach zu den Besuchern der Gedenkveranstaltung auf dem Starnberger Kirchplatz.

(Foto: Treybal)

150 Teilnehmer bei Gedenkveranstaltung in Starnberg

Von Otto Fritscher, Starnberg

Kurz vor halb sechs am Montagabend hat sich erst ein kleines Grüppchen auf dem Starnberger Kirchplatz eingefunden, das dann aber doch recht schnell auf zirka 150 Menschen anwächst: Es sind die Teilnehmer einer Gedenkveranstaltung zum geschichtsträchtigen 9. November. Sie treten für ein Starnberg ein, das "bunt, tolerant und weltoffen" ist, eine Stadt, in der für Fremdenhass und rechte Parolen kein Platz sein soll. Initiatoren der kurzfristig organisierten Kundgebung sind Kerstin Täubner-Benicke, Sprecherin des Grünen-Kreisverbands, deren Parteikollegin und Kreisrätin Martina Neubauer, Rainer Hange, der seit langem in der FDP aktiv ist, und Starnbergs evangelischer Pfarrer Stefan Koch. Eine überparteiliche Allianz, die bereits Ende Januar eine Kundgebung für Toleranz - damals vor der evangelischen Kirche - veranstaltet hatte.

Schauspielerin Christine Adler ruft diesmal ins Gedächtnis, was sich an verschiedenen 9. November-Tagen ereignet hat: 1918 die November-Revolution, 1923 der Hitler-Ludendorff-Putsch, 1938 die Pogrom-Nacht und 1989 die Öffnung der Berliner Mauer. Und jetzt mahnen die Organisatoren sowie diverse Redner vor erstarkenden rechten Umtrieben in ganz Deutschland. Landrat Karl Roth wird von mehreren Rednern für seinen besonnenen Umgang mit den Flüchtlingen gelobt. Er verdeutlicht noch einmal die Situation: "Anfang November haben 1323 Asylbewerber im Landkreis gelebt. Vor vier Jahren, im November 2011, waren es genau sieben. Und zum Ende dieses Jahres werden es 2129 Flüchtlinge sein, die sich bei uns ein neues Leben erhoffen." Starnbergs Bürgermeisterin Eva John hatte zuvor betont, dass "in Starnberg Platz für Menschen aller Glaubensrichtungen ist".

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, die ehemalige Bundesjustizministerin, legt sich vehement ins Zeug: "Wir stehen hier für die Werte unserer pluralen Gesellschaft. Diese Werte sind in Gefahr. Und wir müssen alle da sein, wo das Strafrecht nicht greift, und die Meinungsfreiheit gilt", ruft sie den Teilnehmern zu. Kräftiger Applaus.

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